• 27.05.2008 14:39

  • von Dieter Rencken

Janis Ringen um Aufmerksamkeit

Champion Neel Jani wünscht sich in seiner Heimat Schweiz mehr Interesse für die A1GP-Serie - Jo Siffert als Janis Jugendheld

(Motorsport-Total.com) - Drei Wochen nach dem Titelgewinn war der Schweizer A1GP-Pilot Neel Jani zu Gast beim Formel-1-Rennen in Monte Carlo. Dort sprach er mit den Journalisten über die Vorteile der A1GP-Serie, das immer noch mangelnde öffentliche Interesse in seiner Heimat Schweiz, seinen Freund und Konkurrenten Adrian Zaugg sowie seine Erinnerungen an seinen berühmten Landsmann Jo Siffert.

Titel-Bild zur News: Neel Jani

Der Schweizer Neel Jani mit der Meistertrophäe der A1GP-Serie

Frage: "Neel, ab der kommenden Saison ist Ferrari der Partner der A1GP-Serie - steigert das das Ansehen der Serie?"
Neel Jani: "Ja natürlich. Und deshalb möchte ich auch unbedingt wieder dort fahren. Ich mag die Meisterschaft grundsätzlich sehr gern. Die Politik ist dort nicht so wichtig. Jeder hat den gleich guten oder gleich schlechten Motor und das gleiche Auto. Es liegt nur am Fahrer und dem Ingenieur, das Beste daraus zu machen. In vielen anderen Serien bringen die Teams ihre Autos nach den Rennen zurück in die Fabrik, wo sie sehr viel am Auto arbeiten können. In der A1GP-Serie geht das nicht."#w1#

Das Interesse könnte größer sein

Frage: "Wie ist die Unterstützung in der Schweiz?"
Jani: "Es wird langsam, aber sicher. Ich denke, dass der Gewinn der Meisterschaft sehr geholfen hat. Es war das erste Mal, dass wir mehr Publicity bekommen haben. Sogar das nationale Fernsehen hat erstmals über uns berichtet. Aber es ist immer noch sehr schwer. Im Vergleich zu Südafrika, Neuseeland oder anderen Ländern ist es noch wenig."

"Vielleicht sehen die Leute dann, dass es sich nicht nur um eine Hobby-Rennserie handelt." Neel Jani

Frage: "Ist es auch ein Problem, dass es in der Schweiz kein Rennen gibt und die Leute es sich nicht direkt ansehen können?"
Jani: "Nein, ich denke nicht. Ein Rennen durchzuführen, wäre ohnehin unmöglich. Aber die Motorrad-WM und die Formel 1 werden auch übertragen. Vielleicht ändert es sich nach dem Gewinn der Meisterschaft und wenn die Leute merken, dass es sich um eine wachsende Serie handelt, die ein immer besseres Ansehen genießt. Vielleicht sehen die Leute dann, dass es sich nicht nur um eine Hobby-Rennserie handelt. Südafrika und Neuseeland sind die führenden Länder, was die öffentliche Aufmerksamkeit angeht."

Zaugg, der Freund und Konkurrent

Frage: "Wie schätzt du den südafrikanischen Piloten Adrian Zaugg ein?"
Jani: "Adrian ist vor allem ein guter Freund von mir. Er lebt nur ungefähr eine halbe Stunde von mir weg. Deshalb gehen wir recht oft zusammen Go-Kart-Fahren. Ich schätze ihn sehr hoch ein, denn ich denke, dass er sehr, sehr schnell sein kann. Das haben wir im Regen in Eastern Creek gesehen. Ich wurde Zweiter, aber ich war rund 15 Sekunden hinter ihm. Ich konnte da nichts dagegen tun. Und das zeigt, dass er definitiv sehr schnell ist. Er hat aber leider auch manchmal seine Tiefen. Sobald er konstant genug ist, wird er ganz klar ein Titelanwärter."

"Wenn er konstanter wird, wird er definitiv ein schwerer Gegner." Neel Jani

Frage: "Liegt das auch daran, dass er erst etwas später mit dem Rennsport angefangen hat?"
Jani: "Ich weiß nicht, er hatte in dieser Saison aber auch etwas Pech. Aber letzten Endes hat jeder mal Pech. Wenn er konstanter wird, wird er definitiv ein schwerer Gegner. Er ist ein starker Fahrer und unglaublich schnell. Vor allem in schnellen Kurven ist er sehr gut."

Erinnerungen an Jo Siffert

Frage: "Für dich hatte der Titelgewinn in Brands Hatch eine ganz besondere Bedeutung, weil Jo Siffert hat seinen ersten Grand Prix gewonnen hat und dann dort leider auch verstorben ist. Was weißt du über Sifferts Karriere?"
Jani: "Ich weiß, dass er es am Anfang ganz schwer hatte. Er hatte überhaupt kein Geld. Er hat leere Flaschen und leere Kartons gesammelt und versucht, sie zurückzugeben und Geld dafür zu bekommen. Und dann ist er mit seinem Formel-1-Auto auf den Schweizer Straßen gefahren - wie cool ist das? Heutzutage darf man an so etwas nicht einmal mehr denken. In der Schweiz dürfte man das Auto heute nicht einmal mehr starten, weil es zu laut wäre."

"Siffert war mehr der feine Künstler." Neel Jani

Frage: "Wer waren deine Schweizer Formel-1-Helden?"
Jani: "Es gibt ja nicht allzu viele, die wirklich gut waren. Einer von ihnen war Jo Siffert und dann noch Clay Reggazzoni. Die anderen haben vielleicht nie die richtige Chance bekommen. Diese beiden waren definitiv gut, aber ich als meinen Helden würde ich wenn dann Jo Siffert bezeichnen. Reggazzoni war auch sehr gut, aber er hatte einen anderen Stil. Er war aggressiver, Siffert war mehr der feine Künstler."