• 24.06.2008 13:01

  • von Britta Weddige & Dieter Rencken

WRC: Tage der Entscheidung

In dieser Woche soll die FIA die Weichen für die Zukunft der WRC stellen - Es geht um den ausgedünnten Kalender, die Technik und die Rechtesituation

(Motorsport-Total.com) - In diesen Tagen entscheidet sich die Zukunft der Rallye-Weltmeisterschaft. Bei ihrem heutigen Treffen muss die WRC-Kommission wegweisende Entscheidungen treffen. Zwei Themen stehen auf der Tagesordnung, die 'Motorsport-Total.com' gesehen hat: Der Kalender ab 2009 (vorgeschlagen ist, doch 14 Läufe statt nur zwölf zu veranstalten) und das Technische Reglement. Die Vorschläge, die die Kommission erarbeitet, werden dann in der morgigen Sitzung des FIA-Weltrats vorgelegt.

Titel-Bild zur News: Mikko Hirvonen

Auch Ford droht nun, schlimmstenfalls aus der WRC auszusteigen

Von den Beschlüssen, die die FIA in diesen Tagen fällt, hängt einiges ab. Denn manch Hersteller ist mit den Rahmenbedingungen in der WRC nicht mehr einverstanden. Das betrifft nicht nur die sportlichen Aspekte, sondern vor allem die kommerzielle Seite. Citroën droht schon länger, nach 2009 aus der WRC auszusteigen, wenn nicht die Entscheidungen getroffen werden, die man sich erhofft. Und Ford zieht mit dieser Drohung nun nach. Ford geht es auch darum, die derzeit kontraproduktive Rechtesituation in der WRC zu entschärfen und einen globalen Promoter einzusetzen. Denn derzeit sind die verschiedenen Rechte in der WRC auf drei Säulen verteilt - Interessenskonflikte sind an der Tagesordnung.#w1#

"Das ist ein entscheidender Moment für die WRC", wurde der Motorsportdirektor von Ford Europa, Mark Deans, von 'autosport.com' zitiert. "Man kann die Bedeutung dieser Woche gar nicht hoch genug einschätzen. Wenn es dem Weltrat nicht gelingt, in der Frage eines globalen Promoters klare Fortschritte zu machen, könnte das die weitere Teilnahme von Ford an der WRC gefährden. Ford möchte sicher sein, dass der absolute Wille besteht, einen Promoter einzusetzen und dass die FIA die nötige Sorgfalt walten lässt, bevor der Promoter im September oder Oktober benannt wird."

Endlich Klarheit in Sachen Technik gefordert

"Es wäre aus Unternehmenssicht fahrlässig, wenn wir nicht erst die Entscheidungen abwarten würden, bevor wir uns weiter verpflichten." Mark Deans

"Ford ist kurz davor, mit M-Sport einen neuen Vertrag zu unterschreiben und wir wollen natürlich auch im Sport bleiben, aber es wäre aus Unternehmenssicht fahrlässig, wenn wir nicht erst die Entscheidungen abwarten würden, bevor wir uns weiter verpflichten", so Deans.

Der Motorsportdirektor drängt auch darauf, in Sachen Technisches Reglement "eine verbindliche Einigung zu finden. Wir müssen bald mit der Entwicklung der künftigen Autos beginnen, und selbst wenn wir jetzt schon damit beginnen, wird es schwierig, es in 18 Monaten zu schaffen. Wenn diese Entscheidungen nicht in dieser Woche getroffen werden, geht es vor Oktober nicht weiter und das ist einfach zu knapp - dann haben wir nur etwas mehr als ein Jahr, bevor das Reglement in Kraft tritt."

Quesnel einig mit Deans

Citroën-Sportchef Olivier Quesnel teilt Deans Auffassung. Der Franzose macht auch schon lange keinen Hehl mehr daraus, dass er mit der Vermarktung der WRC überhaupt nicht zufrieden ist. "Im Moment ist die Vermarktung der WRC gar nichts", sagte Quesnel, dem nachgesagt wird, er liebäugele mit einem Wechsel Citroëns in die DTM. "Schauen Sie sich andere Sportarten an, dort ist es unglaublich. Schauen Sie sich die DTM an - dort wird so viel mehr gemacht als in der WRC."

"Es müssen die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit Citroën weitermacht." Olivier Quesnel

"Es müssen die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit Citroën weitermacht, sonst macht es keinen Sinn", so Quesnel. "Und was die technischen Details angeht: Wie kann ich Fragen zu Citroëns Zukunft in dem Sport beantworten, wenn wir noch nicht einmal wissen, welche Art von Autos 2010 gefahren werden? Wir müssen das Reglement kennen, damit wir Entscheidungen treffen können."

Wird das Rotationsprinzip gelockert?

Für Kritik hat bei den Herstellern auch das Rotationsprinzip im Kalender geführt, das ab 2009 nur noch zwölf Läufe pro Saison vorsieht. Die Hersteller wünschen sich aber mehr Möglichkeiten, ihre Produkte zu vermarkten und haben der WRC-Kommission deshalb folgende Vorschläge gemacht, die heute beraten werden: a) soll der Kalender 14 Läufe pro Saison umfassen, b) sollen manche Veranstaltungen weiter jährlich stattfinden und nicht wie geplant nur noch alle zwei Jahre und c) soll die Diskussion über einen Winterkalender fortgeführt werden.

Vorschläge zum Technischen Reglement

Was das Technische Reglement angeht, das vorsieht, dass die Autos spätestens ab 2011 auf Super2000- oder Gruppe-N-Fahrzeugen basieren müssen, muss die Kommission heute über folgende Vorschläge beraten: Erstens: Das WRC-Zusatzkit muss entfernt werden können, damit das Fahrzeug wieder auf seine Super2000- oder Gruppe-N-Basis zurückgebaut werden kann. Zweitens: Das Kit und alle seine Komponenten müssen bereits fertig für die Öffentlichkeit verfügbar sein. Und drittens: Sollte ein Gruppe-N-Fahrzeug mit Komponenten, die nicht den vorgeschlagenen Regeln entsprechen (zum Beispiel McPherson-Federbeine), homologiert werden, behält sich die FIA das Recht vor, diese Komponenten nach eigenem Ermessensspielraum an einem WRC-Auto zu erlauben, wenn es sich um Teile handelt, die im Serienfahrzeug eingesetzt werden.

Zu klären gibt es allerdings im Technischen Reglement noch viele offene Fragen - auf jedes Detail kommt es dabei an. Ob sich die FIA und die Hersteller einigen können, wird sich spätestens dann zeigen, wenn der Weltrat seine Entscheidungen verkündet.