Rallye-WM: Kommerz auf Kosten der Sicherheit?

Die WRC-Piloten haben den Eindruck, dass die Sicherheit in der Rallye-WM immer öfter wirtschaftlichen Überlegungen geopfert wird

(Motorsport-Total.com) - Ist Kommerz wichtiger als die Sicherheit? Diesen Eindruck hat zumindest WRC-Pilot Kris Meeke, und fordert daher wie einige seiner Kollegen aus der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) ein größeres Mitspracherecht bei sicherheitsrelevanten Fragen. "Wirtschaftliche Überlegungen gehen vor der Sicherheit. Wir sind wir Marionetten, mit denen man im TV Geld macht", wird der Citroen-Pilot von 'Motorsport News' zitiert.

Titel-Bild zur News: Elfyn Evans

Die wenig winterlichen Straßenverhältnisse sorgten in Schweden für Diskussionen Zoom

Die Diskussionen über die Sicherheit und ein Mitspracherecht der Fahrer waren im Rahmen der Rallye Schweden erneut hochgekocht, nachdem die Organisatoren Bedenken der Piloten in den Wind geschlagen hatten.

Deshalb hatten die Fahrer am Freitagmorgen über einen Boykott der Wertungsprüfung "Torsby" diskutiert, die aus ihrer Sicht aufgrund der fehlenden Schneeauflage mit den Spikereifen nicht sicher befahrbar war. Hyundai-Pilot Hayden Paddon hatte jedoch Medienberichten zu Folge die einheitliche Front der Fahrer gesprengt, sodass die Piloten letztlich doch antraten.

Bedenken der Fahrer werden ignoriert

Für Weltmeister Sebastien Ogier ist es ein Unding, dass den Argumenten der Fahrer so wenig Gehör geschenkt wird. "Unserer Ansicht nach kann es nicht sein, dass wir in solche Beratungen nicht eingebunden sind", so der Volkswagen-Pilot gegenüber 'Motorsport News'. Ins gleiche Horn stößt auch Meeke. "Wenn wir nicht glücklich sind, müssen wir in der Lage sein zu sagen, wo es lang geht, oder müssen zumindest Einfluss darauf haben", fordert der Nordire.

Das war im Fall der Rallye Schweden, bei der aufgrund von fehlendem Schnee zahlreiche Wertungsprüfungen abgesagt werden mussten, nicht der Fall, wie Meeke berichtet. "Ich habe in Schweden (mit der FIA; Erg. d. Red.) gesprochen. Da wurde mir gesagt, dass wir diese Bedenken vor der Rallye hätten äußern sollen."

Doch auch das habe in der Vergangenheit nichts gebracht, wie Meeke erklärt. "Vor Australien wurden nach Bekanntgabe der Route in drei Monaten 25 E-Mails verschickt und nichts ist passiert." Damit spricht Meeke die Diskussionen über die Nachtprüfung der Rallye Australien an, bei der in der Luft stehender Staub die Fahrer stark geblendet hatte.

Boykott steht weiterhin im Raum

"Wir waren während der Rallye alle deswegen angepisst, und zum Abschluss wurde uns gesagt: 'Wenn ihr nächstes Jahr wiederkommt, fahrt ihr drei Nachtprüfungen...' An diesem Punkt müssen wir unser Zeug packen und gehen", stellt Meeke einen Boykott der Fahrer als letztes Mittel weiterhin in den Raum, sollten deren Sicherheitsbedenken weiter ignoriert werden.

Für ihn würden vor allem aus wirtschaftlichen Gründen Rallyes und Prüfungen durchgezogen, die man früher nicht gefahren wäre. "Vor zehn Jahren wäre diese Rallye abgesagt worden", meint Meeke mit Blick auf die Rallye Schweden. "Der Grund, warum das diesmal nicht passiert ist, ist Geld. Das Geld bestimmt alles."

"Hätten wir diese Prüfungen bei vollem Schotter fahren müssen, hätte sich der Sport zum Gespött gemacht. Es wird Zeit, dass unser Sport respektiert wird. Wenn Schweden keine Winterrallye liefern kann, kommen wir nicht zurück", droht der Citroen-Pilot.


Fotos: WRC: Rallye Schweden


Aus diesem Grund wollen sich die WRC-Piloten vor dem nächsten Lauf in Mexiko erneut beraten, um ein einheitliches Vorgehen abzustimmen. "Wir müssen uns zukünftig treffen und sicherstellen, dass wir Raum für diese Diskussionen haben", meint Ogier. "Und dann sollte mindesten ein Fahrer unseren Standpunkt vertreten."