• 06.12.2008 15:11

  • von Britta Weddige

Schotterreifen auf Eis: Proteste gegen das Reglement

Die Teamchefs fordern nun lautstark: Notfallreifen für winterliche Verhältnisse statt Prüfungsabsagen - David Richards: "Sport wird zur Lachnummer!"

(Motorsport-Total.com) - Jeder Autofahrer kennt die gefährlichen Situationen, wenn er im Winter plötzlich auf spiegelglatte Eisplatten gerät. Da kann es selbst bei geringen Geschwindigkeiten zu unfreiwilligen Rutschpartien kommen. Ganz anders ist die Lage aber, wenn man WRC-Pilot ist und mit hohem Tempo über die Pisten jagen muss - und zwar mit Reifen, die für das Fahren über Eisplatten alles andere als geeignet sind. Damit haben die Rallyefahrer derzeit in Wales zu kämpfen. Auf den schlammigen Waldwegen lauert überall Eis, alle Piloten beklagen sich über die gefährlichen Situationen.

Titel-Bild zur News: Daniel Sordo

Die Straßenverhältnisse in Wales können mit Schotterreifen tückisch werden

Das Problem: Wales ist eine Schotterrallye und damit schreibt das Reglement vor, dass mit unbeschnittenen Einheits-Schotterreifen gefahren werden muss. Eine Ausnahme für extreme Bedingungen wird nicht gemacht. Das sorgt inzwischen im Servicepark für offenen Unmut. Subaru-Teamchef David Richards machte seinem Ärger nun laut Luft. Sein Pilot Chris Atkinson war gestern auf einer Eisplatte abgeflogen und hatte sich überschlagen. Für Atkinson endete die Rallye Wales mit einem Helikopterflug ins Krankenhaus. Glücklicherweise hat sich der Australier keine ernsthaften Verletzungen zugezogen.#w1#

Doch musste es überhaupt so weit kommen? Nein, meint Richards. "Es war ein extrem frustrierender Tag", schimpfte der Brite. "Wir sagen schon seit Längerem, dass es neben dem Einheitsreifen auch Notfallreifen für solch extreme Bedingungen geben sollte. Wenn es solche Verhältnisse wie hier gibt, sollte die Rennleitung entscheiden können, ob sie eingesetzt werden. Wir sollten uns nicht in die Lage bringen, den Zuschauern keine Show mehr bieten zu können. Denn die hatten wahrscheinlich noch einen frustrierenderen Tag als wir."

"Wie können wir der Öffentlichkeit sagen, dass es für die besten Fahrer der Welt zu rutschig war?" David Richards

Damit bezog sich Richards auch darauf, dass die Route des ersten Tages in Wales wegen der winterlichen Straßenverhältnisse massiv verkürzt werden musste. Zwei Prüfungen wurden sogar ganz abgesagt, weil die Bedingungen zu gefährlich für schotterbereifte Autos waren: "Wie können wir der Öffentlichkeit sagen, dass es für die besten Fahrer der Welt zu rutschig war? Das macht doch den gesamten Sport zur Lachnummer! Wir haben mehrfach mit der FIA darüber gesprochen, aber man sagte uns, es sei zu kompliziert, um das Problem zu lösen. Das akzeptieren wir nicht."

Völlige Zustimmung erhielt Richards von Citroën-Sportchef Olivier Quesnel. "Die Bedingungen waren schrecklich und wir haben nicht den richtigen Reifen dafür", sagte der Franzose. "Das ist nicht der Fehler von Pirelli, sondern der Fehler des Reglements. Das ist einfach dumm, denn mit einem Notfallreifen hätten die Zuschauer und Teilnehmer eine wirklich schöne Rallye erleben können."

Vor allem für die Zuschauer sei die Situation denkbar schlecht, so Quesnel: "Es war ein Chaos. Das hier soll eine Show sein und wir brauchen die Zuschauer. Aber ohne gute Reifen können wir keine gute Show liefern. Dazu kommt auch noch der Sicherheitsaspekt. Und das, was wir hier gemacht haben, war nicht schön."