Von P7 zum DTM-Sieg: Wo kam Christian Engelhart her?

Christian Engelhart verblüfft mit einer starken Aufholjagd, die am Ende sogar den Sieg einbringt - Warum er das Team über alles stellt

(Motorsport-Total.com) - Diese Frage stellten sich einige nach dem Boxenstopp: Wo kommt der denn plötzlich her? Christian Engelhart tauchte mit seinem Toksport-WRT-Porsche nach dem Boxenstopp wie aus dem Nichts auf Platz zwei auf und hielt diesen beim DTM-Sonntagsrennen in Oschersleben, bis er wegen der Strafe gegen Thomas Preining zum Sieger wurde. Die Frage bleibt: Wo kam er auf einmal her?

Titel-Bild zur News: Christian Engelhart bejubelt seinen ersten DTM-Sieg

Christian Engelhart bejubelt seinen ersten DTM-Sieg Zoom

Die Antwort liegt in der Strategie und einigen glücklichen Umständen, die sich für Engelhart zusammenfügten. Doch lassen wir ihn selbst erzählen, wie es vom siebten Startplatz aus losging: "Der Start war gut. Ich habe eine Position gewonnen. Dann hing ich hinter Mirko [Bortolotti] und bin ihm gefolgt. Wir waren in einem Pulk und hatten alle eine ähnliche Pace."

Nach der ersten Safety-Car-Phase wegen des Abflugs von Rene Rast hatte Engelhart das Gefühl, dass noch mehr möglich wäre. Spielte vielleicht das Reifenreglement eine Rolle? Engelhart startete als Siebter mit neuen Reifen. Die Top 5 müssen mit den Reifen starten, mit denen sie im Qualifying die schnellste Runde gefahren sind.

Gegenüber 'Motorsport-Total.com' spielt der 36-Jährige den Effekt herunter: "Für uns ist es noch zu unklar, was jetzt besser ist. Theoretisch ist es besser, den längeren Stint mit den neuen Reifen zu fahren und den kürzeren mit den gebrauchten. Das war heute so, aber es hätte auch anders laufen können.

Wie Bortolottis früher Stopp half

Konkret meint er den Boxenstopp vor Bortolotti. Der SSR-Pilot kam nach 15 Runden an die Box und machte Toksport WRT das Leben schwer. "Ich hatte [nach der SC-Phase] einen guten Speed", erklärt der Rennsieger.


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"Das machte es schwierig, die richtige Entscheidung zu treffen: Soll ich früh reingehen und den Undercut versuchen? Oder soll ich draußen bleiben? Dann hat Mirko mir die Entscheidung abgenommen, als er reingekommen ist. Damit hatte ich freie Fahrt und es war klar, was zu tun ist".

Engelhart fuhr bis zum Ende der 21. Runde und nutzte den Reifensatz und die freie Fahrt fünf Runden lang perfekt aus. Doch es hätte auch anders kommen können: "Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn Mirko nicht an die Box gekommen wäre. Natürlich hatten wir einen [Strategie-]Plan, aber den muss man je nach Rennverlauf anpassen."

Nicht nur deshalb lässt sich die Frage, ob frische Reifen am Start besser sind oder nicht, nicht wirklich beantworten: "Es gibt wahrscheinlich keine eindeutige Antwort, weil es von vielen Faktoren abhängt: Wie ist die Temperatur, wie fährst du die erste Kurve, bekommst du Pick-up auf die Reifen, da geht es vielleicht mit gebrauchten Reifen in dem Moment etwas besser als mit neuen Reifen."

Perfekter Stopp mit perfekter Strategie

Den Schlüssel sieht er ohnehin nicht in den Reifen, sondern in der Strategie seines Teams und einem perfekten Boxenstopp: "In den fünf schnellen Runden habe ich gespürt, wie gut das Auto ist. Ich wusste, wenn wir einen guten Stopp hinbekommen, kann es gut gehen."

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Und was für einen Stopp er hatte: "Als das Auto abgelassen wurde, wusste ich, dass es wirklich gut war, denn sie waren sehr schnell. Ein großes Dankeschön an meine Ingenieure, dass sie mich im richtigen Moment an die Box geholt haben, und vor allem an meine Mechaniker, dass sie mir so schnell die Räder gewechselt haben. Das war unglaublich." So kam er virtuell an den beiden Lamborghinis von Bortolotti und Clemens Schmid vorbei.

Was er in diesem Moment nicht mitbekam: Draußen auf der Strecke beharkten sich Tim Heinemann und Dennis Olsen in der letzten Kurve. Das kostete bereits Zeit, dann ließ sich Olsen freiwillig hinter Heinemann zurückfallen, um einer Strafe zu entgehen. Dadurch kam Engelhart vor den beiden als Zweiter wieder auf die Strecke.

Eine Eingewöhnungszeit auf den neuen Reifen gab es nicht: "Es war schwierig, auf der Outlap mit den niedrigen Reifendrücken vorne zu bleiben. Mein Teamkollege Tim hatte ein sehr gutes Wochenende und war direkt hinter mir. Das war zu diesem Zeitpunkt nicht einfach."

Heinemann von Kilos gebremst

Doch wieder kam ihm der Rennverlauf zu Hilfe: Es gab eine zweite SC-Phase, sodass Engelhart hinter dem Safety-Car in Ruhe seine Reifen auf Temperatur bringen konnte, ohne Angriffe befürchten zu müssen. Nach dem Restart musste er seinen zweiten Platz nur noch verwalten.


Fotos: DTM: Saisonauftakt in Oschersleben 2023, Sonntag


Heinemann erklärt, warum er Engelhart nicht mehr attackiert hat: "Bei mir war es einfach das Gewicht des Erfolges von gestern. Die zehn Kilo haben uns auf eine Runde vielleicht nicht so gebremst, aber auf die Renndistanz schon. Am Anfang hatte ich noch den gleichen Speed, aber dann war mein Reifenverschleiß einfach höher".

Durch die Strafe gegen Preining wurde der zweite Platz für Engelhart dann zum Sieg: "Es tut mir ein wenig leid für Thomas, wir sind hier im ADAC GT Masters [für das Team Bernhard] zusammen gefahren. Er hätte heute den Sieg verdient gehabt. Aber andererseits freue ich mich sehr für unser Team."

In der Gesamtwertung liegt Engelhart nun punktgleich mit Franck Perera auf Platz zwei, zehn Punkte hinter Heinemann, der noch immer im Titelrennen ist. In der Teamwertung hat Toksport WRT bereits 25 Punkte Vorsprung.

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