• 21.07.2018 10:40

  • von Markus Lüttgens & David Evans

Volkswagen drängt auf neues WRC-Reglement

Die Rallye-WM muss sich nach Ansicht von Volkswagen-Motorsportchef Sven Smeets früher als geplant über ein neues Technisches Reglement Gedanken machen

(Motorsport-Total.com) - Seit Ende 2016 ist Volkswagen nicht mehr in der Rallye-WM (WRC) vertreten, doch in der Motorsport-Zentrale des Unternehmens in Hannover verfolgt man die Szene weiter genau - und macht sich in Person von Motorsportchef Sven Smeets Sorgen um die Zukunftsfähigkeit der Serie. "Die WRC braucht etwas, womit sie zukünftige Generationen erreicht", sagt Smeets zu 'Motorsport-Total.com'.

Titel-Bild zur News: WRC

Volkswagen fordert von den Regelmachern der WRC Mut zu Neuerungen Zoom

Insbesondere in der Frage der Antriebstechnik müsse sich das Reglement weg vom reinen Benzinmotor entwickeln, um sich nicht von den Trends im Automobilbau abzukoppeln. "Wenn Sie mich aber fragen, wie die Zukunft aussehen wird, dann gibt es darauf keine einfache Antwort", weiß Smeets jedoch. "Die Zeit für ein Elektroauto in der WRC ist noch nicht gekommen, das wäre sehr schwierig. Aber irgendetwas muss passieren."

Das 2017 eingeführte Technische Reglement gilt noch bis Ende 2019, soll aber auch im nächsten Reglementszyklus von 2020 bis 2022 weiter gültig sein. Allerdings sollte der Automobil-Weltverband FIA nach Ansicht von Smeets schon früher mit den Planungen für die WRC-Autos der nächsten Generation beginnen.

Neues Reglement schon ab 2022?

"Wir müssen über einen Fahrplan für das Technische Reglement sprechen, was die nächsten Schritte sein sollen. Es wäre nicht gut, wenn wir bis 2022 mit den Entscheidungen warten", sagt Smeets und schlägt vor, das Reglement nur um zwei Jahre und damit bis Ende 2021 zu verlängern. "Dann hätten die Hersteller, die nächste Saison mitgerechnet, noch drei Jahre. Es wäre aber auch genug Zeit, um das Regelwerk zu ändern. Man muss die aktuell in der Meisterschaft vertretenen Hersteller respektieren, muss aber auch etwas tun, um neue Teams anzulocken."

"Bis Ende der nächsten Saison sollte die FIA meiner Meinung nach das Regelwerk (ab 2022; Anm. d. Red.) stehen haben. Dann können es sich alle anschauen und dann entscheiden, ob es eingeführt wird", skizziert der frühere Rallye-Beifahrer einen Zeitplan.

Aus Sicht von Smeets sollten die Beteiligten der WRC nicht der Versuchung erliegen, aufgrund des aktuellen Erfolgs der Meisterschaft die Planungen für die Zukunft zu vernachlässigen. "Die Meisterschaft ist heute in einer sehr guten Position. Dann kann einem schon mal der Gedanke kommen: Warum sollte ich etwas ändern, wenn es gut läuft?", sagt er.

Serie muss für Hersteller attraktiv bleiben

Doch müsse man immer damit rechnen, dass Hersteller abspringen und unter dem aktuellen Reglement kein Ersatz gefunden wird. "Wie viele Hersteller klopfen derzeit an die Tür? Ich habe mit Yves (Matton, FIA-Rallyedirektor; Anm. d. Red.) noch nicht darüber gesprochen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es viele sind", meint Smeets. "Die aktuelle Position ist zwar gut, aber gleichzeitig gefährlich, wenn einer sagt: Wir gehen und machen etwas anderes."

"Ich habe vor kurzem mit Malcolm (Wilson, M-Sport-Boss; Anm. d. Red.) gesprochen, und er hat Recht, dass es sich die WRC nicht erlauben kann, nur mit zwei Herstellern zu fahren. Aber wer garantiert einem, dass die vier aktuellen Hersteller auch in zehn Jahren noch da sind?", so Smeets weiter. Aktuell gilt vor allem Citroen, nicht zuletzt aufgrund der ausbleibenden sportlichen Erfolge, als möglicher Wackelkandidat.

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