• 24.06.2013 03:06

  • von Pete Fink

Sechs Jahre später: Truex kann wieder gewinnen

Martin Truex Jr. beendet in Sonoma seine sechsjährige Durststrecke - Juan Pablo Montoya wirft zweiten Platz weg, ein starker Jeff Gordon staubt ab

(Motorsport-Total.com) - In der NASCAR-Garage gibt es wohl kaum jemanden, der Martin Truex Jr. diesen Sieg nicht gönnt: Im Juni 2007 gewann der 32-Jährige in Dover sein erstes Sprint-Cup-Rennen. Sechs lange Jahre - oder 218 (!) NASCAR-Wochenenden - später holte sich der Waltrip-Pilot seinen Karriere-Erfolg Nummer zwei: 51 der insgesamt 110 Runden im Toyota/Save Mart 350 auf dem Sonoma Raceway lag der blaue Toyota Camry mit der Startnummer 56 in Front und und fuhr, mangels später Gelbphasen, am Ende zu einem ungefährdeten Triumph.

Titel-Bild zur News: Kurt Busch, Martin Truex Jun.

Martin Truex Jr. siegt in Sonoma - Kurt Busch fährt ein starkes Rennen Zoom

"Ich kann das alles noch nicht in Worte fassen", freute sich Truex in der Victory Lane. "Unsere Autos waren schon das gesamte Jahr über schnell, aber wir hatten einfach nicht das nötige Glück. So oft waren wir nahe dran, es waren über 200 sieglose Rennen. Es fühlt sich einfach nur überwältigend an, das Ding nun endlich nach Hause gefahren zu haben. Das Auto war einfach perfekt und heute war unser Tag. Es gab viele Tage ohne Glück, aber eines kann ich sagen: Das ändert sich ab heute."

Im Prinzip war es das Spiegelbild des Vorjahres: Damals zeigte sich Waltrip-Teamkollege Clint Bowyer als unschlagbar, exakt zwölf Monate später zog Truex nach. Und es war durchaus eine Überraschung, denn sowohl Bowyer als auch Truex zählten vor dem Sonoma-Rennen nicht zum engeren Favoritenkreis. Dieser bestand unter anderem aus Juan Pablo Montoya, der in der letzten Runde ohne Sprit ausrollte und damit einen sicheren zweiten Platz wegwarf.

"Das gibt es doch gar nicht", schimpfte der Earnhardt/Ganassi-Pilot via Bordfunk. "Wir hätten doch problemlos Sprit sparen können." Offenbar hatte sich Montoyas Crewchief Chris Heroy böse verkalkuliert, was der Kolumbianer später unterstrich: "Es wäre kein Problem gewesen, fünf Runden vor dem Ende mit dem Benzinsparen anzufangen." So wurde die Startnummer 42 nur als 34. gewertet. Auch Teamkollege und Polesitter Jamie McMurray hatte Pech: Nach einem späten Aufhängungsschaden war nicht mehr als Platz 25 möglich.

Keine Chance gegen die 56

Jamie McMurray, Marcos Ambrose

Start in Sonoma mit Jamie McMurray und Marcos Ambrose Zoom

Durch den Ganassi-Fehler staubte Jeff Gordon einen guten zweiten Platz ab, der nach einer frühen Boxenstrafe bereits unmöglich geworden schien: Im Rahmen einer Gelbphase in Runde 25 wollte der Hendrick-Pilot zum Service gehen, als nur wenige Meter vor seiner Kühlerhaube die Ampel auf Rot sprang. Die Startnummer 24 musste sich von Rang 34 aus zurückkämpfen: "Das war heute eines dieser verrückten Strategierennen, wo du nie weisst, was passieren wird", lautete das Gordon-Fazit.

Nur soviel: "Unser Auto war zwar fantastisch, aber gegen die 56 hätten wir keine Chance gehabt." Ganz ähnlich wie Jeff Gordon klang Kurt Busch, der hinter einem grundsolide fahrenden Carl Edwards (Roush-Ford; 3.) starker Vierter wurde. Der schwarze Furniture-Row-Chevy mit der Startnummer 78 fing sich gegen Rennhalbzeit gleich zwei Speeding-Penaltys ein und musste danach als 38. sogar einen Rundenrückstand gutmachen.


Fotos: NASCAR in Sonoma


Wieder einmal ein tolles Rennen des NASCAR-Champions des Saison 2004: "Den zweiten Platz hätten wir vielleicht noch holen können, aber gegen Truex hätten wir keine Chance gehabt", sagte ein selbstkritischer Kurt Busch, dem es auch an Selbstironie nicht mangelte: "Wir waren sauschnell, sogar in der Boxengasse. Ich habe es beide Male selber vermasselt und muss mich fragen, was ich da angestellt habe. Deswegen wurde es für uns ein harter Kampf mit vielen Zweikämpfen."

Hinter Vorjahressieger Bowyer (5.) und Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet; 6.) landete mit Marcos Ambrose (Petty-Ford) ein weiterer Top-Favorit auf Platz sieben. Ambrose litt vor allem auf den Long-Runs unter einem suboptimalen Handling und kämpfte daher weitgehend mit stumpfen Waffen. Greg Biffle (Roush-Ford; 8.), Tabellenführer Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet; 9.) und Kevin Harvick (Childress-Chevrolet; 10.) rundeten die Top 10 ab.

Montoya zeigt sich aggressiv

Unter einem regenverhangenen und stark bewölkten Kalifornien-Himmel begann das Rennen gleich mit einem Paukenschlag: Auf dem Weg aus der Boxengasse rauschte Rookie Paulie Harraka (GoGreen-Ford; 39.) in das Heck von Rookie-Kollege Alex Kennedy (Tristar-Toyota; 40.), weil dieser bremsen musste, als direkt vor ihm David Reutimanns BK-Toyota (26.) urplötzlich langsamer wurde. Auch Jacques Villeneuve (Phoenix-Chevrolet; 41.) mit Getriebeproblemen und Altmeister Bobby Labonte (JTG-Toyota; 43.) mit einem Motorschaden waren frühe Ausfälle in Sonoma.

Juan Pablo Montoya

Juan Pablo Montoya ließ es in Sonoma ordentlich krachen Zoom

Auf der Strecke drehte ein aggressiv fahrender Montoya dann Kyle Busch in der Haarnadelkurve 11 um. Für den Gibbs-Piloten (35.) begann damit ein wahres Albtraum-Rennen, das ihn gleich mehrere Male ins Abseits stellte. Seinem Teamkollegen Denny Hamlin (23.) erging es nach einem Treffer von Tony Stewart kaum besser, während sich Matt Kenseth im Extrem-Sprit-Spar-Modus auf Platz 19 ins Ziel schleppte. Kein guter Tag für Joe Gibbs Racing.

Vorne hatten zunächst Ambrose und später Kurt Busch das Kommando übernommen, als ab Runde 25 die in Sonoma üblichen Strategiespiele begannen. Dabei schlug die große Stunde von Martin Truex Jr., der ab diesem Zeitpunkt über weite Strecken freie Fahrt hatte, sehr gute Restarts zeigte und ein fehlerfreies Rennen als hochverdienter Sieger beendete. Die letztliche Entscheidung pro Truex fiel nach der siebten und letzten Gelbphase, als die Top 15 geschlossen auf der Strecke blieben.

Truex am Ende ungefährdet

Jimmie Johnson holte sich dabei zwei neue Reifen ab, Joey Logano (Penske-Ford; 11.), Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet; 12.) nahmen genauso vier frische Goodyear-Gummis mit wie die fortan stark aufholenden Jeff Gordon, Kurt Busch und Clint Bowyer. Doch vorne war die Entscheidung gefallen: Truex hielt Montoya auf einem Respektabstand von rund fünf Sekunden, drei weitere Sekunden dahinter folgte die Kampfgruppe mit Carl Edwards, Marcos Ambrose, dem später zurückfallenden Matt Kenseth und dem nach vorne marschierenden Jeff Gordon.

Martin Truex Jun.

Geschafft: Martin Truex Jr. darf nach 218 Rennen endlich wieder jubeln Zoom

Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet; 28.) legte sich in der Schlussphase noch mit Jeff Burton (Childress-Chevrolet; 31.) an, während Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet; 29.) nach einem Reifenschaden in der schnellen Kurve 10 durch das Kiesbett rodelte. Für Stewart war dies nach drei Top-5-Resultaten in Folge kein guter Tag: In der Gesamtwertung rutschte "Smoke" von Position zehn auf 15 ab. Carl Edwards hingegen konnte seinen Punkterückstand auf Leader Jimmie Johnson von 31 auf 25 Zähler verkürzen.

Neuer Gesamtzehnter ist Sonoma-Sieger Truex. In der langen NASCAR-Geschichte ist es übrigens erst das zweite Mal nach 1966 (Jim Hurtubise; Atlanta), dass eine Startnummer 56 in der Victory Lane stand. Und nach Bill Elliott (1994 bis 2001 insgesamt 226 Rennen ohne Sieg) ging damit die zweitlängste sieglose Phase eines NASCAR-Piloten zu Ende. Am kommenden Wochenende kehrt der Sprint-Cup auf das Oval zurück: Dann wird das Quaker State 400 auf dem Kentucky Speedway ausgefahren.