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Beaumesnil: Wurden vom LMP1-Speed überrumpelt

Vincent Beaumesnil gibt zu, dass die großen Schritte von Audi und Porsche auch den ACO überrumpelt haben - Zukunft wird geplant: Gibt es bald Privatteams mit Hybrid?

(Motorsport-Total.com) - Die Saison 2015 ist erst das zweite Jahr in der Geschichte des neuen Effizienzreglements in der LMP1-Kategorie der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) gewesen. Trotzdem sind die Leistungen der über 1.000 PS starken Hybridboliden in dieser Saison explodiert. ACO-Sportdirektor Vincent Beaumesnil zeigt sich beeindruckt: Der ACO habe mit einer solchen Performance-Explosion nicht gerechnet. Nun soll um die neuen Monocoque-Regeln ein neues, attraktives Reglement auch für Privatteams gefunden werden.

Titel-Bild zur News: Lucas di Grassi, Oliver Jarvis

Der Speed der LMP1 von Audi und Porsche machte selbst dem ACO Angst Zoom

"Alle sind verblüfft gewesen", gibt der Franzose gegenüber 'Endurance Info' zu, glaubt aber auch, dass derartige Sprünge in diesem Winter ausbleiben werden. Der ACO hat bereits selbst dafür gesorgt, indem die Energiemenge gegenüber der Saison 2015 drastisch reduziert werden wird. "Seit dem diesjährigen Prolog haben wir mit den Technikern darüber gesprochen, die Performance der Fahrzeuge zu reduzieren. Das Limit war erreicht." Zeiten von unter 3:15 Minuten, die mit den aktuellen LMP1-Fahrzeugen in Le Mans locker möglich sind, stehen nicht im Einklang mit den FIA-Sicherheitskampagnen.

Während der ACO zunächst einmal bezüglich der Performance auf die Bremse getreten hat, freut sich Beaumesnil über ein Thema, über das keiner mehr redet und daher als Erfolg gefeiert werden darf: Das endlich geglückte Balancing zwischen Benzinern und Dieseln mittels der Equivalance of Technology (EoT). "Es hat eineinhalb gedauert, jetzt passt es genau", freut er sich.

EoT längst kein Zankapfel mehr

Nach den 24 Stunden von Le Mans 2015 wurde eine letzte Änderung vorgenommen, von der Audi mit dem Diesel leicht profitiert hat, seitdem gibt es keine Beschwerden mehr. "Es ist jetzt ein bewährtes System", so der Franzose weiter. "Alles funktioniert wie geschmiert und zuverlässig, was uns große Befriedigung gibt."

Da an dieser Front endlich Ruhe herrscht, können sich Beaumesnil und seine Kollegen nun voll auf die Zukunft konzentrieren. Mit dem endgültigen Ausstieg von Nissan hat die WEC erstmals seit Einführung des Effizienzreglements einen Hersteller verloren, obschon er nie wirklich da gewesen ist. Insgesamt stehen die Zeichen jedoch weiter auf Wachstum. "Wir arbeiten weiter an den Kosten", legt Beaumesnil dar. Die Philosophie des ACO lautet: Dort begrenzen, wo es der Zuschauer nicht sieht und das offene technische Reglement beibehalten. So werden für 2016 Aeropakete, Testtage und Windkanalstunden reduziert.


Fotos: Audi Sport Finale 2015


Zukunftsmusik: Kostenkontrolle und neue Technologien

"Für die Zukunft arbeiten wir an anderen Optionen", verspricht er. Eine definitive Reduktion auf zwei Fahrzeuge sei aber von den Herstellern abgelehnt worden, obwohl Audi und Porsche kommende Saison auf ein drittes Fahrzeug in Le Mans freiwillig verzichten. "Die LMP1 soll andere Hersteller nicht abschrecken. Wir haben einen Fahrplan mit einer Vision für die LMP1 in den nächsten sieben bis acht Jahren ausgearbeitet." Neben dem neuen Monocoque, das ab 2018 neue Maßstäbe in der Sicherheitstechnik setzen soll, gehört auch eine weitere Hybridisierung dazu.

Das Motto "Weniger Benzin, mehr Elektro" soll weitere Hersteller anlocken. "Die Kostenkontrolle ist das A und O, damit weitere Hersteller einsteigen", weiß Beaumesnil. "Peugeot hat kein Geheimnis aus seinem Wunsch gemacht, wieder in die LMP1 einzusteigen, obwohl noch nichts fixiert ist." Der finanziell runderneuerte PSA-Konzern kann sich vorstellen, sein aufgrund wirtschaftlicher Probleme im Jahre 2012 abrupt beendetes LMP1-Programm wieder aufzunehmen, aber nur unter der Maßgabe akzeptabler Kosten.

Noch ist aber unklar, in welche Richtung sich der Automobilbau entwickeln wird, das weiß auch der ACO. Daher wird über eine weitere Liberalisierung der Regeln nachgedacht: "Wir schätzen auch ab, welche neuen Technologien ins Reglement passen würden. Die Garage 56 in Le Mans kann dabei helfen", so Beaumesnil. 'Motorsport-Total.com' weiß, dass mindestens ein großer Hersteller Interesse hätte, mit einem Brennstoffzellen-Prototyp in die LMP1-Kategorie einzusteigen. 2017 wird in Le Mans darüber hinaus ein Biogas-Prototyp debütieren, der aber auf LMP2-Tempo beschränkt werden wird.


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Hybrid bald auch für Private?

So wichtig auch die Hersteller sein mögen, das Rückgrat einer erfolgreichen Klasse sind Privatteams. Und die wurden in der LMP1 bislang sträflich vernachlässigt. Erst Beaumesnil fasste sich beim Saisonfinale ein Herz und berief einen runden Tisch ein, um der lahmenden LMP1-Kategorie für Privatteams (ehemals LMP1-L), an der sich derzeit nur zwei Rennställe beteiligen, auf die Sprünge zu helfen.

Auffällig ist dabei, dass Beaumesnil einer direkten Frage ausweicht, ob die LMP1 non-hybrid, wie die Subkategorie seit diesem Jahr heißt, bei den Zukunftsplänen berücksichtigt werde, bewusst ausweicht: "Für uns sind private Teams sehr wichtig. Den Teams muss versichert werden, dass sie die Unterstützung der FIA und des ACO genießen." Könnte also heißen: Mit der non-hybrid-Klasse könnte bald Schluss sein und die Privatteams ebenfalls in den Genuss eines Hybridsystems kommen. Wie dies ohne zusätzlichen Aufwand zu bewerkstelligen wäre, dürfte einer der zentralen Diskussionspunkte für die nähere Zukunft sein.

"Die LMP1 soll andere Hersteller nicht abschrecken." Vincent Beaumesnil

"Wir haben in Bahrain ein Meeting gehabt und werden 2016 mit den Detailarbeiten beginnen", verspricht er. Für die Saison 2016 allerdings müssen die Privatteams auf eine passive Verbesserung hoffen: "Die Regeln bleiben für 2016 dieselben. Aber die Performance-Bremse der LMP1-Hybriden sollte alle dichter zusammenbringen. Speziell die Privaten, die ja dieselbe Spritzuteilung behalten." Zumindest, sofern nicht wieder eine Performance-Explosion erfolgt, die die Einbremsversuche zunichtemacht.

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