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  • 23.02.2008 07:56

  • von Britta Weddige

Quo vadis, WRC?

Derzeit wird viel über die Zukunft der Rallye-Weltmeisterschaft diskutiert, doch das eigentliche Problem ist: Die gesamte Rechtestruktur stimmt nicht

(Motorsport-Total.com) - Die Zukunft der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) ist ein derzeit vieldiskutiertes Thema. Baustellen gibt es viele: Da gibt es die Veranstalter, die sich über die engen Vorgaben beschweren, an die sie sich halten müssen, wenn sie einen WM-Lauf austragen möchten. Da gibt es Kritiker wie Carlos Sainz, die bemängeln, dass viele WM-Läufe ihren Charakter verloren haben und nur noch langweilig sind. Da gibt es die Hersteller, die mit der Vermarktung und der TV-Berichterstattung nicht zufrieden sind. Da gibt es die anderen Hersteller, die gar nicht erst in die WRC einsteigen, weil es ihnen zu teuer ist. Und dann ist da noch die Frage, in welche Richtung das technische Reglement gehen soll - WRC oder Super 2000 oder beides?

Titel-Bild zur News: Matthew Wilson

Im Mai entscheidet sich wahrscheinlich die Zukunft der Rallye-Weltmeisterschaft

All diese Baustellen gilt es in der nächsten Zeit anzugehen, doch das Grundproblem der WRC ist ein ganz ein anderes: Die Rechtestruktur stimmt von ihrer Basis her nicht. In den meisten Rennserien gibt es einen Serienpromoter, der alle Fäden in der Hand hält, doch in der Rallye-WM sind es gleich drei Säulen, auf die sich das gesamte System stützt. Die Fernsehrechte sind im Besitz der International Sportsworld Communicators (ISC), die Promotionrechte liegen beim jeweiligen Veranstalter und die Rechte für Reglement und Kalender hat die FIA. Und alle drei Seiten scheinen mehr gegeneinander als miteinander zu arbeiten.#w1#

David Richards, die graue Eminenz?

Nehmen wir das Beispiel ISC, die Gesellschaft, die Prodrive-Boss David Richards im vergangenen Jahr an North One Television, Europas größte TV-Produktionsfirma für Auto- und Motorsportmagazine, verkauft hat. Die ISC hat gleich an mehreren Fronten zu kämpfen: Der Vertrag für die Fernsehrechte läuft in zwei Jahren aus und die FIA macht Druck. Der Weltverband möchte, dass die ISC im Bereich TV-Vermarktung und Co. deutlich mehr leistet als bisher, sonst wird der Vertrag nicht verlängert. Das ist aber angesichts der beschränkten finanziellen Ressourcen der ISC gar nicht so einfach.

Zudem herrscht immer noch Misstrauen zwischen den "Partnern" ISC und FIA. Denn Richards beteuert zwar, dass er mit der Firma nichts mehr zu tun hat, doch manch einer hegt den Verdacht, dass der geschäftstüchtige Brite doch noch irgendwo im Hintergrund die Fäden zieht. Dieses Misstrauen, das gegen sie herrscht, macht der ISC zusätzlich zu schaffen. Und Misstrauen und Druck sind auch keine gute Basis, um ein Projekt erfolgreich gemeinsam nach vorn zu bringen.

David Richards

Immer noch einer der mächtigsten Männer in der Rallye-WM: David Richards Zoom

Momentan scheitern alle Versuche, die Rahmenbedingungen der Rallye-WM zukunftsweisend festzulegen, daran, dass sich die drei an den Rechten beteiligten Parteien überhaupt nicht einig sind. Geht es zum Beispiel um das Format einer Rallye, bevorzugt die ISC Plan A, auch um wie gefordert bessere Arbeit abliefern zu können. Die Veranstalter wollen aber Plan B und die FIA will es wiederum ganz anders haben. Zugleich stehen aber auch die Veranstalter unter dem Druck der FIA, denn wenn sie von der FIA den Zuschlag für einen WM-Lauf haben wollen, müssen sie schließlich auch das machen, was der Verband will. Und das wiederum tun viele der Veranstalter nur zähneknirschend.

So haben die Organisatoren der Rallye Monte Carlo keinen Hehl daraus gemacht, dass sie sich durchaus darüber freuen, sich im kommenden Jahr nicht den strengen Vorgaben des WRC-Reglements unterwerfen müssen. Der Klassiker findet nicht als WRC-, sondern als IRC-Lauf statt - und die Veranstalter schöpfen bei den Planungen aus dem Vollen. Drei Serviceparks soll es geben, eine Sternfahrt, die "Nacht der langen Messer" und mehr Etappen als in der WRC. Die "Monte" soll wieder so sein wie früher, als ihr legendärer Ruf entstand.

IRC-Facelifting für die "Monte"

Gerechnet wird mit 130 bis 140 Startern und einem Zuschaueransturm, wie ihn die "Monte" schon lange nicht mehr gesehen hat. Das Ganze bekommt natürlich auch die entsprechend geballte TV-Vermarktung. Und diese Vermarktung kann die ISC nur neidisch zur Kenntnis nehmen, denn in der WRC fehlen ihr solche richtig publicityträchtigen Spektakel - weil man sich eben nicht darauf einigen kann, und hier schließt sich der Kreis.

Vorschläge, wie man die gesamten Rechte bündeln und endlich einheitliche Strukturen schaffen könnte, um die Weltmeisterschaft fit für die Zukunft zu machen, gibt es schon seit einiger Zeit. Doch zu einem wegweisenden Entschluss zwischen allen Beteiligten ist es noch nicht gekommen. Denn innerhalb der FIA gibt es offenbar Akteure, denen es bei dem Ganzen auch gar nicht um das Wohl der Rallye-WM geht, sondern vielmehr darum, im Machtpoker die Oberhand zu behalten. Nach dem Motto: "Lassen wir sie erst mal zappeln. Die wollen ja etwas von uns, und nicht wir von ihnen."

Daniel Elena, Sébastien Loeb

Daniel Elena und Sébastien Loeb sind die Rekordsieger bei der "Monte" Zoom

Jetzt haben die Hersteller, die ja schließlich einiges in ihr WRC-Engagement investieren, die Initiative ergriffen. Im Mai wollen sich Vertreter der Hersteller Ford, Citroën, Subaru und Suzuki mit Vertretern der FIA treffen. Die Hersteller wollen bei diesem Meeting erreichen, dass alle Rechte in der Hand eines Promoters gebündelt werden. Ob es da zu einer Einigung kommt, ist allerdings fraglich. Denn der Vorschlag sieht auch vor, dass Hersteller und Veranstalter über diesen Promoter künftig auch Mitsprachrecht beim technischen Reglement hätten - und da will sich die FIA von niemandem dreinreden lassen...

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