Tarquini im Blindflug: Motorhaube ruiniert Hondas Qualifying

In Q2 fuhr Gabriele Tarquini plötzlich ohne Sicht, nachdem sich die Motorhaube gelöst hatte: Der Zwischenfall ruinierte auch das Qualifying seines Teamkollegen

(Motorsport-Total.com) - Der zweite Abschnitt der Qualifikation am vierten Rennwochenende der WTCC-Saison 2014 hatte in Pressburg gerade begonnen, als in der schnellen zweiten Kurve mehrere Autos durch das Kiesbett räuberten. Kurz darauf stoppte Gabriele Tarquini seinen Honda am Streckenrand, und es wurde offensichtlich, was der Auslöser dieser Situation war: Die Motorhaube am Civic des Italieners hatte sich gelöst und hing vor der Windschutzscheibe. Aus der Perspektive der Onboard-Kamera sah man, dass Tarquini nichts mehr sah.

Titel-Bild zur News: Gabriele Tarquini

Diese klare Sicht hätte sich Gabriele Tarquini zu Beginn von Q2 gewünscht Zoom

"Das war ein sehr heißer Moment für mich", berichtet Tarquini nach dem Qualifying. "Ich bin Norbi (Norbert Michelisz; Anm. d. Red.) gefolgt und habe am Eingang von Kurve zwei die Motorhaube verloren. Das war nicht der richtig Moment für ein solches Problem, denn es geschah bei Höchstgeschwindigkeit." Im sechsten Gang und bei einer Geschwindigkeit von rund 200 km/h fehlte dem Italiener plötzlich die Orientierung.

"Ich konnte nichts mehr sehen und habe versucht zu verlangsamen, aber wenn man in dieser Kurve abbremst, bekommt man starkes Übersteuern", sagt Tarquini. "Ich dachte auch daran, dass andere Autos von hinten kommen könnten." Das Übersteuern fing der Routinier zwar ab, doch sein Honda rodelte ins Kiesbett. Diesen Notausgang musste auch sein Teamkollege Tiago Monteiro nehmen, der unmittelbar hinter Tarquini fuhr. Auch Rob Huff (Lada) konnte dem Honda des Italieners nur mit Glück ausweichen. "Die anderen Autos sind rechts und links an mir vorbeigefahren, haben mich aber zum Glück nicht getroffen", schildert Tarquini die brenzlige Situation.

Der Italiener stoppte sein Fahrzeug auf der Strecke, richtete die Motorhaube und fuhr langsam an die Box zurück. Derweil war das Qualifying mit der roten Flagge unterbrochen worden. "Glücklicherweise kam ich in die Garage zurück, wo die Mechaniker die Motorhaube fixieren konnten", dankt Tarquini seinem Team. Anschließend fuhr der 52-Jährige noch eine schnelle Runde, die ihn immerhin auf Position acht brachte.


Fotos: WTCC in Pressburg


Doch nicht nur Tarquinis Qualifying wurde durch den Defekt beeinträchtigt. Auch Teamkollege Monteiro kam anschließend mit dem angeschlagenen Civic nicht mehr auf Tempo. "Wir konnten zwar den Frontsplitter reparieren, aber der Unterboden war stark beschädigt", sagt der Portugiese. "Die Balance des Autos war komplett dahin. Mit Position zehn hatten wir Glück." Damit sicherte sich Monteiro in der umgekehrten Startaufstellung des zweiten Rennens immerhin die Pole-Position.

"Die Balance des Autos war komplett dahin. Mit Position zehn hatten wir Glück." Tiago Monteiro

Das war allerdings nur ein kleines Trostpflaster. Denn für Honda war am Slovakiaring mehr drin, wie Michelisz mit dem Einzug in Q3 bewies. "Leider hat das uns die Möglichkeit zerstört, in Q2 näher an den Citroen zu sein", ärgert sich Teamchef Alessandro Mariani. "Loeb hatte Probleme und Tiago und Gabriele waren nahe an Norbi dran, sodass wir einen Citroen hätten rauswerfen können." An Sebastien Loebs Citroen musste zu Beginn von Q2 eine defekte Benzinpume repariert werden, ohne den Ausritt von Tarquini und die rote Flagge wäre die Zeit dafür wahrscheinlich knapp geworden.

Über den Auslöser für den Defekt der Motorhaube konnte Mariani gut eine Stunde nach dem Qualifying nur mutmaßen. "Dieses Problem ist zum ersten Mal aufgetreten. Vielleicht lag es daran, weil Gabriele sehr dicht im Windschatten von Norbert fuhr", meint der Italiener. "Wir müssen nun sehr schnell verstehen, was dort passiert ist. Wir werden auf jeden Fall die notwendigen Änderungen vornehmen, um einen weiteren Zwischenfall zu vermeiden", versichert Mariani.