Ogier: "Man sieht, wer ein Junge und wer ein Mann ist"
Warum die Deutschland-Rallye für Sébastien Ogier und Kimi Räikkönen schwieriger als der Asphalt-Lauf in Bulgarien sein wird und wieso man dennoch zuversichtlich ist
(Motorsport-Total.com) - Sébastien Loeb ist gewarnt. Der Franzose, der bisher alle sieben Ausgaben der Deutschland-Rallye für sich entschied, sieht nicht etwa Fords Asphalt-Ass François Duval als Gefahr an, auch das Ford-Werksduo macht ihm offenbar keine Sorgen. Stattdessen rechnet er mit Gegenwind aus den eigenen Reihen. Kein Wunder, der Citroën C4 ist das beste Asphalt-Auto - und vor allem die Piloten des Juniorteams, Sébastien Ogier und Kimi Räikkönen, lauern auf ihre Chance im Moselland.

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Kimis Terrain: Auf Asphalt fühlt sich Ex-Formel-1-Star Räikkönen wohl
"Jeder im Team hat gute Erinnerungen an unsere Reise nach Bulgarien", nimmt Teamchef Benoit Nogier Bezug auf die erste Asphalt-Rallye des Jahres. "Kimi, der dieses Jahr so viel lernen musste, zeigte auf seiner ersten WM-Rallye auf Asphalt, zu was er fähig ist und Sébastien war auch sehr konkurrenzfähig. Dennoch war die Bulgarien-Rallye für alle neu. In Deutschland kämpfen wir gegen Fahrer mit viel Erfahrung auf diesem Terrain. Deshalb gaben wir an unsere Fahrer die Zielsetzung aus, keine Fehler zu machen. Ich bin sicher, dass unsere C4 WRCs zu exzellenten Resultaten fähig sind."#w1#
Für Sébastien Ogier und Kimi Räikkönen wird es das erste Mal sein, dass sie mit dem Citroën C4 durch die Weinberge rund um Trier rasen. Der in der WM auf Platz zwei liegende Franzose bringt aber immerhin etwas Erfahrung aus der Junioren-WM mit, als er 2008 mit dem C2 S1600 in Deutschland antrat. "Hinterm Steuer des C4 WRC wird alles anders sein", ist er überzeugt. "Die Route in Deutschland ist sehr speziell, eine Prüfung ragt aber besonders heraus."
Ogier und die Herausforderung Panzerplatte
Er bezieht sich dabei auf die Marathon-Prüfung Panzerplatte: "Am Samstag fahren wir zwei Mal eine Prüfung, die fast 50 Kilometer lang ist - auf einem Militärgelände. Da wird man sehen, wer ein Junge und wer ein Mann ist." Auch abgesehen davon bringt die Deutschland-Rallye einige Herausforderungen mit sich, wie Ogier weiß: "Ganz allgemein ist es eine Charakteristik dieser Rallye, dass sich der Grip immer wieder verändert. Da ist es wichtig, dass man einen guten Schrieb erstellt und mit der Sicherheits-Crew gut zusammenarbeitet. Das Ziel ist es, die Rallye ohne Fehler zu beenden und hoffentlich das Tempo von Sébastien Loeb zu halten. Er ist definitiv der Fahrer, den es in Deutschland zu schlagen gilt."
Dass dies nicht einfach wird, ist Ogier bewusst - deswegen will er sich vorrangig darauf konzentrieren, die Ford-Piloten zu besiegen: "Wir wissen, dass es um einiges schwieriger wird, als bei den vergangenen Rallyes. Unser Ziel ist es, demütig zu sein und Erfahrung zu sammeln und dabei zumindest Ford zu schlagen." In der Weltmeisterschaft möchte der Youngster undbedingt seinen zweiten Platz hinter Sébastien Loeb nach Hause bringen und den Vizeweltmeistertitel einfahren: "Das wäre doch ein großartiges Resultat und bisher sieht es gut aus. Es liegen einige Asphalt-Rallyes vor uns, bei denen wir hoffentlich vor Jari-Matti Latvala bleiben können."
Bei den verbleibenden Schotter-Rallyes wird Ogier das Citroën-Juniorteam verlassen und stattdessen für den Werksrennstall als Teamkollege von Sébastien Loeb an den Start gehen. Eine große Umstellung? "Citroën ist wie eine große Familie", relativiert Ogier. "Die beiden Teams stehen sich sehr nahe. In Finnland, wo ich für das Werksteam debütiert habe, lief alles extrem gut. Es wird aber auch sehr einfach, wieder mit meinen Kollegen vom Juniorteam zusammen zu arbeiten. Das macht mir überhaupt keine Sorgen."
Räikkönen: Endlich wieder Asphalt
Für Ex-Formel-1-Weltmeister Räikkönen ist hingegen die gesamte Saison eine enorme Umstellung. Für den Finnen ist alles neu, daher war es vorauszusehen, dass er nicht fehlerlos bleiben wird. Auch die Deutschland-Rallye ist gespickt mit Fallen, in die der WRC-Rookie tappen kann. "Schon wieder eine neue Rallye", sagt er.
Doch immerhin kommt ihm der Streckenbelag entgegen, wie er schon in Bulgarien mit guten Sonderprüfungszeiten bewiesen hat: "Auf meiner ersten Asphalt-Rallye mit dem Citroën C4 hatte ich sofort ein gutes Gefühl. Das Wichtigste ist es, dass ich mich daran gewöhne, ein WRC auf diesem Belag zu fahren. Nach meinen bisherigen Erfahrungen kann ich sagen, dass sich das Fahren auf Asphalt etwas natürlicher anfühlt, dennoch ist der Rallye-Sport etwas komplett anderes als der Rundstreckensport."
Auch Copilot Kaj Lindström blickt nach den Erfahrungen aus Bulgarien zuversichtlich nach Deutschland: "Wir machen bei jeder Rallye Fortschritte, was dieses Jahr sehr wichtig ist. Unsere Leistung in Bulgarien, auf unserer ersten Asphalt-Rallye, war die beeindruckendste, die wir seit dem Saisonstart hingelegt haben. Außerdem weiß ich, dass da noch viel mehr von Kimi kommen wird."

