Werde jetzt Teil der großen Community von Motorsport-Total.com auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über den Motorsport und bleibe auf dem Laufenden!
Carlos Sainz: Du darfst nie aufgeben
Unser Kolumnist Carlos Sainz erzählt über das spannende Finale der Mitteleuroparallye und seinen Sieg
(Motorsport-Total.com) - Ich bin überglücklich, dass ich die Mitteleuroparallye gewinnen konnte. Im Vorfeld habe ich nicht damit gerechnet, dass es für uns so hart und so knapp wird. Das war wirklich eine der härtesten Rallyes, an der ich bisher teilgenommen habe. Zudem wurde auf den Prüfungen extrem schnell gefahren und das bis zum letzten Kilometer. Am letzten Tag haben wir nochmal alles gegeben. Natürlich hat uns auch in die Hände gespielt, das Stéphane einen kleinen Fehler gemacht hat. Aber wir waren gut unterwegs und standen am Ende ganz oben.

© Volkswagen
Nach einem spannenden Zweikampf sicherte sich Sainz den Sieg.
Man darf schließlich nicht vergessen, dass wir am zweiten Tag noch acht Minuten Rückstand auf Stéphane Peterhansel hatten. An diesem Abend kam für uns der Wendepunkt. Da wir nichts mehr zu verlieren hatten, haben Michel und ich uns vorgenommen, voll auf Angriff zu gehen und zu kämpfen. Dieses tolle Ergebnis zeigt, dass man nie aufgeben, sondern immer kämpfen sollte. Bei einer solchen Rallye ist eben fast alles möglich.#w1#
In den folgenden Tagen kamen wir Stephane langsam, aber sicher näher: Am Dienstag lagen wir noch sieben Minuten hinter ihm. Einen Tag später waren es nur noch drei und am Donnerstag lagen wir mit 22 Sekunden-Rückstand schon in Lauerstellung. Am Mittag konnten wir sogar für ein paar Stunden Führungsluft schnuppern. Das war ein ganz schönes Stück Arbeit für Michel und mich. Doch es hieß für uns auch, dass wir weiter attackieren mussten, um ganz nach vorne zu kommen. Natürlich durften wir nicht unvorsichtig werden. Ein platter Reifen oder irgendein anderer technischer Defekt hätte sofort das Aus im Kampf um den Sieg bedeutet.
Auf der sechsten Etappe konnte ich endlich die Führung übernehmen, aber auch wieder nur denkbar knapp. Ich konnte immerhin beide Prüfungen für mich entscheiden, aber wir haben auch stark gepusht, um Stéphane zu überholen. Ich hätte nie damit gerechnet, dass es bei einer solchen Rallye so eng zugehen kann. Wir wussten, dass es für den nächsten Tag extrem hart werden wird. Nicht nur für uns, sondern auch für unseren Race Touareg und auf 155 Kilometern kann schließlich viel passieren. Doch wir haben alles gut gemeistert und gewonnen.
Natürlich muss ich auch meinem Beifahrer Michel Perin danken, der einen tollen Job gemacht hat. Die Navigation war auch nicht so einfach, da wir ein extrem hohes Tempo gegangen sind. Diese Rallye war nicht wie die normalen Rallye-Raid-Veranstaltungen, aber auch nicht wie ein WRC-Rennen. Mir hatten im Vorfeld viele einen Vorteil eingeräumt. Doch es gab viele tückische Passagen und Löcher. Es war erstaunlich zu sehen, dass wirklich alle Top-Teams Probleme hatten und nicht mit allen Fahrzeugen im Ziel ankamen. Daran sieht man, wie hart diese eine Woche war.
Das nächste große Event für mich ist das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring - wieder eine große Herausforderung. Mein letztes Rundstreckenrennen habe ich in den 80er Jahren absolviert, ganz zu Beginn meiner Karriere. Ein 24h-Rennen habe ich sogar noch nie bestritten. Ich hoffe, dass ich das Team dort gut unterstützen kann und viel Spaß haben werde.
Bis zum nächsten Mal,
Ihr Carlos Sainz

