WRC Rallye Schweden 2023: Ott Tänak siegt nach packendem Kampf

Ott Tänak setzt sich bei der Rallye Schweden in einem spannenden Duell gegen Craig Breen durch und beschert M-Sport den ersten WRC-Sieg seit über einem Jahr

(Motorsport-Total.com) - Ott Tänak (Ford) gewann am Sonntag die Rallye Schweden, den zweiten Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) 2023, und sicherte M-Sport damit den ersten Sieg seit der Rallye Monte Carlo 2022. Tänak lieferte sich bei der einzigen Winterrallye im WRC-Kalender fast über die gesamte Distanz ein spannendes Duell mit Hyundai-Pilot Craig Breen, bei dem die Führung mehrfach wechselte.

Titel-Bild zur News: Ott Tänak

Ott Tänak gewann verdient die Rallye Schweden Zoom

Am Ende behielt Tänak die Oberhand und hatte nach 18 Sonderprüfungen über insgesamt 301,18 Kilometer 18,7 Sekunden Vorsprung auf Breen. Dritter wurde dessen Teamkollege Thierry Neuville (+20,0 Sekunden), nachdem eine Teamorder von Hyundai nicht aufging.

Vierter wurde Kalle Rovanperä (Toyota) vor seinem Teamkollegen Elfyn Evans. Pierre-Louis Loubet (Ford) holte als Sechster seine ersten WM-Punkte in dieser Saison. Siebter wurde Oliver Solberg (Skoda), der damit die WRC2-Wertung gewann. Esapekka Lappi (Hyundai) sowie mit Ole Christian Veiby (VW) und Sami Pajari (Skoda) zwei weitere WRC2-Piloten komplettierten die Top 10.

Für Tänak war es der 18. Sieg in der WRC. Damit gehört der Este nun zum Kreis der Top 10 der erfolgreichsten Fahrer in der Geschichte der Rallye-WM und teilt sich dort ab sofort den zehnten Platz mit Jari-Matti Latvala und Hannu Mikkola.

Tänak hatte am Freitagmorgen die Führung übernommen, doch am Nachmittag löste ihn Breen nach zwei Bestzeiten an der Spitze ab. Diese verteidigte er auch am Samstagmorgen, ehe ihn auf der 13. Wertungsprüfung zunächst ein Reifenschaden und dann ein Problem mit dem Hybridantrieb seines Autos wertvolle Sekunden kosteten.

Davon profitierte Tänak, der seinerseits einen Reifenschaden auf der 14. Wertungsprüfung überstand. Danach kontrollierte der Este seine Führung, die Teamorder von Hyundai vor der Powerstage nahm ihm den letzten Druck.

Tänak nun unter den Top 10 der erfolgreichsten Fahrer

"Es bedeutet mir natürlich sehr viel, in ein neues Auto zu steigen und den Jungs [von M-Sport] etwas zu liefern", sagte Tänak im Ziel gegenüber 'WRC All live'. "Es ist eine große Herausforderung für sie, gegen so große Hersteller zu kämpfen. Ich bin mir sicher, dass sie von mir eine Menge Stress bekommen, aber solange ich meine Leistung bringe, gewinnen wir alle. Es ist großartig, Teil dieses Teams zu sein."


Fotostrecke: Top 10: Die erfolgreichsten WRC-Fahrer

Platz zwei für Breen war so nicht geplant. Als absehbar war, dass Breen Tänak auf der Powerstage nicht mehr einholen konnte, kam der Ire eine Minute zu spät zur Zeitkontrolle. Durch die daraus resultierende Zeitstrafe von zehn Sekunden fiel Breen, der keine komplette Saison bestreitet und daher im Kampf um den WM-Titel keine Rolle spielt, hinter Neuville zurück.

"Das haben wir mit Craig besprochen. Ich denke, wir haben im Sinne des Teams die richtige Entscheidung getroffen", gab sich Hyundai-Motorsportchef Cyril Abiteboul bei 'WRC All live' keine Mühe, eine Teamorder zu dementieren, auch wenn er das Wort ausdrücklich nicht in den Mund nahm.

Neuvilles Fehler macht Hyundais Teamorder zunichte

Allerdings ging der Plan von Hyundai nicht auf, denn Neuville fuhr eine schlechte Powerstage und rutsche einmal in einen Schneewall. In Unkenntnis dessen fuhr Breen sein normales Tempo und lag im Ziel 1,9 Sekunden vor Neuville. "Das war nicht der Plan, aber das konnte ich nicht wissen", sagt Breen bei 'WRC All live'. "Wir sind glücklich - es war ein unglaubliches Wochenende und toll, wieder an der Spitze zu stehen."

Craig Breen

Craig Breen landete am Ende doch auf Rang zwei Zoom

Für Neuville war der dritte Platz dennoch ein versöhnlicher Abschluss einer Rallye, die am Freitag schwierig begonnen hatte. Gleich zweimal riss sich der Belgier die Frontschürze seines Hyundai ab. Ohne Front-Aerodynamik rutschte Neuville mit Untersteuern über die Wertungsprüfungen und lag zu diesem Zeitpunkt nur auf Gesamtrang zwei. Mit vier Bestzeiten am Samstag kämpfte er sich aber wieder nach vorne.

Toyota ging in Schweden im Kampf um die Podestplätze leer aus. Weltmeister Rovanperä kämpfte am Freitag mit der Startposition eins und mangelnder Traktion und handelte sich einen Rückstand von rund 30 Sekunden auf die Spitze ein, den er in der Folge kaum verringern konnte. Als Vierter sammelte er dennoch zwölf wertvolle WM-Punkte.

Katsuta und Lappi ohne Glück

Unglücklich verlief der erste Einsatz von Takamoto Katsuta für das Toyota-Werksteam. In Schlagdistanz zur Spitze überschlug sich der Japaner am Freitag auf der fünften Wertungsprüfung, nachdem er in einen Schneewall gerutscht war. Mit stark demoliertem Auto und beschädigtem Kühler schied Katsuta aus. Nach dem Restart am Samstag musste er sein Auto am Sonntag vor der Powerstage mit Motorproblemen abstellen.

Takamoto Katsuta

Takamoto Katsuta zerlegte am Freitag seinen Toyota Zoom

Zu den enttäuschten Piloten zählte in Schweden auch Lappi. Der Finne zeigte eine starke Leistung und lag am Samstagnachmittag auf Rang drei. Auf der 13. Wertungsprüfung erlitt Lappi dann einen Reifenschaden und rutschte in einen Schneewall, aus dem er sich erst nach rund sieben Minuten befreien konnte. Lappi gewann allerdings die Powerstage und sicherte sich damit fünf Zusatzpunkte.

In der WM-Wertung führt nach zwei von 13 Läufen Tänak mit 41 Punkten vor Rovanperä (38) und Neuville (32). In der Herstellerwertung liegt Toyota mit 80 Zählern vor Hyundai (66) und M-Sport (51).

Weiter geht es mit der WRC in fünf Wochen. Vom 16. bis 19. März findet zum ersten Mal sein dem Jahr 2020 wieder die Rallye Mexiko statt.