• 18.06.2025 08:33

  • von Roland Hildebrandt

Dieser Prototyp von Fiat wurde zum italienischen Volkswagen

Er ist eines der berühmtesten Autos von Italien: Der Fiat 600 wird jetzt 70 Jahre alt - Aus diesem Grund zeigt man jetzt den seltenen 100 Prototipo

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Die Keller und Archive der Automobilindustrie sind voll mit Prototypen, die am Anfang einer Fahrzeugentwicklung standen oder niemals in Serie gingen. Auch Fiat hat zum Glück einige Entwürfe aufgehoben, deren spätere Serienmodelle zu Legenden wurden. So wie dieser "Prototipo 100". Er war das erste Versuchsfahrzeug für den späteren Fiat 600.

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Fiat 100 Prototipo (1952-54) Zoom

Genauer jener Fiat 600 alias "Seicento", der vor 70 Jahren auf den Markt kam. Von 1955 bis 1969 produziert, machte er neben dem ungleich berühmteren 500 die italienischen Massen mobil. Nicht nur aufgrund des Heckmotors eine Art Italo-Käfer. Federführend an der Entwicklung beteiligt war Dante Giacosa, der technische Mastermind hinter fast allen neuen Fiat vom Topolino bis zum 128.

Der hier gezeigte "Prototipo 100" gehört zum Stellantis Heritage Hub in Turin. Netterweise liefert diese Fahrzeugsammlung eine umfangreiche Erklärung zu dem Fahrzeug mit. Das ausgestellte Exemplar ist der einzige Überlebende von fünf Prototypen, die zwischen 1952 und 1954 im Rahmen des so genannten Projekts 100 gebaut wurden, das zur Geburt des glorreichen Fiat 600 führen sollte.

Ein wichtiger Auftrag

1952 erhielt besagter Ingenieur Giacosa, damals Leiter des Technischen Büros für Kraftfahrzeuge, den Auftrag, ein Auto zu entwickeln, das im Italien der Nachkriegszeit fahren konnte: Es sollte vier Personen bequem Platz bieten und über einen ausreichenden Gepäckraum verfügen und zu einem für Familien erschwinglichen Preis auf dem Markt angeboten werden. Das Projekt sah ein Gewicht von etwa 450 kg und eine Reisegeschwindigkeit von nicht weniger als 85 km/h vor.

Nachdem Giacosa mehrere Alternativen geprüft hatte, entschied er sich für die einfachste und wirtschaftlichste Lösung: Heckmotor und Hinterradantrieb. Da ein geringes Gewicht für die Kostenreduzierung unerlässlich war, wurde eine tragende Karosserie gewählt, die den Fahrgastraum und den Motorraum umschließt, der ad hoc mit deutlich reduzierten Abmessungen und einem luftgekühlten V-Twin-Motor mit 570 ccm (dem Motor des alten Fiat Topolino) konzipiert wurde. Die aus Aluminiumdruckguss gefertigten Gehäuse der Rückleuchten dienten gleichzeitig als Luftförderer.


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Eine einzige Nockenwelle steuerte die Kipphebel, und das Steuerungssystem verfügte über Seitenventile. Ein weiteres innovatives Merkmal des Prototyps war das völlige Fehlen eines Kupplungspedals: Eines der Ziele des Projekts war es, ein Auto zu bauen, das extrem intuitiv und einfach zu fahren sowie wirtschaftlich war. Leider war der Kraftaufwand, der nötig war, um den Hebel bei jedem Gangwechsel zu betätigen, ziemlich hoch und die drei Gänge waren für ein Auto mit einem 600-ccm-Motor zu wenig.

Antriebswechsel

Nach einer kurzen Testphase erkannte Giacosa, dass diese Lösung noch zu viele Jahre der Entwicklung und Verfeinerung erfordern würde, und beschloss, den Antriebsstrang durch einen konventionelleren zu ersetzen, der aus einem wassergekühlten Vierzylinder-Reihenmotor und einem Vierganggetriebe bestand. Ein Layout, das in den folgenden Jahren im 600 zu einem Klassiker werden sollte. Nach Abschluss der Testphase wurde der Prototyp nie wieder verwendet. Er befindet sich heute in der Dauerausstellung des Stellantis Heritage Hub in Turin.

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