• 06.08.2008 12:25

  • von Stefan Ziegler

Zanardi: Der mit den Händen Vollgas gibt

Alessandro Zanardi verlor nach seinem schweren Unfall 2001 beide Beine und geht in der WTCC mit einem speziell entwickelten System an den Start

(Motorsport-Total.com) - Auf dem Lausitzring hätte im September 2001 nicht nur die Motorsportkarriere von Alessandro Zanardi vorbei sein können, der Italiener verlor bei seinem schwersten Unfall in der amerikanischen ChampCar-Serie auch beinahe sein Leben. Doch Zanardi gab nicht auf und kämpfte sich zurück - sowohl ins Leben als auch auf die Rennstrecke. In der Tourenwagen-Weltmeisterschaft fand der ehemalige Formel-1-Pilot eine neue sportliche Heimat und wird von Konkurrenten und Fans gleichermaßen geschätzt.

Titel-Bild zur News: Alessandro Zanardi

In der WTCC nicht nur aufgrund seiner stets guten Laune beliebt: Alex Zanardi

Der in Bologna geborene Rennfahrer fährt seinen BMW 320si allerdings nicht im herkömmlichen Sinne, denn der 42-Jährige lenkt nicht nur mit seinen Armen - er steuert damit auch das Gaspedal des Tourenwagens. Über einen Hebel am Lenkrad gibt Zanardi Vollgas und auch bei der Kupplung nutzt der mehrmalige WTCC-Rennsieger eine andere Vorrichtung als seine Kollegen.#w1#

Die Bremsen bedient der Pilot des BMW Teams Italy-Spain allerdings auf herkömmliche Art und Weise, wenngleich er mit seinen Beinprothesen eine ungleich schwierigere Aufgabe vor sich hat, als die Konkurrenz: Bis zu 85 Kilogramm muss Zanardi im Rennen stemmen, um sein Fahrzeug von hoher Geschwindigkeit herunterzubremsen.

Seine Arme nehmen aber die Schlüsselposition im Renncockpit ein, wie der mehrmalige ChampCar-Titelträger erläutert: "Ich laufe eigentlich mit meinen Armen - im wörtlichen Sinne. Meine Hände bieten mir den nötigen Halt, egal was ich auch berühre. Aus diesem Grund benutze ich auch Gehstöcke. Nicht so sehr, um die Balance zu halten, sondern um meinen Gang zu kräftigen."

"Jedes Mal, wenn ich mich setze oder mich erhebe, nehme ich dabei meine Arme zu Hilfe. Deswegen sind sie viel stärker als normal", sagt Zanardi, der mit seinem beeindruckenden Comeback auf hohem Motorsport-Niveau nicht nur zahllose Fans und Zuschauer begeistern konnte, sondern auch die Menschen, welche ein ähnliches Schicksal teilen.

"Meine Behinderung zwingt mich dazu, Talente zu entdecken, die uns alle innewohnen - wir nutzen sie nur nicht sonderlich oft", erläutert der ehemalige Williams-Pilot." Aber wenn man sie trainiert, dann kann man eine ganze Reihe an verschiedenen Tätigkeiten plötzlich auch anders ausführen", sagt der Italiener, der in Brünn 2008 beinahe beide WTCC-Läufe für sich entschieden hätte - Wiederholung nicht ausgeschlossen...