• 17.10.2007 00:06

  • von Pete Fink

Vorschau: Viel NASCAR-Tradition in Martinsville

Das Subway 500 ist das 118. Rennen, das auf der traditionsreichsten aller NASCAR-Strecken stattfinden wird - Johnson und Gordon als Favoriten

(Motorsport-Total.com) - Der traditionsreiche Martinsville Speedway in Henry County, Virginia, ist neben dem Bristol Motor Speedway der einzige Short Track im NASCAR-Kalender, dessen Rundenlänge weniger als einen Kilometer beträgt. Zwar ist das Fassungsvermögen von Martinsville mit nur 65.000 Zuschauern erheblich geringer als in Bristol, dafür ist die Bahn mit 846 Metern noch einmal um ganze elf Meter kürzer.

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson

Jimmie Johnson feiert seinen Sieg in Martinsville 2007 mit einem Burn-Out

Auch die Kurvenerhöhung - das Banking - ist mit nur zwölf Grad wesentlich geringer als in Bristol, wo man auf 36 Grad fast wie auf einer Achterbahn unterwegs ist. Allgemein sagt man dem Martinsville-Oval nach, dass das Handling der Autos wesentlich weniger problematisch sei, als auf dem holprigen Betonboden von Bristol.#w1#

Und noch eines unterscheidet die beiden Short Tracks, denn Martinsville versprüht noch das typische Ur-Flair der NASCAR: Der Speedway ist seit 1947 permanenter Austragungsort für die amerikanischen Stockcar-Rennen und ist als einzige aktuelle Strecke noch fast völlig unverändert geblieben, nachdem man das ursprüngliche Dirt-Track-Oval im Jahr 1955 asphaltiert hatte.

Sehr enge Kurven und eben das extrem flache Banking machen auch einen Faktor zum entscheidenden Erfolgskriterium: "Die Bremsen", erklärt Kyle Busch. "In Martinsville geht es nur um die Bremsen." Und der Umgang damit muss extrem schonend ausfallen, schließlich sind am Sonntag insgesamt 263 Meilen auf 500 Runden Renndistanz zurückzulegen - übrigens bereits zum 118. Mal seit 1949.

Wieder einmal Gordon und Johnson

Jimmie Johnson Jeff Gordon

Martinsville 2007: Jimmie Johnson schlägt Jeff Gordon um Kühlerhaubenlänge Zoom

Richard Petty ist mit insgesamt 15 Erfolgen unangefochtener Martinsville-Rekordhalter, gefolgt von Darrell Waltrip (11). Geht es rein nach der Statistik, dann hat Martinsville einen klaren Favoriten und der heißt Jeff Gordon. Mit nicht weniger als sieben Erfolgen führt der aktuelle Gesamtführende die Erfolgsliste der aktiven Piloten deutlich an.

Zweiter ist Jimmie Johnson, der im März des Jahres seinen Teamkollegen gerade noch hinter sich halten, und somit seinen dritten Erfolg in Virginia verbuchen konnte. Es sind nicht wenige NASCAR-Experten, die sich einen ähnlichen Rennausgang mit dem neuen Car of Tomorrow auch am Sonntag vorstellen können.

Neben den Hendrick-Zwillingen gibt es noch drei Chaser, die wissen, wie man in Martinsville in die Victory Lane fahren kann: Tony Stewart gewann hier zweimal, Kurt Busch und Jeff Burton behielten jeweils einmal die Oberhand gegenüber der Konkurrenz. Busch gewann das Herbstrennen von Martinsville im Oktober 2002 - seitdem hießen die Herbst-Sieger immer Johnson oder Gordon.

Sieben Chevys auf den ersten sieben Plätzen untermauerten im Frühjahr 2007 übrigens die damalige totale CoT-Dominanz der General-Motors-Marke aus Detroit, wobei auch Stewart und sein Joe-Gibbs-Teamkollege Denny Hamlin kräftig mitmischen konnten.

Montoya gut - Earnhardt Jr. noch ohne Erfolg

Juan Pablo Montoya

Juan Pablo Montoya war im Ganassi-CoT überraschend gut unterwegs Zoom

Zur Familie Earnhardt war der Martinsville Speedway nie besonders gut. Zwar gewann Dale Sr. sechs Rennen, was aber im Vergleich zu den Herren Petty und Waltrip eine eher magere Bilanz darstellt. Sein Sohn Dale Jr. ist in Martinsville trotz immerhin 17 Anläufen gar noch komplett sieglos.

Für Juan Pablo Montoya ist es am Sonntag der zweite Martinsville-Auftritt und wenn das Frühjahrsrennen ein Maßstab ist, dann darf man am Sonntag einiges vom Ganassi-Piloten erwarten. Flache Ovale, wie etwa auch Indianapolis, liegen dem Kolumbianer scheinbar - in Martinsville war er als zwischenzeitlicher Achter auf dem besten Weg zu einem Top-10-Resultat.

Doch kurz vor Schluss streifte er nach einem Lackaustausch mit Ryan Newman die Mauer, und beendete das Rennen schließlich auf Rang 16. "Ich glaube, ich bin selbst ein wenig von mir überrascht", war sein damaliger Kommentar und das Ganassi-Team glaubt zu wissen, dass Montoya bei seinen zweiten Besuchen auf einem NASCAR-Oval immer besser ausgesehen hat, als beim Debüt.

Montoyas erster Eindruck von den Short-Tracks lautete damals: "Du schubst einen, ein anderer schubst dich, aber man macht so was nie mit Absicht. Und von einem Short-Track kann man auch nichts anderes erwarten. Ich glaube, das ist es, was ich an einem Short-Track gut finde, es geht zu wie im Autoscooter."

Villeneuve und Franchitti im Truck

Bobby Labonte Petty

Bobby Labonte hat auch einmal in Martinsville gewinnen können Zoom

Auch vier weitere Cup-Piloten, die sich nicht im Chase befinden, konnten in Martinsville schon zuschlagen. Ricky Rudd etwa gelang dieses Kunststück dreimal - zum ersten Mal bereits im Jahr 1983(!). Aber auch Dale Jarrett, sowie John Andretti (1999) und Bobby Labonte (2002) standen schon in der Victory Lane. Andretti übrigens damals im legendären Petty-Dodge mit der Startnummer 43, der jetzt von Labonte gesteuert wird.

Für A.J. Allmendinger war das Frühjahrsrennen ebenfalls ein positives Erlebnis. Der Red-Bull-Pilot konnte sich damals zum zweiten Mal in Folge für den Nextel-Cup qualifizieren und beendete das Rennen auf Rang 38. Sein Teamkollege Brian Vickers hatte weniger Grund zum jubeln: Er musste nach verpasster Qualifikation vorzeitig die Heimreise antreten.

Übrigens: Am Martinsville-Wochenende geht quasi parallel auch das Kroger 200, das Rennen in der Craftsman Truck Series, über die Bühne. Für den Samstagabend haben 40 Teilnehmer gemeldet, und mit dem ehemaligen Formel-1-Weltmeister Jacques Villeneuve, sowie dem amtierenden IRL-Champion Dario Franchitti begeben sich zwei hochprominente Namen auf weitere Übungsrunden in Sachen Nextel-Cup-Einsätze.

In der aktuellen Nextel-Cup-Gesamtwertung führt Jeff Gordon mit 5.880 Punkten, gefolgt von Jimmie Johnson (5.812) und Clint Bowyer (5.802). Tony Stewart (5.682) befindet sich bereits etwas abgeschlagen dahinter in Lauerstellung. 'Premiere' überträgt das Subway 500, das sechste von insgesamt zehn Chase-Rennen, live vom Martinsville Speedway am Sonntagabend ab 20:30 Uhr.