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Wie Audi in den USA Gas gibt
Kundensport in der Grand-Am wird vorangetrieben, Optionen für eine Zukunft gesichtet: Baut Audi eine GTE-Version des R8 für den Einsatz in den USA?
(Motorsport-Total.com) - Audi hat im März eine wichtige Mission. Die Ingolstädter schicken zwei R18 e-tron ultra zum Auftakt der American-Le-Mans-Series (ALMS) in Sebring. Es ist die letzte Chance, mit den schnellen und technisch hoch entwickelten LMP1-Prototypen samt Hybridsystem am 12-Stunden-Klassiker in Florida teilzunehmen. Genau dort finden die Hersteller jene große Bühne, die man für den Gewinn von Marktanteilen auf dem wichtigen Automobilmarkt Nordamerika braucht.

© FIA WEC/Jeff Carter
Große Frage für Audi: Welche Autos sollen zukünftig in den USA fahren? Zoom
"Win on sunday, sell on monday" - diese alte Motorsportrechnung geht in den USA auch heutzutage noch auf. Den Machern von Audi Nordamerika ist dies nur zu bewusst. Sie pochen deshalb auf weiteres motorsportliches Engagement auf dem nordamerikanischen Kontinent. Als Teil der Bemühungen brachte Audi in diesem Jahr einen deutlich verbesserten R8 Grand-Am zum 24-Stunden-Rennen in Daytona. Mit Erfolg: Man feierte einen Doppelsieg in der GT-Klasse und legte somit den Grundstein für ein lukratives Kundensportgeschäft in den USA.
"Wir sind in Daytona und in der Grand-Am angekommen. Das ist das wichtige Signal", erläutert Romolo Liebchen, Chef von Audi-Customer-Racing. "Für uns war es nach dem schwachen Debüt 2012 jetzt einfach sehr wichtig, dass wir zeigen konnten, dass auch die Grand-Am-Version des Audi R8 siegfähig ist - genau wie die GT3-Version in Europa. Wenn sich jemand überlegt, in der GT-Klasse der Grand-Am ein Auto einzusetzen, dann muss der R8 in der engeren Wahl sein. Jetzt ist allen klar, dass das Potenzial stimmt."
Daytona-Klassensieg als Empfehlung
Der GT-Doppelsieg von Daytona habe "hohe Wellen geschlagen", sagt Liebchen. Sogar im Rahmen des 12-Stunden-Rennens im australischen Bathurst sei er von vielen Teams, Fahrern und Verantwortlichen auf den Erfolg in Florida angesprochen worden, berichtet der Audi-Manager. "Die Rückmeldungen sind gut. Der Auftritt in Daytona hat mehr Resonanz gebracht als der Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen auf der Nordschleife 2012. Das ist überraschend."

© Audi
Der Audi R8 Grand-Am überzeugte im zweiten Jahr in Daytona: Klassensieg Zoom
Die Marke ist platziert, das Modell R8 Grand-Am erfolgreich präsentiert worden. Und dennoch: Auf der Starterliste für das kommende Grand-Am-Rennen in Austin steht bislang kein einziger Renner aus Ingolstadt. "Die Teams verhandeln mit Audi Nordamerika. Ich gehe davon aus, dass einige R8 in der Grand-Am fahren werden. Alles andere würde mich überraschen", gibt sich Liebchen entspannt. Aus seiner Sicht ist alles getan. Die Entscheidung liegt nun bei den Privatteams in den USA.
Für den Einsatz eines Audis in den kommenden Läufen der Grand-Am gibt es gute Argumente. Beim Event in Daytona wurde deutlich, dass der R8 vor allem im engeren Infield seine Vorteile hat. Genau solche Passagen sind es, die auf den meisten Strecken der Grand-Am angetroffen werden. Allerdings haben sich die Verantwortlichen der IMSA vorbehalten, die Autos für die weitere Saison neu einzustufen. Hier bleibt abzuwarten, ob es die Daytona-GT-Sieger trifft.
Motorsport wichtig für USA-Markt
Ein Doppelerfolg beim Klassiker ist ein Highlight, allerdings bei der Argumentation um Beibehaltung der aktuellen Einstufungen keine große Hilfe. Vor diesem Hintergrund kann Audi geradezu froh sein, dass man keinen Dreifach-Erfolg feierte. Markus Winkelhock rollte im R8 von Rum-Bum-Racing kurz vor der Ziellinie mit leerem Tank aus. "Ich war auf das Ruckeln vorbereitet. Als es dann direkt nach Turn zwei losging, war ich trotzdem erst einmal am Boden zerstört", beschreibt der frühere DTM-Pilot.
Für Winkelhock und seine Kollegen Christopher Haase, Frank Biela und Matt Plumb ein Drama, aber für das Gesamtbild des Audi-Auftritts womöglich ein Glücksfall. "Das war echtes, ehrliches Racing", unterstreicht Haase den Wettbewerb mit offenen Visieren. "Wir haben es versucht - und das war genau richtig so. Natürlich hätte ich gern gewonnen, aber mal ganz nüchtern betrachtet: ein Doppelsieg ist verdammt gut. Wir haben mit unserem Pech zusätzliche Emotionen hineingebracht", stimmt Biela zu.
Teaser: WEC-Saison 2013
Mit Erfolg und Emotion will Audi auch in Zukunft auf dem US-Markt punkten. "Wir stellen uns in Zukunft circa 20 Autos im Kundeneinsatz in den USA vor. Das ist unser Ziel im Hinblick auf 2014", erklärt Liebchen die gewünschte Marschroute. Bis dorthin ist es ein weiter Weg. Von der R8-GT3-Version sind in Europa, Asien und Australien zahlreiche Autos im Kundeneinsatz. Beim R8 Grand-Am herrscht derzeit noch große Zurückhaltung.
"Drei Einsatzgebiete gibt es aktuell: Grand-Am, World-Challenge und die in den USA typischen Clubrennen", steckt Liebchen die Claims für die Zukunft ab. "Unsere Kollegen von Audi of America sind der Überzeugung, dass Motorsport in den USA für die Marke sehr wichtig ist. Da muss man sich in der aktuellen Situation fragen, wie so etwas in Zukunft aussehen kann." Da in der zukünftig fusionierten Serie von ALMS und Grand-Am kein Platz für LMP1-Autos mehr ist und ein Daytona-Prototyp für Audi kaum in Betracht kommt, bleibt nur die GT-Bühne. Ein einzelner WEC-Auftritt in Austin pro Jahr ist zu wenig.
GTE-Version des R8 könnte folgen
Die ALMS/Grand-Am-Bühne wird ab 2014 zweigeteilt sein: Eine Amateurklasse für die bisherigen GT-Autos aus der Grand-Am und eine professionelle Kategorie mit den GTE-Sportwagen aus der bisherigen ALMS. Klar ist schon jetzt: Wer dort Sportlichkeit und Innovation im Motorsport darstellen möchte, muss in der GTE-Szene gegen Corvette, BMW, Dodge, Porsche und Co. antreten. Allerdings fehlt es Audi derzeit noch an dem passenden Einsatzgerät.

© Audi
Kundensport-Chef Romolo Liebchen möchte mehr Audis in den USA sehen Zoom
Nach Informationen von 'Motorsport-Total.com' könnte sich dies in den kommenden Monaten jedoch ändern. In Ingolstadt wird ernsthaft über den Bau einer GTE-Version des R8 nachgedacht. Größter Stolperstein: die Kosten. Für ein solches Modell müsste man einen neuen Motor bauen, denn das Serien-Aggregat, das in den LMS- und Grand-Am-Autos verbaut ist, passt nicht ins Reglement der größten amerikanischen Sportwagenszene.
Für den Schritt zu einem möglichen GTE-R8 müssten die Mittel freigegeben werden. Grundlage dafür bildet Planungssicherheit. Man bräuchte aus den USA das wichtige Signal, dass diese Autos in Kundenhand über einige Jahre eingesetzt werden dürften. "Wir wollen langfristig in den USA etwas aufbauen", stellt Liebchen klar, dass Audi langen Atem hat. "Es geht nicht um kurzfristige Glanzlichter, sondern wir wollen uns mit Audi im Motorsport in Nordamerika fest verankern."

