Vorschau: NASCAR in Indianapolis
Die NASCAR fährt erst seit 1994 in Indianapolis, aber viele meinen, dass das Brickyard 400 bald an Daytona heranreichen wird - Premiere überträgt live
(Motorsport-Total.com) - Der Nextel-Cup gastiert am kommenden Wochenende auf hoch traditionellem Boden, denn Dale Earnhardt Jr. und seine Kollegen unternehmen ihre alljährliche Stippvisite auf dem Indianapolis Motor Speedway, der eigentlichen Hochburg im US-amerikanischen Motorsport.

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Seit 1994 ist Indianapolis auch der Schauplatz eines NASCAR-Events
Den "Brickyard" gibt es bereits seit dem Jahr 1909, doch die NASCAR fährt in Indy erst seit der Saison 1994 und es gibt nicht wenige Stimmen, die dem "Allstate 400 at the Brickyard" nach dem Daytona 500 mittlerweile die zweithöchste Bedeutung in der ganzen Saison beimessen.#w1#
Auch Dale Jr. anerkennt den historischen Wert dieses für amerikanische Motorsportler magischen Ortes: "Natürlich ist dies immer ein Rennen, das richtig wichtig und von jeder Menge Historie umgeben ist", so der NASCAR-Superstar. "Und trotzdem fühlt es sich immer ein bisschen so an, als wären wir die neuen Jungs in der Stadt. So, als würde man im Haus eines anderen zu Besuch sein."
Stewart hat ein echtes Heimspiel

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Tony Stewart wird sich am Wochenende von seinen Fans feiern lassen Zoom
Einer, der das natürlich ganz anders sieht, ist der Lokalmatador Tony Stewart: "Ich bin in Indiana aufgewachsen, also ist das natürlich mein Heimrennen", schwärmt der Joe-Gibbs-Pilot. "Es war für alle Piloten immer schon ein großes Rennen, aber wenn du aus dieser Ecke stammst, dann wird es umso wichtiger."
So ist es verständlich, wenn Stewart in der Debatte, ob der Brickyard nun wichtiger als Daytona wäre, eine klare Stellung beziehen kann: "Ich weiß nicht, ob ich qualifiziert bin darüber zu sprechen, was für diesen Sport größer ist. Für mich war es (Indianapolis; Anm. d. Red.) immer größer, denn ich kenne die Historie der Indy 500 viel besser, als die der Daytona 500."
Doch der frischgebackene Chicago-Sieger hat noch eine ganz andere Begründung auf Lager, warum das Indy-Rennen so eminent wichtig ist - diese klingt jedoch bedeutend pragmatischer: "Es sieht so aus, als wäre ein siegfähiges Paket hier auch in der Lage, auf einigen anderen Strecken gut zu funktionieren und das ist umso wichtiger, als das es ja langsam in Richtung Chase geht."
Stewarts Sieg in der Brickyard-Ausgabe des Jahres 2005 war emotional , der aktuelle NASCAR-Rekordhalter mit bereits vier Indy-Triumphen ist jedoch - wie könnte es auch anders sein - Jeff Gordon, aber damit kommt auch er nicht an den erfolgreichsten Indianapolis-Piloten überhaupt heran. Und der heißt Michael Schumacher, der den Formel-1-Grand-Prix der USA hier nicht weniger als fünfmal gewinnen konnte.
Gordons "Drive for Five"

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Jeff Gordon steuerte seinen Dupont-Chevy bereits viermal in die Victory Lane Zoom
Gordon sind - ganz un-amerikanisch - solche Statistik-Spielereien völlig egal: "Ich habe hier viermal gewonnen", sagt er. "Und das waren vier wirklich bewegende Siege in meiner Karriere. Immer wenn du in Indy gewinnst, ist es unglaublich, egal ob es dein erster oder dein vierter Sieg ist."
Bei Schumachers fünftem Sieg war er selbst vor Ort "und mir war völlig klar, dass jetzt die Vergleiche beginnen würden", lacht der Nextel-Cup-Gesamtführende. "Aber die wirklichen Legenden hier sind doch Leute wie Mears, Unser oder Foyt (die vierfachen Indy-500-Gewinner; Anm. d. Red.), damit will ich nicht einmal ansatzweise vergleichen, was wir mit dem StockCar erreicht haben."
Viel wichtiger als Statistiken sind Gordon ganz andere Dinge, zum Beispiel die Frage, was man in Indianapolis zum Erfolg benötigt: "Diese Strecke hat sehr lange Geraden und ganz flache Kurven", beschreibt der "Rainbow-Warrior". Die vier Kurven sehen zwar alle gleich aus, sind aber völlig unterschiedlich voneinander."
Man braucht "jede Menge PS, eine gute Aerodynamik und ein gutes Setup, sowie einen Fahrer, der seine Markierungen wirklich treffen kann, und der seinem Team die bestmöglichen Informationen bringt. Man muss ein tolles Team haben, um hier zu gewinnen", weiß der Hendrick-Pilot
Was macht Kenseth?

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Ford-Pilot Matt Kenseth wartet noch auf seinen ersten Indy-Sieg Zoom
Indianapolis ist berühmt dafür, dass nicht selten der Sieger des Allstate 400 auch der Cup-Gewinner am Ende der gesamten Saison ist. Dies war bereits sechsmal genau so der Fall und einer, der nichts gegen eine Fortführung dieser Serie hätte, ist Roush-Pilot Matt Kenseth.
Der NASCAR-Champion von 2003 steht noch nicht auf dieser Liste, denn er gewann in seinen sieben bisherigen Starts in Indianapolis noch nie. Doch der Roush-Pilot endete in viermal in den Top 5 und angesichts der jüngsten Wiederauferstehung seines Teams sollten Gordon und Co. ein genaues Auge auf den Ford-Fahrer werfen.
Roush hat immerhin zwei der letzten fünf Cup-Rennen gewonnen und Kenseth mag den Brickyard: "Indy liegt in einer Reihenfolge ganz oben, wenn es darum geht, welche Rennen du in deiner Karriere gewinnen willst", so der 35-Jährige. "Natürlich will jeder die Daytona 500 gewinnen, das ist das Größte. Aber gleich danach kommt der Brickyard."
Montoya mit einem einsamen Rekord

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Juan Pablo Montoya fährt bereits in der dritten Serie in Indianapolis Zoom
Einer der auch ganz besondere Familienbande nach Indianapolis hat, ist Hendrick-Pilot Casey Mears, denn er ist der Neffe von Rick Mears, einem der drei vierfachen Indy-500-Gewinner. Casey Mears konnte in dieser Saison mit dem Coca-Cola 600 von Charlotte sein erstes Cup-Rennen gewinnen. In Indianapolis stand er bereits einmal auf der Pole Position und mit seinem aktuellen Gesamtrang 17 wäre ein gutes Ergebnis auf dem 2,5 Meilen Oval von äußerster Wichtigkeit in Sachen Chase.
Übrigens: Wenn Juan Pablo Montoya beim Allstate 400 auf dem Brickyard an den Start geht, dann ist er der erste Pilot überhaupt, der auf den drei großen Motorsportevents in Indianapolis teilgenommen hat, denn der Kolumbianer gewann im Jahr 2000 bereits das Indy 500, und startete zwischen 2001 und 2006 jeweils beim United-States-Grand-Prix der Formel 1.
Der Vorjahressieger von Indianapolis, der sich ein großes Stück der insgesamt über 9,5 Millionen US-Dollar Preisgeld verdienen konnte, heißt Jimmie Johnson: "Ich habe nicht damit gerechnet, hier noch gewinnen zu können," war sein Kommentar in der Victory Lane 2006, nach dem er im Rennen mit einem Reifenschaden zwischenzeitlich weit zurückgefallen war.
Johnson muss seit dem 5. Mai in Richmond auf seinen fünften Saisonsieg warten, vielleicht kann er am Sonntagabend erneut zuschlagen. Premiere überträgt das "Allstate 400 at the Brickyard" am 29. Juli live ab 20:05 Uhr.

