• 14.10.2007 18:51

Dauer-Duell und Überraschungen auf Korsika

Während sich Sébastien Loeb und Marcus Grönholm das alt bekannte Duell lieferten, gab es dahinter ein paar Überraschungen

(Motorsport-Total.com) - In einem spannenden Duell um den Sieg bei der Rallye Frankreich bewiesen Sébastien Loeb und Marcus Grönholm erneut, warum sie als überragende Akteure dieser Saison gelten. Gemeinsam setzten sie sich unwiderstehlich von allen Konkurrenten ab und lieferten sich einen elektrisierenden Zweikampf.

Titel-Bild zur News: Sébastien Loeb

Sébastien Loeb hatte die Konkurrenz einmal mehr fest im Griff

Ford Focus-Chauffeur Grönholm markierte die ersten Bestzeiten auf den korsischen Asphaltpisten, Citroën-Pilot Sébastien Loeb aber übernahm Ende des ersten Tages das Zepter. Auf der gesamten zweiten Etappe hielt Tabellenführer Grönholm den dreifachen Weltmeister unter Druck, doch Loeb zeigte sich ebenso schnell wie nervenstark und setzte sich letztlich doch klar durch. In der Fahrerweltmeisterschaft rückten sie damit drei Läufe vor Saisonende noch enger zusammen.#w1#

Zuversichtlich zeigten sich vor der "Rallye der 10.000 Kurven" nicht nur die Asphalt-Spezialisten von Citroën - auch das in der Marken-WM klar führende BP Ford-Werksteam rechnete sich bei der Rallye Frankreich mehr aus als die Plätze hinter den gallischen Lokalmatadoren.

Marcus Grönholm

Marcus Grönholm musste sich nur Sébastien Loeb geschlagen geben Zoom

Und wie auf Bestellung bewies Tabellenführer Marcus Grönholm, dass der Ford Focus WRC des Jahrgangs 2007 auch auf befestigtem Untergrund zu den Sieganwärtern zählt: Bestzeit auf Wertungsprüfung (WP) 2 und 3, nachdem der Veranstalter WP 1 aufgrund von Zuschauerproblemen aus Sicherheitsgründen abgesagt hatte. "Das trockene Wetter erleichterte die Reifenwahl, und die Streckenverhältnisse blieben - anders als in Spanien vor einer Woche - sehr konstant", erklärte der 39-jährige Finne seinen starken Auftakt.

Ab WP 4 aber geigte Weltmeister Sébastien Loeb dann in bekannter Manier auf und holte in seinem Citroën C4 WRC sämtliche restlichen Bestzeiten der ersten Etappe - jeweils vor Grönholm, der sich entschlossen zeigte, an der bisher dominierenden Asphalt-Kombination aus Frankreich dranzubleiben. Mit Erfolg: Nur fünf Sekunden trennten die Titelrivalen am Freitagabend. "Ich hätte nicht damit gerechnet, dass Marcus hier so schnell sein kann", räumte Loeb ein.

Francois Duval

Schneller Gebrauchtwagenfahrer: Privatier Francois Duval im Vorjahres-Xsara WRC Zoom

Auf Rang drei - wenn auch klar im Schatten der beiden Führenden - richtete sich Daniel Sordo im zweiten C4 WRC ein. Grönholm-Adjutant Mikko Hirvonen dagegen hatte da schon Kurzarbeit eingereicht: Auf WP 3 ging er - vermutlich aufgrund eines fehlerhaften Aufschriebs - zu schnell in eine Linkskurve, rutschte gegen einen Betonblock und riss s ich das rechte Hinterrad ab. Der 27-jährige Finne musste seinen Ford Focus RS WRC zunächst abstellen, ging ab Samstag unter SupeRally-Reglement aber wieder an den Start und sicherte Ford noch einen weiteren Hersteller-WM-Punkt.

Wild entschlossener Loeb erzwingt die Vorentscheidung

Am Samstag wollte es Sébastien Loeb dann vom ersten Meter an wissen. Mit fünf Bestzeiten in sechs Prüfungen vergrößerte er seinen Vorsprung auf Verfolger Grönholm auf 27 Sekunden. "Dafür musste ich ans absolute Limit gehen", bekannte der Champion.

Eine ähnliche Marschroute verfolgte "Magic Marcus". "Schneller als jetzt kann ich nicht fahren", erklärte Grönholm und resümierte nach der zweiten Etappe: "Es ist das Beste, wenn ich mich mit meinem zweiten Platz abfinde". Gesagt, getan: Am Sonntag beließen es die großen Widersacher dabei, ihre Positionen und Zeitabstände zu halten - sehr zur Freude von Dani Sordo, der zwei der letzten drei WP für sich entscheiden konnte.

Hinter den Podestkandidaten traten bei der korsischen Kurvenorgie ein paar Überraschungsleute aus dem Schatten der Großen. Allen voran Jari-Matti Latvala, der mit seinem Stobart-Ford Focus zu Rallye-Halbzeit sogar den Norweger Petter Solberg im Subaru Impreza WRC überholte und am Ende Gesamtrang vier feiern durfte.

Petter Solberg

Subaru kommt mit dem Impreza WRC nun auch auf festem Untergrund besser zurecht Zoom

Auf dem Platz hinter dem Treppchen hatte sich zuvor eigentlich der erneut bravourös aufgeigende François Duval eingerichtet. Doch als nach der WP 12 sein Vorjahres-Citroën Xsara WRC wegen streikender Lichtmaschine liegen blieb, ohne den Servicepark zu erreichen, warfen ihn die unvermeidlichen zehn Strafminuten aussichtslos zurück.

Ein anderer Held von Korsika heißt Jan Kopecky. Der Tscheche fuhr auf seinem nicht mehr taufrischen Skoda Fabia WRC kontinuierlich Top-10-Zeiten, blieb von Defekten verschont und sicherte sich mit Platz sieben erneut WM-Zähler. Subaru lieferte eine geschlossene Mannschaftsleistung ab, denn Petter Solberg, Chris Atkinson und Xavier Pons liefen auf den Rängen 5, 6 und 8 im Ziel in Ajaccio ein.

WM-Debütant Suzuki buchte den ersten Auftritt auf WRC-Ebene erwartungsgemäß als Lern-Einheit ab. Asphalt-Spezialist Nicolas Bernardi legte im brandneuen Suzuki SX4 WRC einige beachtliche WP-Zeiten vor. Die unvermeidlichen Kinderkrankheiten verhinderten jedoch ein zählbares Ergebnis des neuen Werksteams in der Rallye-Weltmeisterschaft.

Härtester Lauf des Jahres für Reifenpartner BFGoodrich

Matthieu Bonardel, Rallye-Manager von BFGoodrich, fasste den französischen WM-Lauf mit großer Zufriedenheit zusammen. "Obwohl die Strecken im Vergleich zu früheren Jahren breiter und in besserem Zustand waren, ist die 'Tour de Corse' immer auch eine ,Tour de Force' für die Reifen."

"Frankreich erwies sich als der Event mit dem größten Reifenverschleiß des Jahres. Außerdem wurde es wegen des durchgehend guten Wetters schwierig, mit den Pneus richtig hauszuhalten. Obwohl unser Medium-Compound - also die mittelharte Laufflächenmischung - für die Vormittagsprüfungen ideal geeignet war, mussten die Piloten auf die härtete '2+'-Mischung wechseln, weil es nachmittags sehr viel wärmer wurde."

"Sébastien Loeb verwendete zwei verschiedene Versionen des BFGoodrich g-Force Profiler 2+ und erzielte mit beiden Varianten WP-Bestzeiten - darunter einige mit Durchschnittsgeschwindigkeiten von fast 110 km/h, was viel über das Potenzial unserer Reifen sagt."