Beaumesnil: LMP2 bleibt eine attraktive Kategorie

Nicht alle Fans können sich mit den strikten LMP2-Regeln ab 2017 anfreunden - Vincent Beaumesnil macht Hoffnung und verweist auf die Vorteile der Reduktion

(Motorsport-Total.com) - Der ACO hatte es bereits im Vorfeld angekündigt, doch die Verkündung der neuen LMP2-Regeln ab der Saison 2017 im vergangenen Mai haben das Fahrerlager wie auch die Fangemeinde überrascht, und das meist wenig positiv. Mit der Begrenzung auf vier Chassishersteller (Onroak, Oreca, Dallara, Riley/Multimatic) und einen Einheitsmotor (Gibson) wird die Vielfalt der kleinen Prototypenklasse verschwinden, die zu einer reinen Kundensportkategorie werden wird.

Titel-Bild zur News: Julien Canal, Sam Bird

Große Vielfalt in der LMP2-Kategorie: Ab 2017 wird es damit vorbei sein Zoom

ACO-Sportdirektor Vincent Beaumesnil ist sich bewusst, einen Nerv getroffen zu haben, kann jedoch die Aufregung zumindest aus dem Fahrerlager nicht verstehen. Strakka und SMP Racing fühlten sich vor den Kopf gestoßen. Im Interview mit 'Endurance Info' rechtfertigt sich Beaumesnil: "Wir haben stets gesagt, dass die jetzigen Autos für fünf Jahre eingesetzt werden können und gewarnt, dass sich das Konzept weiterentwickeln würde." Die LMP2-Kategorie wurde im Jahre 2011 umgekrempelt, letztlich wird die jetzige Fahrzeuggeneration sogar auf sechs Jahre kommen - plus einige "Grandfathered"-Saisons in verschiedenen Serien.

Indirekte Kritik also an Projekten wie dem BR01 von SMP Racing, der erst zur Saison 2015 kam und somit nur zwei Jahre hat, bevor sein Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Der ACO schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Einerseits wird für die vier Hersteller ein LMP2-Markt geschaffen, der profitabel sein kann (im Umkehrschluss verspricht sich der Le-Mans-Veranstalter durch die höheren Stückzahlen sinkende Kosten für die Betreiber), gleichzeitig werden Teams, die ein eigenes Fahrzeug an den Start bringen wollen, in die lahmende LMP1-Privatklasse gezwungen, die eine eigene Baustelle darstellt.

Schwieriger Findungs-Prozess mit drei Verbänden

Auch für die Fans hat Beaumesnil tröstende Worte parat: "Ich bin mir sicher, dass die LMP2 eine attraktive Kategorie bleiben wird." Recht scheint ihm die Tatsache zu geben, dass immer mehr talentierte, junge Fahrer wie Sam Bird, denen der Weg in die Formel 1 versperrt bleibt, sich frühzeitig den Sportwagen zuwenden. "Die LMP2-Kategorie ist eine echte Alternative für Fahrer, die aus der GP2 oder der World Series by Renault kommen", so der Franzose. "Wir haben das in Bahrain gesehen, als die GP2 und GP3 bei der WEC waren. Die jungen Fahrer haben großes Interesse an der WEC gezeigt."

"Die LMP2 schlägt sich wacker und ab 2017 haben wir effizientere Fahrzeuge zu geringeren Kosten", frohlockt Vincent Beaumesnil. Das Konzept auszuarbeiten ist jedoch eine Herkulesaufgabe gewesen: Mit FIA, ACO, IMSA und den Konstrukteuren mussten mehrere Parteien zufriedengestellt werden. Was in Europa und Asien eine reine Kundensportkategorie ist, wird in abgewandelter Form in der IMSA SportsCar Championship (vormals USCC) die Topklasse mit Werksbeteiligung stellen.

Maurizio Mediani, Nicolas Minassian

Geringe Halbwertszeit: Der BR01 wird schon 2017 wieder zum alten Eisen gehören Zoom

"Wir mussten ein Konzept mit drei Verbänden erstellen, die alle eine unterschiedliche Vision hatten", erinnert er sich zurück. "Anders als unsere amerikanischen Freunde mussten wir Kundenteams im Kopf haben." Letztlich einigten sich die Beteiligten auf die DPi-Klasse als US-Topkategorie, die auf den LMP2-Chassis der vier Konstrukteure basieren, aber andere Motoren und Bodyworks zulassen wird.

Zurück nach Europa: Auch hier gibt es Diskussionspunkte wie die Fahrerkategorien, die Jahr für Jahr in der LMP2 und GTE Am zum Zankapfel werden. "Ich persönlich wäre nicht gegen eine Abschaffung der Ratings in der WEC, aber möchte sie in der ELMS behalten", bezieht Beaumesnil Stellung. "Die Frage ist nur, wie man das bei den 24 Stunden von Le Mans handhaben soll, wenn die beiden Serien aufeinandertreffen."

LMP3 soll die Welt erobern

Schließlich wurde noch die LMP3-Kategorie etabliert, die als völlig neue Klasse einen vorsichtigen Start hingelegt, 2016 aber stark wachsen wird. Der ACO-Sportdirektor erklärt den Schritt: "Der ACO wollte etwas Gutes tun. Die Formula Le Mans war in den USA ein Erfolg, aber nicht in Europa." Die Oreca FLM09 bilden in der IMSA-Serie noch immer eine eigene Kategorie (PC). "Es war eine große Arbeit, das zu analysieren." Mit der P3-Kategorie wolle der ACO nun nicht nur Europa, sondern auch Asien erobern, fügt er hinzu.

"Wir haben stets gesagt, dass die jetzigen Autos für fünf Jahre eingesetzt werden können." Vincent Beaumesnil

Letztlich gibt er seine Vision der Zukunft des Prototypensports mit auf den Weg: "Wir wollen zwei starke LMP1-Kategorien (Hybrid und Nicht-Hybrid; Anm. d. Red.) haben, die LMP2 soll für Privatteams reserviert sein und für Fahrer, die eine große Zukunft vor sich haben. Die LMP3 wird ein Sprungbrett für junge Fahrer sein."