• 07.05.2008 19:39

  • von Pete Fink

NASCAR-Vorschau: Wer zähmt Darlington?

Schlag auf Schlag geht es in der NASCAR - bereits am Donnerstag beginnt das Dodge Challenger 500 auf dem traditionsreichen Darlington Raceway

(Motorsport-Total.com) - "Too tough to tame" lautet das geflügelte NASCAR-Wort, wenn die Rede auf das zweitälteste aller noch in Betrieb befindlichen NASCAR-Ovale kommt - den Darlington Raceway. Martinsville ist bekanntlich die Strecke mit der größten Tradition, doch Darlington steht dem nur ganz wenig nach.

Titel-Bild zur News: Darlington

Der Darlington Raceway bietet jede Menge NASCAR-Tradition pur

Die Strecke in South Carolina war 1950 das erste komplett asphaltierte NASCAR-Oval mit einer originalen Länge von 1,25 Meilen oder knapp über zwei Kilometern. Harold Brasington hieß der Erbauer und die - heute so typische - Eiform vieler NASCAR-Speedways entstand damals aus einer einfachen Notwendigkeit.#w1#

Denn eigentlich war Brasington vom Indianapolis Motor Speedway inspiriert, doch das auserwählte Grundstück in Darlington fiel deswegen kleiner aus, weil der verkaufende Farmer an einer Ecke mehrere Fischteiche angelegt hatte, die er unangetastet sehen wollte.

So entstand ein Speedway, der die Teams bis heute vor eine große Herausforderung stellt, weil die westliche Kurve aus Platzgründen wesentlich steiler und enger ist, während die östliche Kurve dem flachen und weiträumigen Layout von Indianapolis nachempfunden wurde.

Jeff Gordon zähmte Darlington sieben Mal

Jeff Gordon

Jeff Gordon ist in Darlington der erfolgreichste aktive Sprint-Cup-Pilot Zoom

Am ersten Montag im September 1950, dem amerikanischen Labor-Day, wurde das erste Southern 500 ausgetragen, was in der Folge zu einem der vier großen und klassischen NASCAR-Events heranreifen sollte. Die Qualifikation dauerte ganze zwei Wochen und über 80 Fahrer wollten dabei sein. Das Rekord-Preisgeld belief sich damals auf heute lächerliche 25.000 US-Dollar.

Erst im Jahr 2005 wurde das Southern 500 eingestellt, was übrigens viele eingefleischte NASCAR-Fans auf die Palme brachte. Lokalmatador David Pearson hatte die auch wegen ihres reifenmordenden Belages so gefürchtete Strecke am Besten im Griff: Der dreifache NASCAR-Champion gewann elf Mal, doch nicht weit dahinter lauert ein noch aktiver Pilot.

Bereits sieben Mal hat Jeff Gordon in Darlington zugeschlagen, zuletzt im Vorjahr vor einem starken Denny Hamlin, den Gordon mit dampfendem Chevrolet-Triebwerk nur wegen eines vermasselten Boxenstopps kurz vor Rennende hinter sich halten konnte.

In der Zwischenzeit wurde die Strecke komplett neu asphaltiert, was für Gordon keine negativen Auswirkungen haben wird. "Der Belag ist nun topfeben und superschnell, aber es ist noch immer das gleiche Darlington", äußerte der vierfache NASCAR-Champion, der 2008 noch auf seinen ersten Saisonsieg wartet. "Ich bin hier immer sehr gerne."

Biffle, Johnson - oder doch ein Childress-Pilot?

Jeff Burton Clint Bowyer Kevin Harvick Childress

Jeff Burton, Clint Bowyer und Kevin Harvick - dreimal Childress in den Top 5 Zoom

Seit der Saison 2005 wird in Darlington nur einmal pro Jahr gefahren und der Pilot, der zweimal in Folge gewinnen konnte, ist Greg Biffle - in diesem Jahr ebenfalls noch ohne Sieg. "Ich liebe Darlington und hatte dort auch einigen Erfolg", erklärte der Roush-Pilot, der - wie auch Jeff Gordon - die Reifentests auf dem neuen Belag bestritt. "In Runde 30 fuhren wir annähernd genauso schnell wie in der ersten Runde", berichtete der aktuelle Gesamtneunte, der im Kampf um den Chase "ein gutes Resultat" holen will.

Jimmie Johnson hingegen gewann in Darlington 2004 gleich zweimal. "Ich bin gespannt auf den Donnerstag", erklärte der Hendrick-Pilot. "Jeff war ja dort und ich hoffe, dass wir als Organisation deswegen vielleicht etwas mehr wissen als die Konkurrenz."

Ein Team, das in der Saison 2008 bislang überzeugen konnte, ist Richard Childress Racing. Jeff Burton ist der aktuelle Gesamtzweite und auch er hat 1999 in Darlington schon zweimal gewinnen können. "Wenn du in Darlington ein schnelles Auto hast, dann ist das Überholen kein Problem", weiß Burton. "Aber wehe, wenn du nicht schneller als die Konkurrenz bist - dann wird es richtig hart."

Clint Bowyer liegt in der Gesamtwertung auf Position vier, Kevin Harvick rangiert einen Platz dahinter. Alle drei Childress-Piloten stehen also in den Top 5 - das ist auch für Teambesitzer Richard Childress eine beeindruckende Zwischenbilanz. "Das zeigt unsere Konstanz, aber auch unser Teamwork bei RCR. Doch wir können und werden uns noch verbessern, wir werden uns nicht auf diesen Lorbeeren ausruhen."

Kahne als heißer Pole-Tipp

Kasey Kahne Fontana 2006

Holt Kasey Kahne in Darlington 2008 wieder die Pole Position? Zoom

Tabellenführer Kyle Busch will in Darlington seinen Aufschwung der letzten Monate beibehalten. Aber er tritt in South Carolina erst zum vierten Mal in seiner noch jungen Sprint-Cup-Karriere an - bisher steht nur Platz sieben aus der Saison 2006 zu Buche. Sein neuer Crewchief bei Joe Gibbs Racing, Steve Addington, stammt jedoch aus Spartanburg und feiert dementsprechend am Wochenende sein persönliches Heimrennen.

Auch Tony Stewart hatte in Darlington noch keinen Besuch in der Victory Lane, obwohl "Smoke" bereits zum 16. Mal dort fahren wird. Seine Prognose ist lapidar: "Alter Belag, neuer Belag - das zählt doch alles nicht", glaubt der Joe-Gibbs-Pilot. "Hier haben nicht viele Fahrer Erfolg, nur eine Handvoll, die hier regelmäßig auftrumpfen können. Das zeigt, wie schwierig es ist, in Darlington ein gutes Handling hin zu bekommen."

Wer einen heißen Tipp auf die Pole Position abgeben will, dem sei - neben dem üblichen Verdächtigen "Rocket Man" Ryan Newman - an diesem Wochenende Kasey Kahne ans Herz gelegt. Fünfmal fuhr der Evernham-Pilot bisher in Darlington und gleich dreimal eroberte er dabei die Pole Position - in der NASCAR eine außerordentliche Statistik. Ein Sieg gelang Kahne dabei jedoch nicht.

Newman hat dabei den kleinen Vorteil, dass er - neben Jeff Gordon und Greg Biffle - der dritte im Bunde war, der die Goodyear-Reifentests bestreiten konnte. Der Daytona-Sieger lobte den neuen Streckenbelag über den grünen Klee: "Verschwunden sind nur die kleinen Schläge und das war das Ziel", berichtete der Penske-Pilot.

Edwards und die Balance

Darlington Stripes

Der dunkle Reifenabrieb an der Safer Wall - die berühmten "Darlington Stripes" Zoom

Schnell wird es also zugehen und dann muss man auch einen auf der Rechnung haben, der ebenfalls auf dem neuen Belag schon aktiv war. Carl Edwards fuhr vor einigen Wochen ein paar Demonstrationsrunden zusammen mit David Pearson und dessen 1971er Mercury.

"Darlington ist sicher eines meiner Lieblingsrennen im Kalender", verriet Edwards und erklärt die grundsätzliche Besonderheit in Sachen Balance: "Eine Ecke des Kurses ist komplett anders, als die Zweite. Daher musst du dein Auto für zwei ganz unterschiedliche Kurventypen abstimmen. Ich kann gar nicht genug Worte über das Rennfahren in Darlington von mir geben."

Eine äußerst interessante Frage wird es sein, ob die Sprint-Cup-Piloten in Darlington auch weiterhin einen Mauerkontakt als Ideallinie ansehen werden, oder ob der neue Streckenbelag dazu führen wird, dass die berühmten Darlington-Stripes nun allmählich der Vergangenheit angehören.

Das Dodge Challenger 500 auf dem Darlington Raceway startet in der Nacht von Samstag auf Sonntag gegen 1:20 Uhr MESZ. Die Fahraktivitäten beginnen aufgrund des neuen Belags bereits am Donnerstag, die Qualifikation der 45 gemeldeten Piloten startet am Freitagabend um 23:15 Uhr MESZ. Gleich anschließend fährt auch die Nationwide-Serie in Darlington.