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  • 18.11.2007 14:50

  • von Britta Weddige

SS20: Loeb gewinnt Rallye, Ford den Titel

Sébastien Loeb führt nach dem Sieg bei der Rallye Irland wieder bei den Fahrern, Ford sicherte sich dank Mikko Hirvonen vorzeitig den Herstellertitel

(Motorsport-Total.com) - Sébastien Loeb hat diesmal seine Chance genutzt und einen großen Schritt in Richtung vierter WM-Titel gemacht. Der Citroën-Star hat die Rallye Irland gewonnen und hat in der Fahrerwertung wieder die Führung übernommen. Sein Vorsprung auf Rivale Marcus Grönholm, der bereits am Freitag nach einem schweren Unfall ausschied, beträgt vor dem Saisonfinale in Wales sechs Punkte. Bei Ford darf trotzdem gejubelt werden - Mikko Hirvonen holte Platz vier und sicherte dem Blauen Oval damit vorzeitig den zweiten Herstellertitel in Folge. Ford hat nun 21 Punkte Vorsprung auf Citroën und kann beim Saisonfinale nicht mehr aufgeholt werden.

Titel-Bild zur News: Sébastien Loeb

Sébastien Loeb holte den Sieg und die Führung in der Weltmeisterschaft

Die Rallye Irland begann mit einer stimmungsvollen Zuschauerprüfung vor Stormont Castle in Belfast, die Grönholm noch für sich entscheiden konnte. Doch schon am nächsten Tag nahm die Dramatik ihren Lauf: In der vierten Wertungsprüfung hatte der Finne einen schweren Einschlag in die Mauer und musste gemeinsam mit Co-Pilot Timo Rautiainen vorsorglich ins Krankenhaus gebracht werden. Beide blieben zwar unverletzt, die Rallye war für "Bosse" damit allerdings beendet.#w1#

Loeb fuhr kontrolliert an der Spitze

Anders als in Japan, wo sich Loeb und Beifahrer Daniel Elena nach Grönholm ebenfalls einen Ausfall leisteten, nutzte das Duo diesmal die erneute Chance, die sich bot. Loeb, der trotz eines defekten Dämpfers am Freitag die Führung übernommen hatte, blieb bis ins Ziel an der Spitze. Er fuhr kontrolliert und ohne Risiko. Dabei konnte er seinen Vorsprung trotzdem kontinuierlich ausbauen, vor allem am Samstag, wo er zwei Drittel der Wertungsprüfungen für sich entschied. Am Ende hatte der Franzose 1:03.4 Minuten Vorsprung auf seinen Teamkollegen Daniel Sordo.

"Es war wirklich sehr schwer, bei dieser Rallye ins Ziel zu kommen", sagte Loeb im Ziel. "Die zehn Punkte sind sehr wichtig für die Weltmeisterschaft, jetzt sieht es gut aus für das Finale in Wales. Ich bin sehr, sehr glücklich. Es war vielleicht eine der schwersten Rallyes, die ich je gefahren bin. Es war sehr matschig, aber unser Auto war gut. ich habe nicht allzu viel gepusht und habe versucht, keine Risiken einzugehen - das war schon okay so."

"Die zehn Punkte sind sehr wichtig für die Weltmeisterschaft, jetzt sieht es gut aus für das Finale in Wales." Sébastien Loeb

Sordo komplettierte mit Platz zwei den Citroën-Erfolg, auch wenn das in der Hersteller-WM nichts mehr gebracht hat. Der Spanier war zufrieden: "Ich bin sehr happy, für mich und das Team. Wir sind seit dem ersten Tag gut gefahren, aber auch vorsichtig. Es waren schwere Bedingungen, aber ich bin jetzt sehr glücklich.

Erster Podestplatz für Latvala

Riesenjubel gab es beim Stobart-Team: Jari-Matti Latvala holte als Dritter seinen ersten Podestplatz in der WRC und das Team übernahm Platz drei bei den Herstellern. Der 22-jährige Finne und potentielle Grönholm-Nachfolger im Ford-Werksteam verdrängte am Freitag Mikko Hirvonen von Platz drei. Diese Position konnte er bis ins Ziel halten, obwohl er sich am gestrigen Samstag einen Ausflug in ein Feld leistete. Der kostete ihn zwar viel Zeit, aber Latvala hatte sich zuvor so viel Vorsprung herausgefahren, dass er Dritter blieb. Am Ende hatte er 54,8 Sekunden Rückstand auf Sordo und 29,5 Sekunden Vorsprung auf Hirvonen.

"In meinem Herzen fühle ich mich sehr gut", sagte Latvala mit einem breiten Strahlen auf dem gesicht. "Ich bin mehr als happy, unter diesen schweren Bedingungen durchgekommen zu sein und es aufs Podest geschafft zu haben. Es ist mein erster Podestplatz, und das bei einer Asphaltrallye - das ist etwas ganz Besonderes."

"Es ist mein erster Podestplatz, und das bei einer Asphaltrallye - das ist etwas ganz Besonderes." Jari-Matti Latvala

Hirvonen: "Es ist wunderbar!"

Hirvonen war nach dem Ausscheiden von Grönholm Einzelkämpfer im Ford-Werksteam. Seine Aufgabe war klar definiert: Mindestens Platz sechs und damit drei Punkte holen und Ford so vorzeitig zum Hersteller-Weltmeister machen. Diese Aufgabe hat Hirvonen mit Platz vier mehr als erfüllt. Er begann den letzten Tag mit zwei Bestzeiten und hatte Platz drei noch in reichweite, wollte dann aber kein zu großes Risiko mehr eingehen.

"Es ist wunderbar", jubelte Hirvonen. "Es war im letzten Jahr schon fantastisch, dass Ford Weltmeister geworden ist, aber in diesem Jahr ist das Gefühl noch besser. Es ist wirklich fantastisch, ich freue mich sehr."

Solberg lobt Teamarbeit

Auf Platz fünf fuhr Subaru-Pilot Petter Solberg. Er war ebenfalls als Einzelkämpfer unterwegs, nachdem seine Teamkollegen Chris Atkinson und Xevi Pons bereits am Freitagmittag ausschieden. Solberg, der heute seinen 33. Geburtstag feiert, holte sich in der abschließenden Zuschauerprüfung noch die Bestzeit. Der Norweger bilanzierte: "Das war wahrscheinlich die schwierigste Rallye, die ich je gefahren bin! Aber sie hat trotzdem viel Spaß gemacht. Man muss als Team wirklich gut zusammenarbeiten, um hier durchzukommen. Am ersten Tag hatte ich Probleme, aber danach lief es gut. Das Saisonfinale in Wales wird nun sehr wichtig für Subaru, wir werden dort unser Bestes geben um in der Herstellerwertung wieder nach vorn zu kommen. Es tut mir leid, dass Subaru so lange schon kein Erfolgserlebnis mehr hatte, aber wir werden in Wales alles versuchen, um das wieder zu ändern."

"Das war wahrscheinlich die schwierigste Rallye, die ich je gefahren bin!" Petter Solberg

Teamkollege Atkinson konnte die Rallye nach seinem Unfall fortsetzen und testete bereits für die Rallye Monte Carlo 2008. Gestern Abend jedoch traten Motorenprobleme an seinem Subaru auf, so dass er heute nicht mehr antrat. Dank der SupeRally-Bedingungen wird er aber trotzdem gewertet und konnte so ebenfalls zwei Herstellerpunkte holen, auch wenn er nicht ins Ziel kam.

Guy Wilks, der lange im privaten Ford Focus fuhr und nun im Subaru Impreza unterwegs ist, holte mit Platz sechs seine ersten Punkte in der WRC. Der Brite hatte sich am Freitag auf den sechsten Rang verbessert und konnte die Position seitdem halten. "Ich bin mehr als happy", freute sich Wilks. "Wir hatten in dieser Saison sehr viel Pech und da ist es toll, das Jahr mit einem solchen Erfolgserlebnis zu beenden. Wir hatten zuvor wenig getestet, aber ich will mich nicht beschweren. Ich bin von Anfang an vorsichtig gefahren, aber war bald Sechster und konnte den Platz halten. In der vorletzten Prüfung hatte ich sogar die zweitschnellste Zeit. Okay, es war schon gegen Ende der Rallye, aber immerhin die zweitschnellste Zeit."

"Wir hatten in dieser Saison sehr viel Pech und da ist es toll, das Jahr mit einem solchen Erfolgserlebnis zu beenden." Guy Wilks

Erfolgreich war auch Stobart-Youngster Matthew Wilson: Er konnte nach seinem Sensationsergebnis in Japan zum zweiten Mal in die Punkte fahren. Der 20-Jährige holte Platz sieben. Der letzte Fahrerpunkt ging an Gareth MacHale im Ford Focus. Der Lokalmatador, der gemeinsam mit Bruder Aaron und Vater Austin bei der Rallye Irland antrat, wurde Achter.

Henning Solberg holt wichtige Zähler für Stobart

Weit außerhalb der Top 10 beendete Stobart-Pilot Henning Solberg die Rallye. Er war gut unterwegs, hatte aber am Freitagabend in der letzten Prüfung einen Unfall. Der Norweger setzte die Rallye unter SupeRally-Bedinungen fort und holte drei wichtige Punkte für die Herstellerwertung. Damit konnte Stobart in der Herstellerwertung an Subaru vorbeigehen und liegt nun auf Rang drei mit 80 Punkten. Subaru hat 79 Zähler.

"Das war ein gutes Wochenende", freute sich Henning Solberg. "Ich konnte das Auto auf der Straße halten, wir liegen vor Subaru, sehr gut!"