• 18.06.2018 09:13

  • von Julia Spacek

Kolumne: Fernando Alonso - der (einzige) Star in Le Mans?

Fernando Alonso trägt sich mit Sieg bei 24h von Le Mans 2018 in Geschichtsbücher ein: So haben wir den Formel-1-Star bei seinem Le-Mans-Debüt beobachtet

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso: Von Starallüren in Le Mans keine Spur Zoom

Liebe Le-Mans-Freunde,

das Rennen in Le Mans hat einmal mehr alle Erwartungen übertroffen und für eine einzigartige Atmosphäre, die es nur im Städtchen an der Sarthe gibt, gesorgt. Bei der diesjährigen Auflage des Langstreckenklassikers in Frankreich stach ein Name in der Starterliste besonders heraus: Fernando Alonso. Bei Fans, Veranstaltern und Medien - vor allem den spanischen - stand der Formel-1-Star im Mittelpunkt.

Dies war zum Beispiel bei der Presserunde zu merken. Wenn man als Journalist am traditionellen "Meet the team" - der Interviewrunde mit den Fahrern und Teamverantwortlichen - teilnehmen wollte, musste man früh in der Toyota-Hospitality erscheinen. Denn schon 20 Minuten vor dem offiziellen Beginn war diese gut gefüllt mit Pressevertretern, die hören wollten, was der Spanier zu sagen hatte.

Alonso im Rampenlicht

Wenn man es dann ins Innere geschafft hat, wurde man von Vertretern des Toyota-Presseteams in einen anderen Raum gebracht, wo ein Tisch für Alonso reserviert war - abseits des Trubels in einer ruhigen Ecke des Teambereichs. Zum Termin selbst erschien der Spanier mit einer zehn-minütigen Verspätung. Er beantwortete ganz entspannt die Fragen und nach 15 Minuten war die Presserunde auch schon wieder vorbei. Der nächste Termin wartete auf den zweimaligen Weltmeister.

Vor der Hospitality wartete eine riesengroße Menschenmenge auf "ihren" Star, um ein Autogramm von Alonso zu ergattern. Der Spanier selbst schien die Aufmerksamkeit zu genießen, machte Selfies mit den Fans und ließ sich trotzdem nicht von seinem eigentlichen Job ablenken: Rennen zu fahren.

Fernando Alonso zeigt sich den Fans und hat keine Berührungsängste. Es scheint fast so, als ob er die Nähe zu den Fans sucht und es genießt, ihnen nahe zu sein. Im Formel-1-Fahrerlager ist das undenkbar, denn nur geladene Gäste der Teams und Organisatoren bekommen Zutritt in das Heiligste der Königsklasse.


Fotos: Fernando Alonso, 24h Le Mans 2018


Für Otto-Normal-Bürger keine Chance da reinzukommen. Anders in Le Mans. Dort säumen Tausende von Fans die Straßen in der Innenstadt während der Technischen Abnahme und der Fahrerparade. Und sie jubeln allen zu - ausnahmslos, egal ob (Ex-)Formel-1- oder Amateurfahrer. Der Enthusiasmus der Fans ist ein Teil des "Le-Mans-Spirit", der schwierig zu beschreiben ist. Man muss es erst einmal selbst erlebt haben, um zu wissen, was ich damit meine.

Der Enthusiasmus wird in diesem Jahr noch intensiver spürbar. Schuld daran ist kein geringerer als Fernando Alonso. Aber auch sein Ex-McLaren-Kollege Jenson Button zieht viele Fans an. Und auch er genießt den Trubel um seine Person und die einzigartige Atmosphäre in Le Mans.

Doch der zweimalige Formel-1-Weltmeister aus Oviedo überstrahlt alles. Aber was viele vergessen: Es gibt noch andere Fahrer im Feld, die auch aus der Formel 1 kommen! Pastor Maldonado und Juan Pablo Montoya geben ebenfalls ihr Le-Mans-Debüt. Und 21 weitere Piloten waren in der Vergangenheit in der Königsklasse unterwegs. Aber um sie wird kein so großer Wirbel gemacht wie um Alonso.


24h Le Mans 2018: Alonsos erste Runden im Training

Fernando Alonsos erste Runden im Freien Training in Le Mans

Alonso nicht der einzige Star im Starterfeld

Die anderen Piloten und Le-Mans-Sieger im Feld werden durch die Show des ACO zu Statisten. Bevor Alonso nach Le Mans kam, waren sie die Hauptdarsteller, umjubelte Stars und Champions. Manche von ihnen haben eine klare Meinung, was das Thema Alonso betrifft. "Wenn man einen Fahrer braucht, um eine Serie zu promoten, dann ist das ein Armutszeugnis", sagt ein erfahrener Formel-1-Pilot und Le-Mans-Sieger.

"Es hieß immer, wir sind die Stars der Serie", sagt ein Anderer ganz verwundert. Aber dann kommen die Formel-1-Jungs und die werden hochgejubelt."

Natürlich tut ein Star wie Alonso einer Serie wie der WEC/Le Mans gut. Aber muss man deshalb alles nach ihm ausrichten? Sogar einen fixen Termin im Kalender verschieben und so viele andere Fahrer, die Verträge mit verschiedenen Teams haben, durch Kollisionen mit anderen Rennen vor einem Problem stehen?

Formel-1-Stars genießen Nähe zu den Fans

Gut: Alonso kann nichts dafür, dass der ACO so einen Wirbel um seine Person macht. Ich bin mir nicht sicher, ob ihm das überhaupt gefällt. Nach außen hin lässt sich der Spanier jedenfalls nichts anmerken. Er scheint die Ungezwungenheit im WEC-Paddock zu genießen und geht mit seinen Fans auf Tuchfühlung. Autogramme, Selfies: lässt er alle mit Freude über sich ergehen.

Wenn man ihn über seine Eindrücke bei der Technischen Abnahme eine Woche vor dem Rennen reden hört, dann merkt man nicht, dass ein zweimaligen Formel-1-Weltmeister vor einem steht, der seit 33 Jahren nichts Anderes macht als Rennen zu fahren. Vielmehr klingt er wie ein Nachwuchsfahrer, der von seiner ersten Ausfahrt in einem Formel-1-Auto schwärmt.

Bei seinem ehemaligen McLaren-Teamkollegen genau das Gleiche: Auch Jenson Button nimmt an diesem Wochenende zum ersten Mal bei den 24 Stunden von Le Mans teil. Auch er wurde Weltmeister in der Königsklasse und ist von den Eindrücken aus den ersten Tagen überwältigt. Der Brite geht sogar so weit und meint, dass nichts mit dem Langstrecken-Klassiker in Frankreich zu vergleichen ist: "Es ist unglaublich! Nach so vielen Jahren in der Formel 1, denke ich, dass nichts von alledem nur in die Nähe davon (Le Mans; Anm. d. Red.) kommt!"


24h Le Mans 2018: Alonso übernimmt Führung!

Fernando Alonso führt im Toyota #8 das 24h-Rennen in Le Mans an

Alonso und Button könnten ihre (ehemaligen) Formel-1-Kollegen auf dem Geschmack bringen. Ob dann auch so viel Wirbel um einen XY gemacht wird? Eher fraglich. 2015 als Nico Hülkenberg bei seiner Le-Mans-Premiere das Rennen im Porsche LMP1 gewonnen hat, war der Enthusiasmus des ACO jedenfalls nicht so groß wie bei der Ankündigung von Alonsos Teilnahme ...

Alonso überzeugt durch starke Leistung auf der Strecke

Aus sportlicher Sicht hat sich Alonso im WEC-Fahrerlager Respekt verschafft. Denn die Rundenzeiten, die der Spanier sowohl am Tag als auch bei seinem Stint in der Nacht hinlegte, waren konstant auf einem Niveau mit seinen erfahrenen Teamkollegen - zeitweise sogar noch schneller. Der Formel-1-Star wollte nichts dem Zufall überlassen und nahm die Favoritenrolle von Toyota nicht auf die leichte Schulter.

Wenn jemand weiß, wie schnell man einen sichergeglaubten Sieg verlieren kann, dann die Mannschaft aus Köln. 2018 holten Sebastien Buemi, Kazuki Nakajima und Fernando Alonso den langersehnten Sieg und Le Mans. Mike Conway, Kamui Kobayashi und Jose Maria Lopez auf Platz zwei machen den Doppelsieg des japanischen Werksteams perfekt und sorgen für strahlende Gesichter bei den "Toyoten".

Mit dem Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans 2018 ist Alonso seinem Ziel, dem Gewinn der "Triple Crown", einen Schritt näher gekommen. Zwei von drei der größten Rennen - Monaco Formel-1-Grand Prix, Indy 500 und Le Mans - hat er jetzt gewonnen und hat damit genauso viele Erfolge vorzuweisen wie Juan Pablo Montoya. Sie sind die einzigen aktiven Rennfahrer, die zwei von drei Events gewonnen. Bleibt interessant zu beobachten, ob und wer der beiden die "Triple Crown" gewinnt. Zu gönnen wäre es beiden!

Ihre
Julia Spacek

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