• 17.07.2011 15:49

  • von Stefan Ziegler

Ein Hauen und Stechen - und wieder siegt Muller!

Doppelsieg für Yvan Muller: Der Chevrolet-Fahrer siegt auch im turbulenten zweiten Rennen - Franz Engstler starker Dritter hinter WM-Leader Rob Huff

(Motorsport-Total.com) - Auch das zweite Rennen in Donington Park stand ganz im Zeichen von vielen spannenden Duellen und einsetzendem Regen - und am Ende rauschten wieder zwei Chevrolet-Fahrzeuge an der Spitze über die Linie: Yvan Muller holte sich seinen zweiten Laufsieg des Tages vor Rob Huff. Franz Engstler (Engstler) belegte sensationell Platz drei, nachdem er im Rennen zwischendurch sogar geführt hatte.

Titel-Bild zur News: Yvan Muller

Yvan Muller hatte auch im zweiten Rennen die Nase vorne und siegte "doppelt"

Der Deutsche war beim Start - genau wie seine BMW Markenkollegen - hervorragend von der Linie und konnte sich sofort in der Spitzengruppe etablieren. Weil Tom Coronel (ROAL) und Javier Villa (Proteam) jeweils an erster Stelle liegend Fehler machten, erbte Engstler schon in Runde drei die Führung und behauptete sich zunächst ganz vorne, ehe von hinten eine blaue Lawine anrauschte.

In Runde fünf zerplatzte der große Traum vom deutschen Rennerfolg in Donington Park schließlich jäh, als erst Muller und dann auch Huff an Engstler vorbeizogen. Der Routinier aus dem Allgäu blieb jedoch auf dem dritten Rang und sicherte diesen geschickt nach hinten ab, was ihm bis ins Ziel nach 13 Runden auch gelang. Am Ende durfte Engstler kurz vor seinem 50. Geburtstag reichlich jubeln.

Monteiro mit zweitem Ausfall in Donington

Doch auch die Fans hatten Grund zur Freude, denn auch das zweite Rennen von Donington bot Tourenwagen-Sport vom Allerfeinsten. Los ging's mit dem stehenden Start, den Coronel, Villa und Engstler erwartungsgemäß für sich entschieden. Colin Turkington (Wiechers) heftete sich prompt ebenfalls an die Fersen seiner BMW Markenkollegen, erst dahinter folgten die SEAT-Vertreter.

Michel Nykjaer (Sunred) konnte seinen Startplatz nicht verteidigen, Tiago Monteiro (Sunred) geriet von Rang vier aus ebenfalls in Schwierigkeiten. Diese gipfelten kurz vor der langen Gegengeraden in einer markeninternen Kollision, die von Gabriele Tarquini (Lukoil-Sunred) initiiert wurde. Der Italiener, einst als waschechtes Raubein bekannt, teilte richtig aus und erwischte sowohl Nykjaer als auch Monteiro.

Nebeneinander war das Trio in die Rechtskurve vor der Geraden gegangen, wobei Nykjaer auf der Außenseite von Monteiro in die Reifenstapel geschickt wurde, weil Monteiro seinerseits von Tarquini einen Schwinger erhalten hatte. Das Ergebnis: Nykjaer strandete in den Banden, Monteiro humpelte mit gebrochener Aufhängung zurück in die Box. Tarquini wütete hingegen völlig ungestört weiter.

Tarquini wütet im Mittelfeld

Der Ex-Champion wollte sich in Runde drei erneut gleich mit zwei Konkurrenten auf einmal anlegen, kam gegen Alain Menu (Chevrolet) und Javier Villa (Proteam) aber in keine gute Angriffsposition. Statt zurückzustecken hielt Tarquini trotzdem die SEAT-Nase rein, traf Villa links hinten und schickt den jungen Spanier in Menu hinein. Für Villa waren Punkte damit dahin, denn das Auto wurde beschädigt.

Menu wurde zum Abkürzen in der Schikane gezwungen, konnte danach aber weiterfahren. Tarquini wurde indes selbst zum Opfer, denn im Rückspiegel des Italieners trat die Farbe Blau prominent auf: In Runde fünf hatte Muller seinen ehemaligen SEAT-Teamkollegen geknackt und auch Huff holte Tarquini ein und ging vorbei. Die beiden Chevrolet-Fahrer fochten aber ihr ganz eigenes Duell aus.

Huff hatte nämlich den weitaus besseren Start erwischt und fuhr zwei Positionen vor Muller, der in der Zielkurve einen Angriff auf Darryl O'Young (Bamboo) startete. Dabei verschätzte sich Muller, flog an O'Young vorbei und mitten ins Heck seines Chevrolet-Stallgefährten Huff, der dadurch von der Linie rutschte und Muller die Tür öffnete. Der Titelverteidiger fuhr in die entstandene Lücke und überholte.

Dahlgren und Michelisz mischen ordentlich mit

Damit hatte es zum dritten Mal in Folge eine rennentscheidende Kollision zwischen Huff und Muller gegeben, die im Anschluss an den WM-Lauf auch von der Rennleitung untersucht wird. Ein Halten gab es für das Duo im weiteren Rennverlauf aber nicht, denn mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit rangen Muller und Huff ihre Konkurrenten nieder und holten sich - wie in Lauf eins - die Spitzenränge.

Das aus Lauf eins bekannte Hauen und Stechen hinter den Führenden gab es auch in Rennen zwei zuhauf. Mittendrin: Robert Dahlgren (Polestar) und Norbert Michelisz (Zengö), die beide erneut von weit hinten losgefahren waren. Dahlgren arbeitete sich souverän und sehenswert auf Rang sechs nach vorne, doch Michelisz verstrickte sich wieder einmal in einen Zwischenfall mit einem Rivalen.

Der Ungar krachte in der Zielkurve mit Kristian Poulsen (Engstler) zusammen, was den Dänen fast seine komplette Frontpartie und viele Privatierpunkte kostete - Michelisz konnte das Rennen nach einem Dreher fortsetzen. Kurz vorher waren die beiden BMW Piloten noch im Paarflug an O'Young vorbeigegangen. Leicht einsetzender Regen mischte das Feld zur Rennhälfte aber nochmals auf.

Muller fährt erneut zum Sieg

Dies schien auch den Kampfgeist von Tarquini wieder zu erwecken. Der Italiener versuchte sich erneut an Menu, rempelte wieder, konnte den Schweizer aber nicht mehr in Gefahr bringen. Ganz im Gegenteil: Tarquini verlor an Schwung, was Dahlgren in Runde neun eiskalt ausnutzte. Ähnliches versuchte Coronel zum Schluss noch gegen Engstler, musste sich aber mit Rang vier begnügen.

Trotz stärker werdendem Regen waren die Positionen damit endlich bezogen und Muller holte sich seinen zweiten Sieg des Tages. Der Weltmeister von 2008 und 2010 ist erst der vierte Pilot, dem dies in der WTCC-Geschichte gelang. Huff kreuzte die Ziellinie erneut als Zweiter vor Engstler, Coronel, Menu und Dahlgren. Bösewicht Tarquini wurde Siebter vor O'Young und Mehdi Bennani (Proteam).

Der letzte Punkt im zweiten Lauf ging an Turkington, der einmal mehr unglücklich agierte. Der Nordire im Wiechers-Fahrzeug wurde schon in der Frühphase des Rennens umgedreht, kämpfte sich aber zurück in die Top 10 und lieferte bei seiner WTCC-Rückkehr eine starke Leistung ab. Unglücklicher Elfter: Fredy Barth (SEAT-Swiss) verpasste die Punkteränge knapp und landete vor Michelisz.