Pocono-Sieg: Jeff Gordon ist wieder da!
Der "Frührentner" meldet sich zurück: Jeff Gordon gewinnt in Pocono vor den Gebrüdern Busch - Jimmie Johnson Vierter, Juan Pablo Montoya Siebter
(Motorsport-Total.com) - Zu Saisonbeginn wurde gemunkelt, ob es aus der Sicht von Jeff Gordon nicht vielleicht besser sei, sich langsam auf das nahende Altenteil vorzubereiten. Weit gefehlt. Schon im zweiten Saisonrennen von Phoenix gab der 39-Jährige mit seinem Sieg die passende Antwort, die der Hendrick-Pilot am Sonntagabend in Pocono noch einmal unterstrich.

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Jeff Gordon zieht an Juan Pablo Montoya vorbei und gewinnt in Pocono
Mit einer tadellosen Vorstellung über die 200 langen Runden im 5-Hour-Energy 500 holte sich Jeff Gordon Saisonsieg Nummer zwei. Insgesamt war es NASCAR-Erfolg Nummer 84 für den vierfachen Champion. Und: Weil in den NASCAR-Chase 2011 auch zwei Piloten kommen werden, die in der Gesamtwertung nicht in den Top 10 liegen, aber die meisten Einzelsiege aufweisen, hat der Kalifornier jetzt in jedem Fall sehr gute Karten.
Doch soweit wollte er (noch) nicht voraus blicken: "Naja, es gibt noch so viele Rennen vor dem Chase und da sind ja Leute vom Schlage von Denny Hamlin oder Greg Biffle hinter mir, die jederzeit in der Lage sind, mehrere Rennen am Stück zu gewinnen." Auch den Grund für seinen Umschwung nach zwei Jahren fast ohne Erfolg kennt Jeff Gordon ganz genau.
"Es war schon ein wenig peinlich, wie wir in den letzten Jahren aufgetreten sind." Dann spannte Rick Hendrick im Winter Jeff Gordon mit Crewchief Alan Gustafson zusammen, "was sofort funktioniert hat. Phoenix hat uns gezeigt, dass wir es noch können. Ab diesem Zeitpunkt haben wir wieder an uns geglaubt und das ist nun das Resultat von harter Arbeit, schnellen Autos und top-motivierten Leuten."
Riesenpech für Denny Hamlin

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Denny Hamlins Horrorsaison 2011 geht auch in Pocono weiter... Zoom
Auch der zweitplatzierte Kurt Busch, dessen Penske-Dodge nach einer hartnäckigen Formkrise im Frühjahr seit dem Charlotte-Wochenende Mitte Mai wieder konstant und bärenstark mitmischt, gratulierte dem Sieger: "Scheinbar ist der 'Golden-Boy' wieder da", witzelte Kurt Busch. "Ich habe alles gegeben, aber Jeff war heute ganz einfach zu gut für uns."
Neben Jeff Gordon und Kurt Busch gab es noch einen dritten brandheißen Siegeskandidaten, der jedoch wieder einmal Riesenpech hatte. Denny Hamlin lag insgesamt 76 Runden in Front und hielt sich auch nach einem langsamen Boxenstopp locker in Schlagdistanz zur Spitze, als dem Pocono-Spezialist während einer Gelbphase (!) ein Reifen platzte.
Der schwarze Gibbs-Toyota musste einmal um das mächtige Tri-Oval humpeln, was dazu führte, dass es auch beim nächsten Satz Reifen links hinten zu einer kräftigen Rauchentwicklung kam. Dabei wurde die Bremsleitung arg in Mitleidenschaft gezogen, Platz 19 war die bittere Konsequenz. "Heute ist einfach alles schief gegangen", lautete die schmallippige Hamlin-Analyse, die im Prinzip für seine gesamte Saison 2011 gelten könnte.
Ebenfalls Außenseiterchancen auf einen Pocono-Sieg durfte sich Juan Pablo Montoya ausrechnen, der in der Anfangsphase des Rennens der einzige war, der dem Hamlin-Tempo Paroli bieten konnte. Nach dessen langsamen Stopp übernahm der Kolumbianer sogar für 38 Runden das Kommando, bevor Crewchief Brian Pattie mit der riskanten Strategie von nur zwei neuen Reifen den Montoya-Chevy auf Rang vier zurück fallen ließ.
Montoyas siebter Rang zu wenig

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Herber Rückschlag für Carl Edwards: Motorschaden in Runde 59 Zoom
Am Ende hatte die rote Startnummer 42 dann nichts mehr zu zusetzen und verlor in den letzten zwölf Runden noch drei Plätze gegen Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet; 4.), Kevin Harvick (Childress-Chevrolet; 5.) und Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet; 6.). Unter dem Strich gilt für das Montoya-Team: Am Sonntagabend in Pocono war weit mehr drin als nur Rang sieben.
Nachdem sich Hamlin und Montoya also von der Spitze verabschiedet hatten, übernahmen Kurt Busch und Jeff Gordon das Kommando. Der letztlich entscheidende Restart geschah in Runde 159, als sich der Dupont-Chevy gegen die Konkurrenz durchsetzen konnte. Für Kurt Busch blieb nichts mehr anderes übrig als die Verfolgerrolle.
Sein jüngerer Bruder Kyle bewies bei genau diesem Restart, dass er in dieser Disziplin der wohl beste NASCAR-Pilot ist, denn er katapultierte seinen Gibbs-Toyota von Rang sechs auf drei. Diese Position verteidigte er locker: Vorne waren Jeff Gordon und Kurt Busch enteilt, dahinter kämpfte Montoya mit Johnson, Harvick und Earnhardt.
Die starken Fords erlitten in Pocono eine herbe Schlappe: Tabellenführer Carl Edwards (37.) kam nur 59 Runden weit, bevor er seine Startnummer 99 mit Ventilschaden abstellen musste. Grund war aller Wahrscheinlichkeit nach die ungewohnte Schalterei, denn auf dem weitläufigen 2,5 Meilenoval wurde teilweise bis zu sechsmal pro Runde der Gang gewechselt.
Nächste Station: Michigan

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Jeff Gordon feiert nach Phoenix seinen zweiten Saisonsieg 2011 Zoom
Greg Biffle (27.) leistete sich in Runde 167 einen spektakulären Dreher in die Boxengasse hinein und so blieb es einmal mehr Matt Kenseth vorbehalten, mit Platz acht die beste Roush-Platzierung des Tages zu holen. Wie gewohnt war es eine gänzlich unauffällige Kenseth-Vorstellung. Das Trostpflaster für Jack Roush: Edwards verlor in der Gesamtwertung zwar satte 34 Punkte, bleibt aber um sechs Zähler vor Verfolger Johnson.
Ryan Newman (Stewart/Haas-Chevrolet; 9.) und Martin Truex Jr. (Waltrip-Toyota; 10.) rundeten die Top 10 ab. Ein guter Einstand für den neuen Treux-Crewchief Chad Johnstone. Bester Red-Bull-Pilot war einmal mehr Kasey Kahne als Zwölfter, weil sich Brian Vickers (22.) gleich zwei Durchfahrtsstrafen erlaubte.
In der Gesamtwertung gab es vorne so gut wie keine Veränderungen. Lediglich Jeff Gordon machte zwei Positionen gut und ist nun neuer Elfter. Montoya schob sich an Biffle und Mark Martin (18.) vorbei und ist nun 13. Kommende Woche gastiert der NASCAR-Tross auf dem breiten Zweimeilenoval von Michigan, bevor es danach auf den Rundkurs von Sonoma geht.

