• 27.02.2012 05:14

  • von Pete Fink

Kolumne: Der bittere Daytona-Tag

'Motorsport-Total.com'-Redakteur Pete Fink blickt zurück auf einen bitteren Tag in Daytona und verrät, warum am Montag definitiv gefahren werden kann

Liebe NASCAR-Fans,

Titel-Bild zur News: A.J. Allmendinger

Jet Dryer gegen Mother Nature: Die Technik hat heute verloren...

Es war ziemlich genau 17:00 Uhr Ortszeit in Florida. Seit knapp zwei Stunden dröhnen auf dem Daytona International Speedway keine 43 Sprint-Cup-Boliden, sondern zehn Jet Dryer. Deren Turbinen machen ebenfalls einen infernalischen Lärm, leider nicht den richtigen. Ich stehe am Eingang der Boxengasse und werfe einen Blick auf die Strecke: Das tropfnasse Asphaltband ist mittlerweile fast trocken gejettet. Ein Blick in den Himmel verrät mir zwar immer noch jede Menge grau, aber zumindest ist die Luft klar. Von Regen keine Spur.

Innerlich entkommt mir ein leichter Jubelschrei, denn ich denke mir: Das schaffen sie jetzt. Sie werden das Daytona 500 zumindest starten können. Ich setze mich in Bewegung, weil ich diese Nachricht in unserem kleinen Wetter-Update sofort nach Germany übermitteln möchte. Im Kopf bin ich schon am Formulieren und als ich im Mediencenter ankomme, geht es los. Die Tastatur rattert und der neue Absatz ist in nullkommanix geschrieben.

Plötzlich kommen der Kollege Mario Fritzsche und unsere Fotografin Britta Eggert ins Pressezentrum gestürmt. Haare nass, Schultern nass, alles nass. What the F***? Vermutlich habe ich die beiden angesehen wie eine wiederkäuende Kuh, die vorbeifahrende Touristen bestaunt. "Es pisst wieder", lautet die Auskunft der beiden und ich denke mir: Bin ich jetzt im falschen Film? Ich stand doch selbst noch vor gefühlten 30 Sekunden draußen im Trockenen und war felsenfest davon überzeugt, dass es nun nur noch eine Frage von Minuten wäre, dass das Daytona 500 starten könne.

Ungläubig blicke ich mich um. Auch den amerikanischen Kollegen ist die Kinnlade kollektiv heruntergefallen. Noch scheint niemand so recht begriffen zu haben, was das wohl bedeuten wird: Absage, Verschieben, ein Montagsrennen. Das Daytona 500, der Superbowl der NASCAR, findet an einem Montag statt! Unvorstellbar. Die Reaktionsschnellen sammeln sich, greifen zu ihren Smartphones und fangen an zu twittern. Auch NASCAR reagiert jetzt blitzschnell und verkündet den neuen Starttermin. Was für bittere Augenblicke...

Auch mir bleibt nichts anderes übrig, als diese News weiterzugeben. Knapp acht Stunden lang haben alle - Fahrer, Teammitglieder, Offizielle, Medienvertreter und etwa 200.000 Menschen an der Strecke - gehofft, die diversen Radarbilder beäugt, lokale Wetterfrösche befragt und versucht, aus jeder nur erdenklichen Ecke eine Wetterinformation zu bekommen. Und als der Berg dann ums berühmte - Entschuldigung - Arschlecken bereits bestiegen war, packt Mutter Natur den entscheidenden K.O.-Schlag aus.


Fotos: NASCAR: Daytona 500, Sonntag


Kluge Statistiker haben sofort errechnet, dass es in 54 Jahren NASCAR-Historie zum ersten Mal nicht gelungen ist, das Daytona 500 am geplanten Sonntagstermin stattfinden zu lassen. Ein armer Mensch muss dies im Pressenzentrum via Lautsprecher offiziell weitergeben. Herzlichen Dank für diese Information. Wir verkrümeln uns in die Kantine und warten den Megastau der aufbrechenden Zuschauer ab.

Die Ladies müssen es wissen...

Mittlerweile ist es 22:00 Uhr Ortszeit in Daytona. Nach vielen Stunden Dauerregen ist es tatsächlich noch ein recht milder Florida-Abend geworden. Der Regen hat aufgehört und auf dem Highway neben unserem Motel glaube ich nach wie vor, ein paar Jet Dryer zu hören. So ein verregneter Daytona-Sonntag hinterlässt Spuren...

Pete Fink Kolumne

Pete Fink über einen ereignisreichen Nicht-Renntag in Daytona Zoom

Wir waren inzwischen nebenan beim Italiener Pizza essen und haben dort zwei ältere Damen getroffen. Eine der beiden Ladies trug ein Tony-Stewart-Shirt, die andere war zumindest kein Kyle-Busch-Fan. Sie haben uns erzählt, dass sie gegen 15:00 Uhr von der Strecke aufgebrochen sind, um sich zuhause "warme Hosen" zu besorgen. "Aber eine Stunde später saßen wir wieder auf unseren Plätzen, wir wollten ja nichts verpassen."

Die beiden Damen, eine wohnt quasi nebenan in Port Orange, die andere stammt aus North Carolina, sind sich übrigens sicher, dass am Montag gefahren werden kann. Trotz suboptimaler Wetterprognose. Sie haben uns gebeten, herzliche Grüße nach "Good Ol' Germany" auszurichten, das sie in den 1970er Jahren ausgiebig bereist haben. Die Ladies müssen es wissen. Kopf hoch, liebe NASCAR-Freunde!

In diesem Sinne,


Pete Fink

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