• 27.04.2013 19:35

BMW in schwieriger Ausgangslage: Überholen erwünscht

Während Marco Melandri dringend Verbesserungen an seinem Motorrad fordert, hatte Chaz Davies in der Superpole-Qualifikation massives Technikpech

(Motorsport-Total.com) - BMW erlebte auf dem TT Circuit in Assen einen Samstag der gemischten Gefühle. Marco Melandri beendete die Superpole-Qualifikation für die dritte Runde der Superbike-WM auf Platz sieben. Sein Teamkollege Chaz Davies hatte im ersten Teil der Superpole mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen. Der Waliser wird die Rennen am Sonntag von Startplatz 13 aus angehen. Nach Regen am Freitag herrschte am Samstag etwas besseres Wetter. Es blieb trocken, in den Niederlanden war es weiterhin sehr kühl.

Titel-Bild zur News: Marco Melandri

Marco Melandri hätte sich einen besseren Startplatz gewünscht Zoom

In der Superpole eins ließen Melandri und Davies für ihr erste Ausfahrt Rennreifen auf ihre S 1000 RR aufziehen. Der Italiener war mit seiner ersten fliegenden Runde Fünftschnellster, die Zeit reichte für das Weiterkommen in den zweiten Teil der Superpole. Davies hatte bereits zu kämpfen und war Achtschnellster. Er ging nochmals auf die Strecke, um seine Zeit zu verbessern, brach diesen Versuch aber ab. Der Mann von der Insel kehrte umgehend zur Box zurück, da die Schwierigkeiten zugenommen hatten.

Er fiel zurück auf den 13. Rang, damit war die Superpole-Qualifikation für ihn beendet. Melandri reichte im zweiten Teil eine schnelle Runde auf einem Qualifikationsreifen zum Einzug in den letzten und entscheidenden Abschnitt. In der Superpole drei ging Marco mit seinem zweiten Satz Qualifikationsreifen auf die Strecke. Bis in die letzten Sekunden der Session hinein lag er auf dem sechsten Platz in der dritten Reihe, fiel dann aber noch um eine Position zurück. Damit startet der Ex-MotoGP-Star als Siebter aus der dritten Reihe.

Melandri hat den Schlachtplan parat

Melandri gibt sich nicht vollends glücklich: "Es war kein einfacher Tag. Anfangs war ich noch nicht zufrieden, aber vor der Superpole haben wir einen wichtigen Fortschritt erzielt", berichtet er. "Wir haben an der Gewichtsverteilung gefeilt und das Motorrad damit verbessert. Ich denke, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Morgen müssen wir nur noch einen weiteren kleinen Schritt nach vorn machen. Im Rennen brauche ich einen guten Start, um direkt auf die Spitze aufzuschließen. Ich möchte von Anfang an vorn mitfahren."


Fotos: Superbike-WM in Assen


Der 30-Jährige ist sich darüber im Klaren, dass er sich viel vorgenommen hat: "Überholen ist in Assen nicht einfach", weiß der Routinier aus den BMW-Reihen, der sich für die ersten Meter in Assen bereits einen Schlachtplan zurecht gelegt hat: "Deshalb starte ich lieber von Platz sieben als von Platz sechs. Denn so kann ich die erste Kurve von außen anfahren und habe eine bessere Sicht auf das, was die anderen machen. Insgesamt bin ich jetzt recht zuversichtlich für die morgigen Rennen."

Davies hätte ebenfalls eine große Portion Gummibärchen gebraucht, um wieder fröhlich dreinzublicken: "Das freie Training lief gut. Wir haben mit dem Bike einen großen Schritt nach vorn gemacht. Ich war etwas zufriedener als zuvor, und wir haben die richtige Richtung eingeschlagen", meint der Waliser, für den das dicke Ende der Qualifikation noch kam: "Aber in der Superpole eins habe ich dann schon beim Herausfahren aus der Box gemerkt, dass etwas nicht stimmt."

"Tag der Gegensätze"

"Ich habe versucht, eine schnelle Runde zu fahren, aber die Zeit hat nicht gereicht, um in die Superpole zwei zu kommen. Ich weiß noch nicht genau, was das Problem war", rätselt Davies und vertraut auf sein Team: "Die Jungs analysieren das jetzt. Ich bin natürlich sehr enttäuscht, denn hier in Assen ist das Überholen nicht einfach, und uns erwarten zwei schwierige Rennen. Wenn man so weit hinten startet, und die Gegner vorn in den ersten beiden Reihen stehen, dann kann man schon in den ersten Runden an Boden verlieren. Deshalb müssen wir gerade auch in der Anfangsphase des Rennens stark sein. Wir müssen morgen einfach versuchen, so viele Punkte wie möglich zu holen."

Chaz Davies

Davies hatte Grund, sich zu ärgern: Der Waliser war der Defekthexe aufgesessen Zoom

Serafino Foti hatte eine Achterbahn-Fahrt in Assen erlebt: "Es war ein Tag der Gegensätze für uns. Marco hatte heute Vormittag noch Schwierigkeiten, doch vor der Superpole haben wir eine neue Richtung eingeschlagen, und diese scheint die richtige zu sein. Marco war in der Superpole recht zufrieden mit seiner RR und geht optimistisch in die morgigen Rennen", kommentiert der Sportdirektor. "Im Gegensatz dazu war Chaz heute Vormittag wirklich glücklich über seine Rundenzeiten, und er hätte eine starke Superpole fahren können."

Aber es kam anders für BMW und den Piloten: "Doch leider hat ein technisches Problem dazu geführt, dass er die Session nicht beenden konnte. Dennoch können wir für morgen zuversichtlich sein. Wir gehen davon aus, dass beide Fahrer zwei gute Rennen haben können." Andrea Dosoli sieht das ähnlich: "Heute herrschten endlich trockene Bedingungen, auch wenn die Temperaturen recht niedrig waren. Wir haben ausgehend von unserem Basis-Setup begonnen, die Bikes auf diese Bedingungen abzustimmen", so der Technikdirektor.

Entschuldigung an Technik-Pechvogel Davies

"Beide Fahrer haben Schritt für Schritt ihre Performance gesteigert und ihr Gefühl für die RR verbessert. Chaz hat zwischen dem Qualifikationstraining und dem zweiten freien Training einen großen Schritt nach vorn gemacht. Er war mit dem Rennreifen stark unterwegs und holte die drittschnellste Zeit. Leider konnte er diese Leistung in der Superpole nicht wiederholen, da er Schwierigkeiten bekam, denen wir nun auf den Grund gehen müssen", fordert Dosoli. "Das tut uns sehr leid. Doch wir sind sicher, dass ihn das nur noch mehr motiviert, morgen im Rennen eine Aufholjagd zu starten."

Marco Melandri

Aufholjagd: Melandri startet mit Schraubenschlüssel zwischen den Zähnen Zoom

Der Italiener weiter: "Auch Marco hat sich Schritt für Schritt gesteigert, auch wenn er im zweiten Freien Training noch nicht ganz zufrieden war. Er hatte noch nicht genügend Vertrauen in das Motorrad, um richtig angreifen zu können. Doch nach der letzten Änderung, die wir vor der Superpole vorgenommen haben, hatte er ein besseres Gefühl für das Motorrad", betont Dosoli die Fortschritte. "Wir sind optimistisch, dass er den richtigen Weg gefunden hat. Während der Superpole hat er sowohl auf Rennreifen als auch mit dem Qualifikationsreifen bewiesen, wie groß das Potenzial ist."

Alle Hoffnungen ruhen auf dem Sonntag respektive der Nacht, die ihm vorausgeht: "Er startet aus der dritten Reihe, aber wir glauben, dass er das nötige Paket hat, um ganz vorn an der Spitze mitzukämpfen. Das Rennen wird hart, wie es in Assen immer der Fall ist. Wir werden über Nacht noch einmal nachlegen, um unseren Fahrern das bestmögliche Gesamtpaket an die Hand zu geben", gibt sich Dosoli kämpferisch.