• 27.04.2014 00:58

  • von Armin Schwarz

Schwarz-Kolumne: Die Gründe für die Volkswagen-Dominanz

'Motorsport-Total.com'-Kolumnist Armin Schwarz nimmt die Dominanz von Volkswagen unter die Lupe und nennt die Gründe für die Überlegenheit von Ogier

Liebe Fans des gepflegten Driftwinkels,

Titel-Bild zur News: Armin Schwarz

Armin Schwarz fuhr zwischen 1988 und 2005 in der Rallye-WM Zoom

das erste Saisondrittel wurde ganz klar von Sebastien Ogier und Volkswagen dominiert. Man kann dem Team nur zu dieser makellosen Leistung gratulieren. Die Vorbereitung ist perfekt, im Hintergrund wird gewissenhaft gearbeitet und das Team setzt es bei jeder Rallye vorbildlich um. Der kleine Schönheitsfehler war vielleicht Schweden, aber wenn Ogier einen Fehler macht, dann ist Jari-Matti Latvala vor allem bei dieser Winterrallye zur Stelle. Insofern haben sie einen guten Rückhalt, sollte bei Ogier etwas passieren.

Teamintern ist Latvala Ogier aber nicht gewachsen. Wenn es zum direkten Vergleich kommt, dann ist Ogier immer besser. Beim Weltmeister läuft derzeit alles glatt von der Hand. Ich glaube aus Fahrersicht aber nicht, dass Ogier noch eine Schippe drauflegen kann. Er kann 99 oder 101 Prozent umsetzen und diese immer ohne wirkliches Risiko fahren, auch bei einer vielleicht nicht ganz idealen Reifenwahl. Er kann das kompensieren, steckt soweit zurück, weil er dann in der nächsten Prüfung einen Vorteil hat. Vom Kopf her ist er so gefestigt, dass er es fast immer auf den Punkt bringen kann.

Ich wurde gefragt, warum er in der letzten Prüfung so schnell fährt und seinen Sieg eventuell noch aufs Spiel setzt? Ich glaube aber nicht, dass er in der Power Stage volles Risiko geht. Er kann sehr gut mit Risiko umgehen und wird sehr wohl bei der Power Stage die 25 WM-Punkte, die er schon in der Hand hat, nicht für drei Bonuszähler aufs Spiel setzen. Er braucht diese Bonuszähler nicht so dringend wie alle anderen Fahrer.

Sebastien Ogier

Ogier kann 99 oder 101 Prozent umsetzen und diese immer ohne großes Risiko fahren Zoom

Ob es Neuville, Östberg oder Latvala ist - diese Fahrer müssen sich sozusagen über Zusatzpunkte ernähren, um Ogier auf den Fersen zu bleiben. Im Regelfall fährt Ogier vorne weg und sammelt ohnehin mehr Punkte als alle anderen. Vor diesem Problem steht auch sein Teamkollege Latvala. Wenn es in Argentinien noch einmal so läuft wie in Portugal, dann sieht es für mich so aus, dass sich Latvala als zweiter Fahrer unterordnen muss.

Latvala die Nummer zwei

Er ist eigentlich ein Backup-Fahrer, der dann um den Sieg fährt, wenn Ogier einmal ausfällt. Ich glaube, dass Latvala sich mit der Rolle des Nummer-zwei-Fahrers abfinden muss und jene WM-Punkte mitnimmt, die sein Teamkollege auslässt. Auch Andreas Mikkelsen kann derzeit Ogier nicht das Wasser reichen. Ich sehe seine Entwicklung linear, bin aber anderer Meinung als viele Leute, die meinen, dass Schweden der Knackpunkt war und er erstmals gezeigt hat, was in ihm steckt.

Ich glaube, dass sich Mikkelsen nicht so weiterentwickeln wird, wie es viele hoffen. Seine aktuelle Leistung wird er die nächste Zeit abliefern können. Wenn er darüber hinausgeht, wird es schwierig. Er hatte in Monte Carlo einen Ausrutscher, in Schweden ist er sehr gut gefahren. In Mexiko hatte er den Crash und zuletzt in Portugal suchte er sein Selbstvertrauen. Er war aber um fünf Minuten langsamer als Ogier mit dem gleichen Auto. Für mich sind das Zeichen, dass im Moment nicht mehr kommt. Er fährt am oberen Limit seiner Leistungskurve und ich glaube nicht, dass er an Ogier herankommt.

Jari-Matti Latvala

Jari-Matti Latvala springt dann in die Presche, wenn bei Ogier etwas passiert Zoom

Volkswagen ist saisonübergreifend nun schon seit acht Rallyes ungeschlagen. Das zeigt, dass der Polo R WRC unter allen Bedingungen konkurrenzfähig und standfest ist. Ich glaube, dass die Stabilität des Autos ein entscheidender Vorteil im Vergleich zur Konkurrenz ist. Volkswagen ist auch bei der Abstimmung besser, aber das heißt nicht, dass sich die anderen Teams das nicht auch erarbeiten könnten. Die anderen Teams bringen es vom Engineering, vom Fahrer und vom ganzen Umfeld her nicht auf den Punkt.

Bei Volkswagen arbeiten die besten Leute

Bei Volkswagen sind die besten Leute am Ruder, die das Auto so fahrbar machen können. Ogier muss darüber gar nicht nachdenken, denn er kann immer so fahren, wie es notwendig ist. Das ist eine der Stärken und bringt auch einen Zeitvorteil. In Portugal hat man zudem auch gesehen, dass Ogier ein sehr gutes Reifenmanagement betrieben hat.

Das Auto spielt sicher eine große Rolle. Man müsste sich im direkten Vergleich die Reifen von Latvala und Mikkelsen ansehen, wenn sie mit der gleichen Reifenmischung gefahren sind. Für mich ist es eine Kombination. Ogier geht mit dem Polo behutsamer um, außerdem ist das Auto ausgereift und fährt effizient. Nun geht es nach Argentinien weiter, wo im Vorjahr Sebastien Loeb seinen letzten WRC-Sieg gefeiert hat.

Jost Capito

Jost Capito und seine Mannchaft sind die Benchmark in der WRC Zoom

Der große Favorit für diese Saison ist klar. Es stellt sich die Frage, ob Volkswagen alle 13 Rallyes gewinnen kann? Ich würde es nicht für abwegig erachten. Wenn es so läuft wie in Schweden, dann ist Latvala da. Ich glaube aber nicht, dass er Ogier schlagen kann. Vielleicht bei der Rallye Finnland, aber ansonsten aus normaler Kraft nicht. Allerdings hat man im Vorjahr in Deutschland gesehen, dass auch Volkswagen ein komplettes Waterloo erleben kann, und dann gewinnt jemand anderes. Unter normalen Umständen wird es für die Konkurrenz aber sehr schwer.

Nachdem wir uns heute mit Volkswagen beschäftigt haben, nehme ich morgen die Verfolger unter die Lupe. M-Sport hat in Portugal wieder vorne mitgemischt, während Citroen derzeit nicht an die alten Glanzzeiten anschließen kann und sich mehr mit der WTCC beschäftigt. Hyundai lässt Potenzial aufblitzen, aber dieses Team hat noch einiges zu tun. Meine Einschätzung darüber, und wie Robert Kubica seine Fehlerrate am besten abstellen sollte, lest ihr morgen Montag hier bei Motorsport-Total.com.

Bis morgen!
Euer,

Uwe Winter

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