• 09.05.2008 19:09

  • von Britta Weddige

Hirvonen, der "coole Hund"

Mikko Hirvonen stand bisher ein bisschen im Schatten von Jari-Matti Latvala, aber legt dabei eine Taktik an den Tag, die ihn wieder an die WM-Spitze gebracht hat

(Motorsport-Total.com) - Mikko Hirvonen wurde zu Beginn der Saison wohl zu sehr unterschätzt. Der 27-Jährige, der bei Ford nach dem Rücktritt von Marcus Grönholm die Führungsrolle übernommen hatte, schien nur schwer in Tritt zu kommen. Unterdessen fuhr im sein junger Teamkollege Jari-Matti Latvala unbekümmert um die Ohren und ließ die Rallyewelt aufhorchen. Latvala macht Weltmeister Sébastien Loeb das Leben schwer, während Hirvonen sich brav dahinter einordnet - so sah es nach den ersten Rallyes aus. Auch Loeb nannte nur Latvala, wenn er auf seine WM-Konkurrenten angesprochen wurde.

Titel-Bild zur News: Mikko Hirvonen

Mikko Hirvonen hat in dieser Saison bisher viele Experten überrascht

Doch nun sieht die Sache anders aus: Denn Hirvonen sammelte in jedem Lauf eifrig Punkte, auch für vierte und fünfte Plätze wie in Mexiko und Argentinien. In Jordanien nutzte er die Gunst der Stunde und die Nullnummer von Loeb, holte den Sieg und siehe da: Hirvonen führt die WM-Wertung wieder mit fünf Zählern Vorsprung an.#w1#

"Hirvonen ist mittlerweile einer, der unheimlich clever taktiert", erklärte Rallye-Experte Armin Schwarz gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Nach der Rallye Schweden habe auch er gedacht, dass Hirvonen ziemlich in Problemen stecke, räumte Schwarz ein: "Aber der Hund ist wirklich so cool, der sagt sich: 'Ich nehme da Punkte, wo ich Punkte nehmen kann und fahre da um den Sieg, wo ich siegen kann'. Alles andere interessiert ihn nicht."

In der Weltmeisterschaft sorgt das allemal wieder für Spannung. Von einem Durchmarsch von Sébastien Loeb spricht ohnehin niemand mehr. Und der Citroën-Star wird jetzt vor allem von Hirvonen unter Druck gesetzt, während Latvala doch Lehrgeld bezahlen musste, zu viele Fehler gemacht hat und derzeit mit 17 Punkte Rückstand auf Rang vier liegt.

Wie sich der Titelkampf weiter entwickeln wird, ist noch nicht abzusehen. Ein Kopf-anKopf-Rennen zwischen Loeb und Hirvonen kann sich Schwarz durchaus vorstellen, "ich denke aber auch: Wenn Sébastien alles passt, dann wird es da sicher bei den nächsten Rallyes wieder um den Sieg bei Loeb gehen. Ich denke auch, dass Hirvonen eher mal zurücksteckt, als dass er unbedingt um den Sieg fahren will. Aber man sieht: Eine Nullrunde für Loeb tut schmerzlich weh in der WM. Er muss jetzt auf jeden Fall zweimal gewinnen, um wieder vorn zu sein. Hirvonen darf dabei nicht einmal Zweiter werden, sondern muss schlechter sein."