• 14.02.2015 12:38

  • von Robert Kubica (Haymarket)

Robert Kubica: "Lernprozess beschleunigen"

Robert Kubica zeigte in Monte Carlo seinen Speed - Der Pole spricht in eigenen Worten über sein Privatteam und seine persönlichen Ziele in der Rallye-WM

(Motorsport-Total.com) - Es ist ehrlich zu sagen, dass die Rallye Schweden im Vorjahr nicht mein bester Lauf war. Ich verbrachte viel Zeit damit, mich aus dem Schnee zu schaufeln. In diesem Jahr muss die Schneeschaufel im Kofferraum bleiben. Im Vorjahr habe ich in Schweden hart gepusht, so hart ich konnte. Ich bin damals zum ersten Mal eine Schnee-Rallye gefahren und einige Leute haben gedacht, dass ich es langsamer angehen hätte müssen und mich Schritt für Schritt an das Limit herantasten hätte sollen.

Titel-Bild zur News: Robert Kubica

Robert Kubica startet in diesem Jahr mit seinem eigenen Team in der Rallye-WM Zoom

Ich habe das einige Rallyes später in Argentinien gemacht, wo ich als Sechster ins Ziel gekommen bin. Ja, ich habe es dort ohne Probleme über die Distanz geschafft, aber persönlich gesehen habe ich nichts gelernt, als ich mit diesem Speed gefahren bin. Weil ich so wenig Erfahrung habe, versuche ich, den Lernprozess etwas zu beschleunigen. Ich bin im Vorjahr in Schweden von der Straße geflogen, aber dabei habe ich das Limit herausgefunden.

Ehrlich gesagt, waren die Bedingungen im Vorjahr sehr knifflig. An diesem Wochenende ist es ähnlich. Es ist nicht einfach, eine Schnee-Rallye zu lernen. Ich habe oft gehört, wie andere Fahrer über schöne, konstante Schneeverhältnisse gesprochen haben: Wenn man unter den Spikes hartes Eis hat, man spät bremsen und man die Spikes belasten kann. Außerdem helfen die großen Schneewälle, an die man sich anlehnen kann. Dadurch kann man schneller fahren. Im Vorjahr waren die Schneewände nicht so dick.

Es gab auch nicht in allen Kurven Eis. Deswegen war es im Vorjahr oft der Fall, dass ich zu einer Bremszone gekommen bin und nur Schotter vorgefunden habe. Ich machte mir Sorgen, dass dadurch die Spikes abbrechen. Das kommt alles mit der Erfahrung. Es war nicht einfach abzuschätzen, wie viel man pushen kann, wenn kein Eis auf der Straße war. Wie viel Belastung würden die Reifen aushalten?

In diesem Jahr weiß ich etwas mehr. Als wir in Schweden angekommen sind, waren die Temperaturen sehr gut und die Straßen in der Recce waren fantastisch. Aber jetzt, als ich diese Zeilen schreibe, herrschen in Karlstad minus vier Grad. Es könnte auch regnen. Das wäre schade, denn wie gesagt, habe ich viele Geschichten gehört, wie fantastisch die Straßen bei den richtigen Bedingungen sein können.


Fotos: Robert Kubica, WRC: Rallye Schweden


Ich habe mir alte Videos angesehen, wo die Fahrer mit den Autos angegriffen haben. Es sah fantastisch aus, als jemand wie Colin McRae mit seinem Subaru über einen gefrorenen See gefahren ist. Wie werde ich also die Rallye angehen? Ich möchte konstant sein, konstanter als im Vorjahr. Ich muss mehr Rallyes beenden und mehr Kilometer als 2014 zurücklegen. Ich muss aber auch herausfinden, wie sich das Auto am Limit fahren lässt.

Colin McRae

Robert Kubica ist von den Fahrkünsten des großen Colin McRae beeindruckt Zoom

Das haben wir bei der ersten Rallye in Monte Carlo gemacht. Nach dem Fehler in der ersten Nacht war ich mit meinem Speed zufrieden. Ich konnte einige schnellste Prüfungszeiten zeigen. Wir haben hart gepusht und es hat funktioniert. Wir ihr wisst, fahren wir in diesem Jahr mit Pirelli-Reifen. Das war in einigen Prüfungen vermutlich ein Vorteil für uns. Aber wer weiß? Vielleicht erhalten wir wieder so einen Vorteil, oder es wird schwieriger, in diesem Jahr weitere Bestzeiten aufzustellen.

Eigenes Team nicht einfach zu organisieren

Eine Sache ist in diesem Jahr gewiss: Es ist nicht einfach, ein eigenes Team zu managen! Wir entschieden uns erst vor zwei Monaten dafür. Was wir in dieser kurzen Zeit erreicht haben, ist schon unglaublich. Ich muss mich bei einigen Leuten bedanken, dass das RK World Rally Team so schnell aus der Taufe gehoben werden konnte. Dazu zählen auch meine Partner Lotos, Grupa Azoty, A-Style und M-Sport.

Es war sehr gut, was wir bisher geschafft haben. Das auf die Beine zu stellen, war sehr beeindruckend, denn alle haben zu dieser Zeit Weihnachten gefeiert. Ich glaube nicht, dass ich jemals am 25. Dezember so viele Emails erhalten habe. Die Arbeit ist aber noch nicht erledigt. Vor Schweden habe ich mich die ganze Zeit um die Logistik für Mexiko und die anschließende Rallye gekümmert. Es ist unglaublich, wie viel Arbeit man in dieses Projekt investieren muss. Ich muss aber sagen, dass ich es genieße - zumindest meistens.

Robert Kubica

Vier Bestzeiten in Monte Carlo: Der Ford Fiesta ist mit Pirelli-Reifen ausgerüstet Zoom

Nach der Rallye Schweden geht die Arbeit dann weiter. Ich wurde schon mehrmals gefragt, ob ich das Team erweitern und weitere Autos einsetzen will. Im Moment lautet die Antwort darauf definitiv nein! Ich bin kein Teamchef oder Businessmann. Diese Mentalität habe ich nicht. Ich bin ein Fahrer und ein Wettbewerber. Für diese Saison ist es das Beste, mit meinem Team zu arbeiten.

Was können wir in Schweden erreichen? Wir müssen abwarten. Unser Ford Fiesta RS WRC funktioniert sicherlich gut und er hat in Schweden schon gute Ergebnisse erzielt. Man darf aber nicht vergessen, dass wir als Privatteam gegen Hersteller antreten. Und zwei dieser Hersteller - Volkswagen und Citroen - haben mit ihren 2015er Autos gute Fortschritte erzielt.

Der neue Fiesta kommt in Portugal. Das wird für alle eine neue Rallye sein. Für uns wird es sicherlich interessant. Das ist aber die vierte Saisonstation. An diesem Wochenende geht es nur um Runde zwei in Schweden.