• 03.04.2013 13:22

  • von Roman Wittemeier

Kooperation: Ein ACO-Bein auf US-Boden?

Le-Mans-Veranstalter ACO will den Kontakt zur amerikanischen Sportwagen-Szene nicht verlieren: Kehren 2015 die LMP1 zurück?

(Motorsport-Total.com) - Während die europäische Basis (European-Le-Mans-Series; kurz: ELMS) wieder Schwung aufnimmt und die asiatische Serie (Asian-Le-Mans-Series; kurz: AsLMS) erneut Anlaufschwierigkeiten hat, sind die Sorgen des ACO beim Blick über den Atlantik derzeit am größten. Im Zuge des Zusammenschlusses von Grand-Am und American-Le-Mans-Series (ALMS) 2014 zur neuen USCR verschwinden die LMP1-Autos erst einmal von der US-Bildfläche. Das amerikanische System ist ab dem kommenden Jahr kaum noch kompatibel zur Le-Mans-Szene.

Titel-Bild zur News:

Die Hersteller würden gern mindestens zwei Rennen in den USA fahren

"Der ACO hat jüngst einen Vertrag mit der neuen USCR (United SportsCar Racing; Anm. d. Red.) unterzeichnet. Es wird eine Kommission geben, die diese Kompatibilität wieder herstellen soll", verspricht WEC-Boss Gerard Neveu. "Auf technischer Seite arbeitet aus unseren Reihen Vincent Beaumesnil mit den Technikern der USCR an einem Plan, im Bereich Promotion sitze ich mit Ed Bennett an einem Tisch. Jim France und Pierre Fillon arbeiten eng zusammen."

"Allen ist klar, dass die beteiligten Hersteller unbedingt ein Spielfeld benötigen, das auch die USA umfasst", betont der Franzose. Der ACO hat großes Interesse an einem engen Draht in die Vereinigten Staaten. Immerhin will man auch in Zukunft feste Startplätze an die besten Sportwagenteams aus den USA vergeben können. Die Topkategorie der USCR wird ab 2014 ein Gemisch aus LMP2 und Daytona-Protoypen sein. Ob die Gesamtsieger dann eine Einladung nach Le Mans bekommen können, ist unklar.

Die Hersteller haben die Hoffnung, dass schon ab 2015 wieder LMP1-Fahrzeuge in den USA rennen werden. Das Interesse ist groß. "Ob man nun innerhalb von zwei Jahren zu einer entsprechenden Lösung kommt, das weiß ich nicht. Jetzt steht erst einmal ein Umbruch ins Haus. Natürlich müssen wir auch die speziellen Bedürfnisse des amerikanischen Marktes respektieren", sagt Neveu. "Durch den Kooperationsvertrag bleibt das Band, das uns verbindet, intakt. Das ist sehr wichtig."

Road America als WEC-Traumkulisse

"Man arbeitet mit hoher Intensität daran, dass man technisch wieder auf eine gemeinsame Basis kommt. Wir müssen gewährleisten, dass man sich auch in Zukunft in den USA einige Startplätze für das 24-Stunden-Rennen in Le Mans sichern kann", so der WEC-Promoter. "Ob es dort bald wieder LMP1-Fahrzeuge geben wird, kann ich noch nicht sagen. Dafür sind die Gespräche noch zu frisch. Eines ist aber klar: Für die WEC und die beteiligten Hersteller ist der amerikanische Markt so wichtig, sodass wir die USA immer im Kalender haben werden."

Stefan Mücke

2009 gastierte letztmals eine Le-Mans-Serie am Nürburgring: Comeback 2014? Zoom

"Wir haben nun Austin neu im Kalender. Diese Strecke und diese Stadt bieten hervorragende Voraussetzungen. Der Kurs ist für den Langstreckensport bestens geeignet, die Stadt hat Flair und eine große Offenheit. Das ist genau das, was die Teams und Hersteller wünschen", lobt Neveu den texanischen Schauplatz. "Mal sehen, vielleicht ergibt sich in Zukunft die Chance auf ein zweites Rennen in den USA. Wir wissen, was die Hersteller wollen. Darauf nehmen wir natürlich Rücksicht."

Geht es nach Audi, Porsche, Toyota und Co., so wäre eine Öffnung der USCR für LMP1-Fahrzeuge die perfekte Lösung. Falls dies nicht klappt, sollte es zumindest mehr WEC-Rennen in den USA geben. "Die beste Strecke überhaupt ist jene in Elkhart Lake. Der Kurs ist schnell und spektakulär - einer der 'alten Schule'. Auch die Atmosphäre mit den Naturtribünen ist einfach klasse", spricht Porsche-Werkspilot Jörg Bergmeister Klartext. "Ich bin sicher, dass alle Fahrer, die mal eine Weile in den USA auf allen möglichen Rennstrecken gefahren sind, die Road America als Favorit haben."

Die WEC will ihren Kalender zur Saison 2014 um zwei Rennen ausweiten. Auf der Wunschliste der Hersteller stehen neben einem zweiten US-Rennen auch Schauplätze in Indien, Russland und Deutschland. In der Eifel gibt es Bemühungen um eine Neuauflage eines Klassikers: das traditionsreiche 1.000-Kilometer-Rennen soll wiederbelebt werden. Wie die Chancen auf eine Rückkehr der Le-Mans-Szene nach Deutschland stehen, lesen Sie morgen im Interview mit WEC-Chef Gerard Neveu auf 'Motorsport-Total.com'.