Röhrl und Wiegand: Wie alles begann
Walter Röhrl und Sepp Wiegand erinnern sich an den Beginn ihrer Rallye-Karriere: Bei beiden Fahrer spielte der Zufall eine große Rolle
(Motorsport-Total.com) - 14 Siege bei 75 WM-Rallyes und Weltmeister der Jahre 1980 und 1982: Walter Röhrl ist der erfolgreichste Rallye-Fahrer Deutschlands. Mittlerweile 66 Jahre alt, hat sich der Regensburger schon seit einigen Jahren aus dem aktiven Motorsport zurückgezogen, geht aber noch regelmäßig bei Historik-Veranstaltungen an den Start, wo er teilweise mit Fahrzeugen aus dem frühen Tagen seiner Karriere antritt. Mit Anfang 20 war allerdings noch nicht abzusehen, dass aus dem jungen Röhrl einmal eine Rallye-Legende werden sollte.

© Volkswagen
Sepp Wiegand begann seine Motorsport-Karriere auf zwei Rädern
Damals wahr Röhrl auf zwei Brettern unterwegs und strebte als gelernter Skilehrer eine Karriere als Skirennläufer an. Doch auf der Fahrt zu einem der Rennen erkannte sein Kollege Herbert Marecek, der als Beifahrer an Rallyes teilnahm, ein größeres Talent in Röhrl: "Auf den Fahrten hat er zu mir gesagt: Du musst Rennfahrer werden, so wie du Auto fährst. Und ich hab' gesagt: 'Zahlen soll das der liebe Gott, oder wie stellt du dir das vor?'", erinnert sich Röhrl im Interview mit der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung'.
Anfangs kam die Karriere von Röhrl nur langsam in Schwung. Von 1968 bis 1970 nahm er nur sporadisch an Rallyes teil. Beifahrer Marecek navigierte den Regensburger zu dieser Zeit nicht nur während der Rallyes, sondern bemühte sich auf seine Weise, die Karriere Röhrls zu fördern. "Nach jeder Rallye hat er an alle Fachzeitungen geschrieben: Mein Freund ist der beste Rallye-Fahrer der Welt, ihr müsst ihm unbedingt einen Werksvertrag besorgen", erinnert sich Röhrl. Da werben des Freundes hatte schließlich Erfolg. "Nach der fünften Rallye kam am 23. Dezember ein Telegramm von Ford: Alles klar zur Vertragsunterschrift."
Mehr als 30 Jahre nach dem letzten WM-Titel Röhrl klopft mit Sepp Wiegand ein hoffnungsvolles Talent an die Türe der Rallye-Elite. Der Sachse tritt in dieser Saison mit Skoda in der WRC2-Klasse an, wo er vor der Rallye Portugal (11. bis 14. April) die Gesamtwertung anführt. Der 22-Jährige begann erst vor drei Jahren, und genau wie Röhrl betrieb auch Wiegand zunächst eine andere Disziplin: "Ich habe mit sieben angefangen, Motorrad zu fahren, Motocross und Enduro, bis ich 19 Jahre alt war", sagt Wiegand der Frankfurter Allgemeinen Zeitung'.
Walter Röhrl im Opel Ascona 400
Nachdem er wegen eines fehlenden Ersatzteils bei drei Rennen nicht antreten konnte, übergab sein Vater, selbst aktiver Rallye-Pilot, zur Entschädigung seinen Volkswagen Lupo samt Beifahrer an den Sohnemann. Und gleich bei der zweiten Rallye zeigte sich, welch großes Talent im jungen Wiegand steckt: "Am Ende der Prüfungen stehen manchmal Tafeln, auf denen die Zeiten vermerkt sind. Und ich wusste genau, dass meine Zeit 2:59 war. Ich habe zuerst unten geschaut, die hatten alle die Drei als erste Ziffer. Ich dachte zuerst: Das muss ein Irrtum sein", erinnert sich Wiegand. Doch es war kein Irrtum: "Wir waren dann auf dieser Wertungsprüfung Zweite."
"Schneller als wir war nur ein 300-PS-Allradauto, und ich hatte einen 155-PS-Fronttriebler. Am Ende haben wir sogar gewonnen. Mein Vater war so stolz, dass er Tränen in den Augen hatte", denkt Wiegand an seinen ersten Sieg zurück. Von dort an nahm seine Karriere seinen Lauf. Wiegend ist sich dabei der Tatsache bewusst, dass er zum richtigen Zeitpunkt in der Rallye-Szene durchstartet: "Jetzt habe ich das richtige Alter, und Volkswagen kommt. Wenn ich jetzt schon dreißig wäre, hätte ich vermutlich keine Chance. Ich bin zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort gewesen."

