• 22.05.2015 09:00

  • von Stefan Ziegler

Klaus Ludwig: "Es braucht eine Balance of Performance"

Tourenwagen-Legende Klaus Ludwig fordert die WTCC-Verantwortlichen auf, den Wettbewerb durch eine Balance of Performance wieder spannend zu machen

(Motorsport-Total.com) - Citroen siegt. Und siegt. Und siegt. Während sich die Konkurrenz alle Mühe gibt, aber trotzdem keine Chance hat. Wie auf der Nürburgring-Nordschleife, wo Citroen einmal mehr beide Rennen gewann. Das ist der Spannung abträglich und schadet langfristig auch der Rennserie, wenn das Interesse sinkt. Deshalb fordert Tourenwagen-Legende Klaus Ludwig eine Balance of Performance (BoP) in der WTCC.

Titel-Bild zur News: Jose-Maria Lopez

Citroen, dann lange nichts: Klaus Ludwig fordert eine "Balance of Performance" Zoom

"Leider fährt Citroen derzeit in einer eigenen Liga. Das ist zu viel des Guten", sagte Ludwig in einer Pressekonferenz der MOL Group am Nürburgring. "Der Abstand", so der Deutsche weiter, "ist einfach zu groß. Citroen ist 'zu unschlagbar'. Man sollte ihnen mehr Handicap mit auf den Weg geben - mehr Gewicht oder kleinere Restriktoren, etwas dergleichen. Damit hätten mehr Leute eine Siegchance."

Auf diese Weise könnte eine Dominanz, wie sie aktuell durch Citroen vorherrscht, verhindert werden, meint Ludwig. "Wenn alle Fahrzeuge innerhalb von einer Sekunde liegen würden, hätte man einen besseren Wettbewerb. Denn so geht enges Racing. Es gibt nichts Langweiligeres als Vierfach-, Fünffach- oder Sechsfacherfolge einer Marke. Da muss man eine Lösung finden", erklärt er.

Loeb wünscht sich einen engeren Wettbewerb

Eine solche Maßnahme müsse nicht kompliziert, sondern könnte "ganz einfach" sein, wie Ludwig hinzufügt. "Entweder man gibt Citroen mehr Gewicht oder man nimmt ihnen Leistung weg. Was auch immer. Aber es braucht eine Balance of Performance in der WTCC. Das ist die Antwort. Und das täte übrigens auch der Formel 1 gut", sagt Ludwig. "Dann würden wir sonntags nicht mehr einschlafen."

In Bezug auf die WTCC erfährt Ludwig sogar Zustimmung von einem Fahrer, der wesentlich von der Überlegenheit Citroens profitiert. So sagt Sebastien Loeb ganz offen: "Ich kämpfe lieber gegen einen anderen Piloten als gegen einen meiner Teamkollegen. Denn wenn dabei etwas schiefgeht, sind vielleicht zwei Citroen-Autos kaputt. Deshalb wäre es besser, es gäbe einen engeren Wettbewerb."


Höhepunkte: WTCC auf der Nordschleife

"Das", erklärt Loeb, "käme nicht nur uns, sondern auch der Rennserie zugute." Doch davon will WTCC-Serienchef Francois Ribeiro nichts wissen. Im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' schließt er eine "Einbremsung" von Citroen kategorisch aus und sagt: "Es gibt nichts, was ich da tun kann oder tun will. Es liegt an der Konkurrenz von Citroen, die Lücke zu schließen." Er werde nicht eingreifen.

WTCC-Serienchef Ribeiro will Citroen nicht "bestrafen"

Schon gar nicht, indem die Leistung eines Wettbewerbers beschnitten würde. "Damit würde man den Hersteller bestrafen, der am besten gearbeitet hat", meint Ribeiro. "Das ist nicht so einfach, denn dabei gilt es auch die generelle Herangehensweise der Meisterschaft zu bedenken. Daher stellt sich diese Diskussion derzeit nicht. Das bedeutet aber nicht, dass wir uns diesem Thema versperren."

Akuter Handlungsbedarf besteht aus seiner Sicht nicht. "Honda drängt uns nicht dazu, die Regeln zu verändern. Und Lada hat verstanden, dass sie drei Topfahrer brauchen, um die Entwicklung ihres Fahrzeugs abzuschließen und vorn mitzukämpfen", sagt WTCC-Serienchef Ribeiro. Überhaupt sieht er den Ball, wenn überhaupt, dann im Garten der Konkurrenten von Citroen, Honda und Lada, liegen.

Man habe es auf der Nordschleife gesehen: "Das schnellste Auto auf den Geraden war nicht der Citroen, sondern der Chevrolet. Das zeigt: Es ist möglich", meint Ribeiro und fügt hinzu: "Honda sollte vielleicht lieber auf ein anderes Automodell setzen. Das wäre aerodynamisch günstiger. Aber sie haben viel gearbeitet und den Abstand wesentlich verkürzt, vor allem in den Kurven und auf der Bremse."


Das Citroen-WTCC-Team auf dem Nürburgring

Jose Maria Lopez, Yvan Muller und Sebastien Loeb sind mit ihren Citroen-WTCC-Boliden in der grünen Hölle angetreten - und waren siegreich

Ein gewisser Rückstand aber bleibt. Und das hat in der WTCC übrigens fast schon Tradition: SEAT dominierte in den Jahren 2008 und 2009 das Geschehen, ab 2010 übernahm Chevrolet die Rolle des Klassenprimus und blieb selbst nach dem werksseitigen Ausstieg am Ende der WTCC-Saison 2012 die tonangebende Marke. 2014 kam schließlich das neue TC1-Reglement. Seither regiert Citroen.