WEC Nürburgring 2016: Reifenpoker in der Eifel
Das 6-Stunden-Rennen der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) auf dem Nürburgring: Alle LMP1-Hersteller mit Siegambitionen - Taktikvorteil für Toyota?
(Motorsport-Total.com) - In der Eifel ist alles angerichtet für die große Le-Mans-Revanche 2016. Vor dem Start des 6-Stunden-Rennens der WEC auf dem Nürburgring lässt sich kaum ein klarer Favorit ausmachen. Audi sicherte sich am Samstag die erste Startreihe und überzeugte am Freitag mit starken Longruns, Porsche wird im Rennen eine gut Performance zugetraut und Toyota hat einen Taktikjoker im Ärmel. "Die Autos sind sehr eng zusammen", sagt Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich.

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Toyota könnte einen taktischen Vorteil haben: Wenn das Rennen trocken blleibt Zoom
"Es wird unglaublich eng", stimmt Porsche-Pilot Mark Webber zu. Der amtierende WEC-Champion und Vorjahressieger will nach drei enttäuschenden Rennen in der bisherigen Saison endlich mal wieder ganz nach vorn. "Über alle Sessions sehe ich den Abstand zu Audi realistisch bei einer Zehntel pro Runde - das ist nichts. Ich hoffe, dass es trocken bleibt, denn Performance im Regen ist nicht wirklich unsere Stärke", erklärt der Australier.
Audi, Porsche und Toyota fahren in der Eifel erstmals mit neuen Aerodynamikpaketen für erhöhten Abtrieb. "Die Daten sagen, dass das Paket besser ist. Das glauben wir - und gut ist's", schmunzelt Andre Lotterer (Audi #7), der sich am Samstag gemeinsam mit Marcel Fässler die Pole-Position sichern konnte. Am Tag zuvor war dem dreimaligen Le-Mans-Champion ein beeindruckender Longrun im zweiten Freien Training gelungen.
Wenn am Ende die Reifensätze knapp werden...
"Unsere Durchschnittszeiten waren gut, beide Autos waren richtig schnell. Das sind positive Aussichten für das Rennen. Es wird eine spannende Geschichte", sagt Lotterer. Der gebürtige Duisburger sieht jedoch bei trockenen Bedingungen eine Baustelle: "Die Strecke ist eng, man muss oft außen herum überholen. Dann sammelt man Pickup auf. Das braucht immer eine gewisse Zeit, bis das wieder weg ist." Die Gummiteilchen drücken sich derart fest in die warme Lauffläche der Pneus, dass über mehrere Kurven oder sogar Runden wenig Grip zur Verfügung steht.
"Wenn die Reifen einige Runden drauf haben, bieten sie zwar immer noch viel Grip, aber sie werden empfindlicher bezüglich Pickup. Wenn du dann zur Box zum Tanken musst und auf dem Satz weiterfahren musst, dann wirst du den Pickup nur sehr schwer wieder los. Mit diesem Problem müssen wir uns auseinandersetzen", berichtet Sportchef Ullrich. "Unsere Longruns waren aber gut, da kann man nichts sagen. Wir sahen im Vergleich stark aus, sahen auf relativ alten Schlappen noch schnell und konstant aus. Vielleicht wollten die anderen einfach nicht so richtig..."
WEC Nürburgring: So lief das Qualifying
Vor allem im Qualifying wurde der Blick auf die wahre Hackordnung verzerrt. Toyota verzichtete auf den Einsatz von weichen Michelins, um die sechs Reifensätze für das Rennen zu behalten. "Das soll unser Vorteil im Rennen werden, deswegen haben wir das gemacht", sagt Toyota-LMP1-Projektleiter John Litjens. Der Niederländer erwartet seine Mannschaft im Rennen auf einem Niveau mit Porsche und Audi. "Wir sind ohne Test mit dem neuen Paket hier. Es funktioniert bestens, die Balance passt", so Litjens.
Die Reduzierung der Reifensätze für das Rennen am Nürburgring (2015 hatten die LMP1-Teams acht Sätze zur Verfügung) wird zum wichtigen Faktor. Für Mark Webber zu einem Nerv-Faktor: "Dadurch wird es langweilig. Es ist dann so wie in anderen Serien, dass die Performance und das Racing vom Reglement bestimmt wird: Reifen sparen, Sprit sparen, alles sparen. Schade. Wir wollen doch eigentlich Vollgas bis zum Ende, aber jetzt müssen wir uns vor allem zum Ende des Rennens strategisch etwas einfallen lassen."

