• 20.04.2015 05:34

  • von Pete Fink

Matt Kenseth siegt im verrückten Bristol-Marathon

Nach über einem Jahr Flaute schlägt Matt Kenseth in der Short-Track-Schlacht von Bristol zu - Regenpausen und zahlreiche Kaltverformungen im NASCAR-Kolosseum

(Motorsport-Total.com) - Der ganz normale Bristol-Wahnsinn. Regen, diverse Crashes und zum Schluss, als wäre es noch nicht genug, noch eine Green-White-Checkered-Verlängerung. So kamen im Food City 511 (!) Runden zustande, die am Ende den Polesitter auf Rang eins sahen. Matt Kenseth (Gibbs-Toyota) gewann das Food City 500, aber von einem Start-/Zielsieg kann keine Rede sein. Denn Bristol war wieder einmal ein klassisches Ausscheidungsrennen, in dem derjenige in die Victory Lane fuhr, der die wenigsten Fehler machte.

Titel-Bild zur News: Kurt Busch

Short-Track-Chaos in Bristol: Hier erwischt es Pechvogel Kurt Busch (41) Zoom

Den letztlich entscheidenden Restart absolvierte Kenseth souverän auf der Außenbahn und hielt das Hendrick-Duo Jimmie Johnson (2.) und Jeff Gordon (3.) auf Distanz. Rang vier ging an Ricky Stenhouse (Roush-Ford), der sich langsam aber sicher zu einem waschechten Bristol-Spezialisten mausert. Ryan Newman rundete als bester Childress-Pilot die Top 5 ab.

"Es tut richtig gut, wieder zurück zu sein", atmete Kenseth auf, der zuvor 51 Cup-Rennen sieglos blieb. "Das nagt schon an einem. Wir hatten so ein starkes Jahr 2013 und schlitterten nur knapp am ganz großen Coup vorbei. 2014 gelang uns dann kaum etwas. Heute war es genau anders herum, alles hat funktioniert. Vor allem auf den Short-Runs und mit den vielen Gelbphasen am Ende war das natürlich ideal."

War Kenseth der große Triumphator, so dürfen sich Kevin Harvick und Kurt Busch als die großen Verlierer sehen. Harvick sammelte nicht weniger als 184 Führungsrunden ein, musste nach einem Crash in Runde 311 aber zu größeren Reparaturarbeiten abbiegen. Mehr als Rang 35 war für den Stewart/Haas-Piloten nicht drin. Kurt Busch (15.), der im Rennverlauf seinen Crewchief Tony Gibson durch Probleme mit Nierensteinen verlor, notierte 98 Lead-Laps, scheiterte aber ebenfalls in einer späten Kollision.

Jede Menge Bristol-Dramen

Im Survival-Kampf von Bristol begann das Drama bereits in Runde 19. Nach einem über eine Stunde lang verzögerten Start (Regen) verlor Brad Keselowski (35.) seinen Penske-Ford ausgangs Kurve 4. Ausgerechnet sein Teamkollege Joey Logano (40.) konnte nicht mehr ausweichen und crashte ebenfalls. Team Penske war also früh aus dem Rennen, als der Himmel nun die Schleusen öffnete und so knapp vier Stunden Zwangspause verordnete.

Matt Kenseth

Nachtschicht beendet: Matt Kenseth gewinnt vor Johnson und Gordon Zoom

In dieser langen Pause musste nicht nur Crewchief Gibson, sondern auch Denny Hamlin mit starken Nackenschmerzen passen. Sein Ersatzmann Erik Jones wurde in Windeseile eingeflogen und verkaufte sich gut: Der 18-jährige Sprint-Cup-Rookie brachte die Startnummer 11 ohne jede Fahrpraxis auf Rang 26 mit nur sechs Runden Rückstand ins Ziel. Die Punkte gingen jedoch an Hamlin, da dieser das Rennen in Angriff nahm.

Harvick und Kurt Busch übernahmen in der Folge das Kommando, bis sich Carl Edwards (Gibbs-Toyota) an die Spitze gearbeitet hatte. Dann folgte Regenpause Nummer drei - wenn man die Startverzögerung mitrechnet. Nach diesem nur kurzen Intermezzo wurde es dann erst so richtig turbulent. Edwards führte vor Kenseth und Harvick, als sich in Runde 311 Johnson mit Jeb Burton (BK-Toyota; 42.) anlegte und von hinten Kyle-Busch-Ersatz David Ragan (Gibbs-Toyota; 43.) anrauschte.

Dieser Crash bedeutete das Ende für den unschuldigen Harvick, der im Gegensatz zum Gibbs-Duo Edwards/Kenseth dem Tohuwabohu auf der Gegengeraden nicht ausweichen konnte. In der vagen Hoffnung auf eine weitere Regenunterbrechung samt Abbruch zockte nun unter anderem Kyle Larson (7.), der nicht zum Service ging. Als das Wetter aber stabil blieb, musste Larson dieses Vorhaben vorzeitig aufgeben. Nun übernahm Verfolger Kenseth.

Aufwärtstrend bei Danica Patrick

Doch die Bristol-Dramen dieser wieder einmal denkwürdigen Nacht waren noch lange nicht vorbei. Erst crashten Edwards (24.) und Kurt Busch, dann schob zehn Runden vor dem geplanten Ende Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet; 6.) Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet; 37.) in A.J. Allmendinger (JTG/Daugherty-Chevrolet; 34.), dazu erwischte es Casey Mears (Germain-Toyota; 36.) und Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Chevy; 26.). Damit riß für alle drei bisherigen Top-10-Kandidaten (Harvick, Logano und Truex) die perfekte Serie.

Brad Keselowski, Joey Logano

Das Penske-Aus nach nur 19 Runden: Joey Logano crasht in Brad Keselowski Zoom

Während dieser Gelbphase fing es erneut an zu regnen, aber NASCAR dachte gar nicht daran, dem Bristol-Marathon ein vorzeitiges Ende zu setzen. Wieder wurden die Jet-Dryer und Air-Titans auf die Strecke geschickt und damit war tatsächlich noch eine weitere Regenpause verordnet. Dann schlug die Kenseth-Stunde, der damit das mit 511 Runden längste Bristol-Rennen aller Zeiten gewann. Die Losung lautete ganz klar: Sich aus allem heraushalten, was zu einigen Überraschungen in den Top 10 führte.

Justin Allgaier holte für das kleine HScott-Team einen tollen achten Platz, Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevy) erkämpfte sich als Neunte eine weitere Top-10-Platzierung. Tendenz aufwärts. Austin Dillon (Childress-Chevrolet; 10.) war wie Sieger Kenseth und Jeff Gordon auf einer riskanten Benzin-Strategie unterwegs und musste seinen zeitweiligen dritten Platz durch einen späten Tankstopp aufgeben.

Damit hat Kenseth sein Chase-Ticket 2015 so gut wie sicher und durch ihre gute Platzierung steht Danica Patrick als Gesamtdreizehnte auf einem virtuellen Playoff-Platz. Und die turbulenten Short-Track-Wochen der NASCAR sind nach Bristol noch lange nicht vorbei: Kommendes Wochenende gastiert der Sprint-Cup-Tross auf dem 0,75 Meilen langen Richmond International Speedway.