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Siedler: "Ich bin sicher, da geht noch was!"
Norbert Siedler im Interview: Wie er dieses Jahr um Porsche-Supercup zurechtkommt und was er zur Surtees-Tragödie zu sagen hat
(Motorsport-Total.com) - Obwohl die Situation auf dem Sponsorenmarkt nach wie vor keine Freudensprünge zulässt, fühlt sich Norbert Siedler im Porsche-Supercup so wohl, wie sich ein Jungprofi in diesem Sport nur fühlen kann. Nach einem starken fünften Platz auf dem Nürburgring kommt der 26-jährige Tiroler nun mit großen Erwartungen nach Budapest.

© Edi Nikolic
Norbert Siedler freut sich auf sein "Heimrennen" auf dem Hungaroring
Frage: "Norbert, seit dem Ende von Spielberg wird der Große Preis von Ungarn von den österreichischen Fans als zweites Heimrennen gesehen. Siehst du das als Rennfahrer genauso oder lässt dich ein Rennen im Nachbarland doch eher kalt?"
Norbert Siedler: "Der A1-Ring kann für uns natürlich nicht so einfach ersetzt werden, und ich hoffe wirklich, dass wir dort noch einmal ein paar echte Heimrennen erleben werden."#w1#
Parallelen zu Monte Carlo
"Auf der anderen Seite kommen natürlich viele Landsleute ins benachbarte Ungarn und gönnen sich dort ein tolles Wochenende mit durchwegs traumhaftem Wetter und vielen anderen schönen Seiten, die das nahe gelegene Budapest zu bieten hat. Ich bin jedenfalls immer gern hierher gekommen und ich mag auch die Strecke."
Frage: "Kannst du uns bitte ein kurzes Streckenprofil erstellen?"
Siedler: "Ich glaube, dass es außer Monte Carlo keine Strecke gibt, auf der das Überholen so schwierig ist, deshalb wird das Qualifying wieder extrem wichtig. Der Asphaltbelag ist abseits der Ideallinie schmutzig, außerdem lässt schon das Streckenlayout wenig Spielraum, weil es ständig hin und her geht. Der Hungaroring ist ein technisch anstrengender Kurs, das taugt mir."
Frage: "Deine Zweikämpfe am Nürburgring waren 'Eurosport' fast ein Drittel der Übertragungszeit wert. Man hatte richtig das Gefühl, dass du den Porsche immer besser im Griff hast."
Siedler: "Das Rennen am Nürburgring war sicher nicht schlecht, vor allem der Zweikampf mit Damien Faulkner, der immer fair geblieben ist. So richtig zufrieden bin ich allerdings erst, wenn ich einmal beides perfekt auf die Reihe kriege: ein gutes Zeittraining und dann ein gutes Rennen. Ich bin sicher, da geht noch was."
Frage: "Dein Teamkollege René Rast hat die beiden letzten Rennen gewonnen und damit eine heiße Aufholjagd gegen den Holländer Jeroen Bleekemolen gestartet. Kannst du ihm bei seiner Titeljagd noch wertvolle Schützenhilfe leisten?"
Siedler: "Das hoffe ich, wobei es schon nicht ganz einfach ist, einem Bleekemolen wertvolle Punkte wegzunehmen. In einem Formelauto würde es anders aussehen, aber im Porsche bin ich gegen die zwei halt noch immer ein bisschen grün hinter den Ohren. Ich werde aber auf jeden Fall mein Bestes geben."
Frage: "Am Hungaroring startet übrigens auch die Formel Master, in der du ja im Vorjahr noch selbst zu den Aushängeschildern gehört hast, erstmals im Rahmenprogramm der Formel 1..."
Siedler: "Das ist richtig, aber gerade die Formel Master hat unter der Wirtschaftskrise extrem gelitten. Mir persönlich tut das leid, weil Mauro Szips (Serienveranstalter; Anm. d. Red.) mit seinem Team wirklich sehr gut gearbeitet hat."
"Aber so wie es im Moment aussieht, gibt es im kommenden Jahr dann eine sehr, sehr starke GP3, die an den europäischen Grand-Prix-Wochenenden startet und sogar der Formel-3-Euroserie Konkurrenz machen wird. Die Luft unterhalb der GP2 wird also immer dünner."
Ein Restrisiko bleibt
Frage: "Die Philosophie der Formel Master zielte von Anfang an darauf ab, professionellen Motorsport zu vernünftigen Preisen anzubieten, sowie auch die Formel 2, die am vergangenen Wochenende vom tragischen Unfall des jungen Henry Surtees überschattet wurde."
Siedler: "Dieser Unfall hat mich extrem schockiert, weil er durch grausames Pech zustande kam und im Prinzip überall und in jeder Rennserie hätte passieren können."
"Selbst wenn ich Henry Surtees nicht persönlich gekannt habe, gilt mein Mitgefühl seiner Familie. An solchen Tagen wird einem wieder bewusst, dass unser Sport nach wie vor ein gewisses Restrisiko mit sich bringt, was immer man auch für die Sicherheit tun mag."
Frage: "Niki Lauda hat gemeint, auch die Formel 1 dürfe sich nicht blenden lassen..."
Siedler: "... und da hat er auch völlig recht! Ich würde zumindest nie behaupten, dass dieser oder jener Unfall dort nicht passieren kann."
Frage: "Der Porsche-Supercup geht also in Budapest in die zweite Saisonhälfte und deine Zwischenbilanz sieht recht erfreulich aus, nicht wahr?"
Siedler: "Ich bin momentan Achter in der Meisterschaft und dass ich in meinem zweiten Jahr nun immer öfter in den Top 5 auftauche ist sicher auch nicht so schlecht. Immerhin fahren wir hier im stärksten Markenpokal der Welt. Da haben sich schon ehemalige Formel-1-Fahrer sehr schwer getan."
Frage: "Trotz der Live-Übertragungen auf 'Eurosport' hält sich das Interesse der Tiroler Medien am Supercup leider ziemlich in Grenzen."
Siedler: "Das kann man so nicht verallgemeinern, weil es Gott sei dank auch bei uns noch Journalisten gibt, die sich auf dem Laufenden halten und einen Unterschied zwischen einem Autoslalom und einer Profirennserie herstellen können. Ich kann jedenfalls nur weiterhin versuchen, mit guten Leistungen auf mich aufmerksam machen."

