• 31.03.2008 00:03

  • von Pete Fink

Crashfestival: Denny Hamlin schlägt Jeff Gordon

Denny Hamlin rang in seinem Joe-Gibbs-Toyota die Hendrick-Armada nieder - Jeff Gordon Zweiter, Montoya 13., Jeff Burton neuer Gesamtführender

(Motorsport-Total.com) - Nach sechs Saisonrennen ist das hoch favorisierte Dream-Team von Hendrick Motorsports immer noch ohne Saisonsieg, denn Joe-Gibbs-Pilot Denny Hamlin rang in einem regenverhangenen Martinsville Jeff Gordon nieder. Es war erst der vierte Karriereerfolg des Lokalmatadors aus Virginia und der zweite Sprint-Cup-Sieg von Toyota.

Titel-Bild zur News: Bobby Labonte Martinsville

Martinsville erlebte wieder viel Lackaustausch - hier Bobby Labonte

Das große Erfolgsgeheimnis auf der extrem engen Short-Track-Piste von Martinsville ist bekanntlicherweise Geduld, Geduld und noch einmal Geduld. Doch gleich die kernige Anfangsphase des Goody's Cool Orange 500 ließ vermuten, dass einige Kandidaten diesen Leitsatz - aus was für Gründen auch immer - wohl kurzfristig vergessen hatten.#w1#

Denn als nach 73 der 500 Runden der vierte von insgesamt 18 Restarts erfolgte, waren bereits Kurt Busch (Penske-Dodge), Kyle Busch (Gibbs-Toyota), J.J. Yeley (HoF-Toyota), Mike Skinner (Red-Bull-Toyota), Robby Gordon (Gordon-Dodge), Matt Kenseth (Roush-Ford), Jeff Burton (Childress-Chevrolet), Aric Almirola (DEI-Chevrolet), Bobby Labonte (Petty-Dodge), Scott Riggs (Haas-Chevrolet), Bill Elliot (Wood-Ford), Reed Sorenson (Ganassi-Dodge) und auch Pole Setter Jeff Gordon in seinem Hendrick-Chevrolet mit Karosserieverformungen aller Art beschert worden.

Es war also eine typisch hektische Martinsville-Anfangsphase, in der die Piloten heftig um Track-Position kämpften, obwohl eigentlich die oberste Maxime lautete, sich aus allem herauszuhalten. Aber ab und zu ist dieses hehre Ziel eben leichter gesagt, als getan.

Hendrick-Flotte zu Beginn stark

Denny Hamlin Jeff Gordon

Denny Hamlin und Jeff Gordon sollten am Ende wieder ganz vorne sein Zoom

Vorne etablierte sich in der Folge ein Hendrick-Trio bestehend aus Dale Earnhardt Jr., Casey Mears und Jimmie Johnson, die von einem starken Jamie McMurray (Roush-Ford) und den beiden Dodge von Kasey Kahne (Evernham) und Juan Pablo Montoya (Ganassi) verfolgt wurden.

Letzerer bezeichnete das Geschehen übrigens als "Autoscooter", als er Martinsville im Frühjahr 2007 zum ersten Mal besuchte - und ein Jahr später hatte sich nichts daran geändert. Die einzige Konstante in diesem anfänglichen Blechkuddelmuddel waren die drei Hendrick-Autos, die acht der letzten zehn Cup-Events in Virginia für sich entschieden hatten.

Johnson und Earnhardt Jr. pflügten in der Folge Stoßstange an Stoßstange durch den Überrundungsverkehr, und nach 160 Runden überholte der NASCAR-Superstar unter dem Jubel der etwa 60.000 Zuschauer seinen Teamkollegen. Mears fiel in dieser langen Grünphase mit übersteuerndem Fahrzeug sukzessive zurück, während sich Jeff Gordon von seinem zwischenzeitlichen 33. Platz wieder in die Top 5 arbeitete. Hendrick Motorsports war in Martinsville gewohnt präsent.

Johnson holte sich seine Führung an der Box wieder zurück, während hinter ihm ein Dreikampf zwischen Earnhardt Jr., Jeff Gordon und Denny Hamlin tobte, der sich nun als der einzige Toyota herauskristallisierte, der das Hendrick-Trio ernsthaft unter Druck setzen konnte.

Hamlin übernimmt - und geht an die Box

Jeff Gordon

Jeff Gordon musste sich von Platz 33 aus wieder nach vorne arbeiten Zoom

Nach 209 Runden hatte Hamlin auch Johnson weichgeklopft und schob seine Nase in Front. Ein Joe-Gibbs-Toyota freute sich nun über seine Spitzenposition, hatte aber die geballte Hendrick-Power in seinem Genick sitzen.

Ken Schrader erwischte es als Nächsten. In Runde 174 war der BAM-Toyota aus der Führungsrunde herausgefallen und wurde nun von Elliott Sadler umgedreht. Obwohl sich der neue BAM-Toyota wieder zurückkämpfte, blieb dem kleinen Team das Pech treu, denn Schrader fiel später mit einem technischen Problem weit zurück.

Hamlin verabschiedete sich in der folgenden Gelbphase als einziges Führungsauto an die Box. Rund um Martinsville drohten viele Regenwolken und kurz vor der Rennhalbzeit, die das Rennen in die Wertung bringen sollte, was dies ein brandgefährlicher Schachzug, denn Hamlin fiel bis auf Platz 19 zurück.

Hinter dem Hendrick-Trio unterstrich Jamie McMurray in seinem Roush-Ford, dass er so schnell, wie möglich wieder in die Top 35 zurückkehren wollte, was ihm auch deutlich gelingen sollte. Jeff Burton und Tony Stewart hatten sich unterdessen ebenso unauffällig auf die Positionen fünf und sechs vorgearbeitet.

Earnhardt Jr. dominiert von vorne

Dale Earnhardt Jr. Jimmie Johnson

Dale Earnhardt Jr. und Jimmie Johnson fuhren konstant an der Spitze Zoom

Dann eine Schrecksekunde für Jimmie Johnson: Greg Biffle touchierte das Heck von Ryan Newman - beide lagen eine Runde zurück und duellierten sich um den Lucky Dog. Der Penske drehte sich in den Chevrolet des amtierenden Champions, der 2008 kein glückliches Jahr zu haben scheint - Platz 21 war die zwischenzeitliche Folge.

Die beiden Busch-Brüder Kurt und Kyle erlebten in Martinsville ein Wochenende zum Vergessen: Sie waren die ersten, die einen Lackaustausch auf der Strecke veranstalteten, und nach knapp 300 Runden standen beide mit technischen Problemen in der Garage. Die Punkteführung von Kyle Busch war dahin, das stand zu diesem Zeitpunkt bereits fest.

Auch Matt Kenseth verbrachte einen Chaos-Tag. Mr. Konstant hatte früh einen Zusammenstoß in der Box, der mit einer Strafe seitens NASCAR endete, weil seine Crew außerhalb der vorgegebenen Position arbeitete. Das kostete eine Runde, und als er David Gilliland mit einem rüden Revanchefoul bedachte, wurde er für zwei Runden an der Box festgehalten. Kenseth endete nur auf Rang 30.

Eines wurde auch immer klarer: Sobald Earnhardt Jr. das Rennen von vorne bestimmen konnte, war er bei jedem Restart der dominierende Mann. Allerdings verlor der NASCAR-Superstar in der Box zwei Positionen, denn neben Jeff Gordon schob sich dort auch Bristol-Sieger Jeff Burton vorbei.

Wie schlägt man die Hendrick-Chevys?

Denny Hamlin Jeff Gordon

Finale: Denny Hamlin hielt Jeff Gordon am Ende knapp hinter sich Zoom

100 Runden vor dem Ende akzeptierte die Konkurrenz, dass die Hendrick-Chevys heute nur durch Strategie geschlagen werden konnten, und so begann der Benzin- und Reifenpoker von Martinsville. Jeff Burton, Brian Vickers, Denny Hamlin und Carl Edwards bildeten nun eine Vierergruppe vor der versammelten Hendrick-Armada. Zwei der Vier sollten durchkommen.

Red-Bull-Pilot Vickers fiel relativ schnell bis auf Platz 29 zurück, doch Hamlin nicht. Im Gegenteil: Einmal in Front baute der Joe-Gibbs-Pilot seine Führung dauerhaft aus, und gewann sein Heimrennen in Martinsville. In der folgenden langen Grünphase holte Jeff Gordon am Ende zwar mächtig auf, aber mehr als Platz zwei sollte nicht mehr realisierbar sein.

Der neue Führende in der Gesamtwertung, Jeff Burton, wurde in seinem Childress-Chevrolet Dritter vor Jimmie Johnson, Tony Stewart, Dale Earnhardt Jr., Casey Mears und Jamie McMurray. Carl Edwards fiel ohne Sprit in der letzten Kurve noch auf Rang neun zurück, Clint Bowyer rundete unauffällig die Top 10 ab.

Jeff Burton neuer Spitzenreiter

Jeff Burton

Traumsaison: Jeff Burton ist der neue Gesamtführende im Sprint-Cup Zoom

Juan Pablo Montoya fuhr seinen Ganassi-Dodge erneut solide auf Platz 13. Wie gut die Formelasse mit dem flachen Short-Track zu Recht kamen, verdeutlichen ansprechende Endresultate: Dario Franchitti (Ganassi-Dodge; 22.), Sam Hornish Jr. (Penske-Dodge; 28.) und Patrick Carpentier (Evernham-Dodge; 29.) klassierten sich alle in den Top 30 - wenn man so will eine geschlossene Mannschaftsleistung.

Hinter Jeff Burton arbeitete sich sein Childress-Teamkollege Kevin Harvick - heute 12. - in der Gesamtwertung auf Position zwei. Roush-Pilot Greg Biffle wurde heute 20., hielt sich jedoch in den Top 3, da der bisherige Tabellenführer Kyle Busch bis auf Platz fünf zurückfiel.

Sieger Hamlin sprang genau wie Jeff Gordon und Jimmie Johnson in die Top 12, während sich Jamie McMurray und Regan Smith zurück in die Top 35 arbeiteten. DEI-Pilot Smith wurde heute starker 14., er schubste Hornish Jr. um ganze drei Punkte aus den Top 35. Das zweite Opfer war der bedauernswerte David Reutimann (MWR-Toyota), der den von Dale Jarrett übernommenen UPS-Camry mit Getriebeschaden abstellen musste.