• 19.06.2008 08:25

  • von Pete Fink

NASCAR-Vorschau: Montoya auf gewohntem Terrain

Im Sprint-Cup steht das erste von zwei Rundstreckenrennen an - gibt es wieder eine Show von Juan Pablo Montoya, oder halten Jeff Gordon und Co. dagegen?

(Motorsport-Total.com) - Eines vorweg: Egal ob man vom Infineon Raceway oder von Sonoma oder von Sears Point spricht - gemeint ist immer derselbe 3,12 Kilometer lange Rundkurs in Kalifornien. Politisch korrekt ist seit dem Jahr 2002 die Bezeichnung Infineon Raceway, geografisch korrekt der Name Sonoma, weil die Strecke nahe der Stadt Sonoma liegt und historisch bekannt wurde der Kurs einfach als Sears Point.

Titel-Bild zur News: Juan Pablo Montoya

Juan Pablo Montoya verteidigt am Wochenende seinen Sonoma-Sieg

Zweimal pro Saison fährt der Sprint-Cup nicht auf einem Oval, sondern auf einer Rundstrecke. Neben dem auch aus seinen Formel-1-Zeiten bekannten Watkins Glen im US-Bundesstaat New York eben auch an der kalifornischen Westküste, was in der NASCAR durchaus eine lange Tradition besitzt.#w1#

Denn zwischen 1958 und 1988 fuhr die NASCAR-Oberliga nicht weniger als 48mal auf dem Riverside International Raceway, der mittlerweile jedoch einer großen Shopping Mall weichen musste. NASCAR wollte jedoch auch weiterhin einen Rundkurs an der Westküste im Kalender haben, und so gewann Ricky Rudd 1989 das erste von bisher 19 Cup-Rennen in Sears Point, etwa 50 Kilometer nördlich von San Francisco.

Zweimal pro Saison ist es auch die große Zeit der "Road Course Ringer" oder auch "Road Warriors", wie die Amerikaner die Rundkursspezialisten nennen, die dann die Oval-Asse um ihren Einzug in die Victory Lane bringen sollen. Doch nur ein einziges Mal konnte mit dem 1975 in Zeltweg verstorbenen Mark Donohue 1973 in Riverside einer dieser sonderbaren Gattung Rennfahrer die Oberhand behalten - es war gleichzeitig übrigens auch der erste NASCAR-Sieg von Roger Penske.

Neun Kalifornier im Feld

A.J. Allmendinger Red Bull

Lokalmatador und Rundkursspezialist im Aufschwung - A.J. Allmendinger Zoom

Der Infineon Raceway hat im NASCAR-Layout zehn Kurven und besteht aus einer permanenten und komplexen Serie von Biegungen aller Art. Eigentlich geht es zudem auch immer entweder bergauf oder bergab, was für die zum 20. Jubiläum etwa 100.000 erwarteten Zuschauer jedoch wiederum fantastisch ist, da sie von fast jeder Stelle aus kompletten Einblick in das Renngeschehen haben.

Die Zahl 350 in der offiziellen Bezeichnung Toyota/Save Mart 350 bedeutet in diesem Fall die Gesamtdistanz in Kilometern, was in Summe 110 Runden ergibt. Der bekannteste "Road Warrior" der Ausgabe 2008 ist Boris Said, der in Sears Point und Watkins Glen bereits viermal in die Top 5 fahren konnte. Auch der Kanadier Ron Fellows und Max Papis (Italien), die beide am vergangenen Wochenende noch in Le Mans im Einsatz waren, werden am Sonntag antreten.

Mit A.J. Allmendinger, David Gilliland, Jeff Gordon, Robby Gordon, Kevin Harvick, Jimmie Johnson, Casey Mears, sowie den beiden Teilzeitpiloten Brandon Ash und Boris Said treten am Sonntagabend gleich neun Kalifornier an, doch der absolute Lokalmatador lautet natürlich Jeff Gordon, der im kalifornischen Vallejo nur unweit der Strecke aufwuchs.

Quasi um die Ecke liegt auch das berühmte kalifornische Weinanbaugebiet des Sonoma Wine Countrys, wo der vierfache NASCAR-Champion auch einen eigenen edlen Tropfen produziert. Mit insgesamt fünf Heimsiegen ist der Hendrick-Pilot zudem der erfolgreichste Sears-Point-Teilnehmer der Historie, und natürlich zählt Jeff Gordon auch am Sonntag wieder zum ganz engen Favoritenkreis.

Alle Augen auf Jeff Gordon

Jeff Gordon

Das öffentliche Interesse wird sich wieder auf Jeff Gordon konzentrieren Zoom

Der ist im Jahr 2008 aber besonders groß, denn viele NASCAR-Beobachter rechnen fast die Hälfte des Feldes zu den engeren Siegkandidaten, was vor allem am Car of Tomorrow liegt. Das neue Auto soll nach Meinung der Experten dazu führen, dass in Sonoma rund 20 Piloten eine echte Siegchance besitzen - entweder weil sie zu den Rundkursspezialisten zählen oder ganz einfach das Glück haben, ein extrem starkes Auto fahren.

"Keine Ahnung, wer weiß das schon", antwortete Jeff Gordon denn auch auf die Frage, wen er am Sonntagabend in der Victory Lane erwartet. "Jungs wie Sam Hornish Jr, oder Patrick Carpentier könnten auf den Rundstrecken eine richtig gute Figur machen. Oder es könnte auch Dale Jr. sein. Ich freue mich jedenfalls darauf, dies auf der Strecke herauszufinden."

Zur Erklärung: Dale Earnhardt Jr. hat in seiner gesamten Karriere bisher noch kein einziges Top-10-Resultat auf einer NASCAR-Rundstrecke geholt. Durch seinen Sieg in Michigan hat er jedoch gewaltig Boden gut gemacht, denn er liegt jetzt nur noch 84 Punkte hinter Tabellenführer Kyle Busch (Gibbs-Toyota).

Doch natürlich hat der Jeff Gordon auch Juan Pablo Montoya auf der Rechnung ganz oben stehen: "Er ist auf den Rundkursen wesentlich besser unterwegs. Er hatte die richtige Strategie und einen guten Benzinverbrauch. Ganz ehrlich: Fast jeder kann dieses Rennen gewinnen und daher wird es für mich sehr schwer werden, einen ähnlichen Erfolg wie in den vergangenen Jahren zu haben."

Was macht Montoya?

Juan Pablo Montoya

Juan Pablo Montoya spielte vor Jahresfrist teilweise mit der Konkurrenz Zoom

Es war schon eine Schau, was der Kolumbianer 2007 in den Asphalt von Sonoma zauberte. Montoya kam nur von Startplatz 32 und pflügte durch das Feld, wie das berühmte Messer durch warme Butter. Am Ende legte er sich Jamie McMurray zu Recht und nachdem klar war, dass sein Sprit reichen würde, zog er unwiderstehlich vorbei und gewann.

Übrigens: Das hartnäckige Gerücht, dass der Ganassi-Pilot damals auf dem letzten Tropfen Sprit über die Ziellinie gerollt sei und von daher großes Glück hatte, klärte Montoya-Spotter Tab Boyd gegenüber 'Motorsport-Total.com' bereits vor einigen Monaten auf.

"Zum Schluss hatte er ja sogar noch genügend Sprit im Tank für den Burn-Out", berichtete Boyd. "Und er fuhr das Auto ja auch noch in die Victory Lane. Also war zumindest noch Sprit für eine zusätzliche Runde im Tank. Und weißt du was? Nach der Siegerehrung ist das Auto immer noch angesprungen."

Über die Fahrkünste Montoyas bestehen in Sears Point also nur wenig Zweifel: Es wird wie 2007 wieder mit dem Car of Tomorrow gefahren, das Ganassi-Team war auf dem Virginia International Raceway bei Testen, also sind eigentlich alle Zutaten versammelt, um das Michigan-Fiasko von letzter Woche wieder gut zu machen.

Toyota setzt auf Tony Stewart - Wiedergutmachung bei Red Bull?

Tony Stewart

Tony Stewart gewann im August 2007 auf der Rundstrecke von Watkins Glen Zoom

Letzteres hat auch Team Red Bull dringend nötig. Aber weniger aufgrund zuletzt mangelnder Performance, sondern aufgrund des Sears-Point-Desasters der Vorsaison. Damals schieden sowohl Brian Vickers als auch A.J. Allmendinger sang- und klanglos in der Qualifkation aus und mussten nach Hause fahren.

Die eigens aufgebaute Energy-Station und die zahlreichen Ehrengäste der Bullen sahen am Renntag ihre beiden Toyota Camrys nicht - dies soll sich am Wochenende keinesfalls wiederholen und da Vickers bombensicher in den Top 35 steht, ist dies auch nicht möglich.

Die Frage bleibt nach der zu erwartenden Performance von Allmendinger. Sears Point ist sein Heimrennen, zuletzt wartete der Kalifornier durch konstante Leistungen auf, und nun bewegt sich der vierfache ChampCar-Sieger wieder auf einem gewohnten Terrain.

Allmendinger zählt also sicherlich zu den vielen Geheimfavoriten, in deren Reihe sich natürlich auch Dario Franchitti im zweiten Ganassi-Dodge befindet. Aber neben Jeff Gordon und Juan Pablo Montoya gibt es am Sonntag noch ein Sprint-Cup-As, das sicher bis unter die Haarspitzen motiviert an die Sache herangehen wird.

Tony Stewart gewann im August 2007 in Watkins Glen das bislang letzte Rundkursrennen der NASCAR. Auch in Sonoma hat der Joe-Gibbs-Pilot bereits zweimal gewonnen und es gibt nicht wenige in der NASCAR-Garage, die den ersten Saisonsieg von Tony Stewart im Sprint-Cup 2008 vorausahnen. Die Qualifikation in Sears Point beginnt am Samstagmorgen etwa um 1:00 Uhr, Rennstart ist am Sonntagabend gegen 23:15 Uhr.

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