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Kenseth gewinnt die wilde Bristol-Schlacht
Matt Kenseth behält im turbulenten Bristol knapp die Oberhand über Kasey Kahne - Juan Pablo Montoya starker Dritter - Viele der Favoriten müssen Federn lassen
(Motorsport-Total.com) - Es war das erwartete Hauen und Stechen. Das NASCAR-Kolosseum von Bristol zeigte sich im Irwin Tools Night Race von seiner berühmt-berüchtigten Short-Track-Seite. Elf Gelbphasen, eine Massenkarambolage samt Roter Flagge, jede Menge Kaltverformungen, Defekte und Strafen waren über 500 hochintensive Rennrunden nötig, um einen Sieger zu ermitteln. Dieser hieß nach einem erbitterten Fight schließlich Matt Kenseth (Gibbs-Toyota), der seinen massiv drängelnden Dauerrivalen Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet) auf Platz zwei verwies.

© NASCAR
Bristol-Finale: Matt Kenseth bezwingt Kasey Kahne Zoom
Wie sich die Bilder doch gleichen: Nach Las Vegas und Kansas war es bereits das dritte Mal in der laufenden Sprint-Cup-Saison, dass Kahne knapp hinter Kenseth nur Zweiter wurde. "Ich glaube, er hat schön langsam die Nase voll, sich immer mit mir herumschlagen zu müssen", zollte der Sieger seinen Respekt. Denn Kahne räumte Kenseth eben nicht im Short-Track-Style von der Strecke ab, obwohl er in den letzten 20 Runden mehrmals die Chance dazu hatte.
"Solche Optionen gibt es immer", winkte Kahne ab. "Ich wollte sauber fahren, denn ansonsten hätte ich vielleicht uns beide von der Strecke manövriert." Trotzdem trauerte er seinem zweiten Bristol-Sieg binnen weniger Monate hinterher: "Schade, dass wir nicht gewonnen haben, aber immerhin hat es uns viele Punkte gebracht." Für beide wohlgemerkt, denn mit diesem Sieg hat sich Kenseth seinen Chase-Platz 2013 gesichert, Kahne steht nun mit mehr als nur eineinhalb Beinen in den Playoffs.
Die Situation eskalierte nach dem letzten Restart in Runde 454. Kenseth lag in Front vor einem gut aufgelegten Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevy), der sich immer in Schlagdistanz zur Spitze halten konnte und sich auch von einer Speeding-Penalty nicht aus dem Konzept bringen ließ. Für den Kolumbianer endete sein vielleicht letzter Bristol-Auftritt mit einem bärenstarken dritten Platz, knapp fünf Sekunden hinter dem Siegerduo. Kahne war später beim Service gewesen und hatte daher im Vergleich zu Kenseth wesentlich frischere Reifen aufgeschnallt.
Big-One mit acht Autos

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Nach dem "Big-One": Reparaturarbeiten bei Kevin Harvick Zoom
Montoya war also schnell geschnupft und auch der Abstand zum Leader schrumpfte massiv. Als Kenseth dann auf der nur 800 Meter langen Bahn in den klassischen Überrundungsverkehr geriet, steckte Kahne mehrfach seine Nase in den Wind, doch Kämpfer Kenseth konterte jedes Mal. Sein Kommentar: "Ich bin so hart gefahren wie ich nur konnte." In der Tat: Der nicht ausverkaufte Bristol Motor Speedway sah ein rundenlanges Side-by-Side-Duell, das jedoch immer äußerst fair ablief. NASCAR-Racing vom Allerfeinsten!
Doch Bristol wäre nicht Bristol, wenn es im Rennverlauf nicht zu zahlreichen Kontakten gekommen wäre. Der einzige Big-One des Abends geschah in Runde 445, als Brian Vickers (Waltrip-Toyota) und Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) aneinander gerieten. Vickers kam dabei unbehelligt davon und fuhr am Ende auf einen starken vierten Platz. Rund um Hamlin (28.) herum brach jedoch das Chaos los: Insgesamt acht Fahrzeuge, darunter Brad Keselowski (Penske-Ford; 30.), Kevin Harvick (Childress-Chevy; 34.) und Martin Truex Jr. (Waltrip-Toyota; 35.) waren verwickelt.
Das Bristol-Finale Kenseth vs. Kahne
Für einen Moment sah es so aus, als käme es in der Boxengasse sogar zu den klassischen Handgreiflichkeiten, als Harvick sein Wrack vor der Hamlin-Box parkte und sich beim Gibbs-PIloten höchstpersönlich nach den Gründen der Massenkarambolage erkundigte. Doch nach der plausiblen Hamlinschen Erklärung zum Unfallhergang besann sich Hitzkopf Harvick eines besseren und verlies den Schauplatz ohne die Boxhandschuhe anzuziehen.
Riesenpech hatten in der Nacht von Samstag auf Sonntag auch andere Piloten - allen voran Kurt Busch (Furniture-Row-Chevy; 31.) und Carl Edwards (Roush-Ford; 39.). Beide erlitten jeweils in Führung liegend einen technischen Defekt. Im Fall Kurt Busch handelte es in Runde 77 sich um eine kaputte Radnabe, Edwards erwischte es in Runde 381 mit einem Motorschaden. Zusammengerechnet führte dieses Duo 173 der 500 Rennrunden.
Auch Bowyer sicher im Chase

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Clint Bowyer (15): Erst ein Dreher, dann der Chase-Einzug Zoom
Mit Clint Bowyer erwischte es noch einen dritten Leader, als der Waltrip-Pilot in Runde 176 von Hinterbänkler Travis Kvapil (BK-Toyota; 16.) umgedreht wurde. Bowyer schlug jedoch nirgends an und kämpfte sich tatsächlich in die Top 5 zurück. Am Ende ging ihm in der letzten Runde der Sprit aus und so wurde er nur als 14. gewertet. Bowyer befand sich übrigens auf der gleichen Spritstrategie wie Kenseth, was die Vermutung zulässt, dass auch im Kenseth-Tank nicht mehr allzuviel übrig gewesen sein muss. Und: Platz 14 reicht auch für Bowyer zu einem definitiven Chase-Ticket.
Damit stehen drei Chase-Kandidaten fest, denn Tabellenführer Jimmie Johnson ist bereits seit einigen Wochen qualifiziert. Johnson erlebte insofern ein aufregendes Bristol-Rennen, weil er gleich dreimal und unschuldig in diverse Auseinandersetzungen verwickelt wurde, ohne dazu einen aktiven Beitrag zu leisten. Am Ende rollte sein arg ondulierter Hendrick-Chevy als chancenloser 36. über die Ziellinie.
Der "Big-One" von Bristol
Strafen hagelte es ebenfalls. Neben Montoya und Sieger Kenseth war unter anderem auch Michigan-Sieger Joey Logano davon betroffen, der seinen Penske-Ford am Ende trotzdem als guter Fünfter in die Wertung brachte. Das bedeutet für den Penske-Youngster - Stand heute - ein Chase-Ticket. Auch Paul Menard (Childress-Chevrolet) wurde an der Box erwischt, trickste sich über die Strategie zeitweise sogar auf Rang eins und kam als Sechster ins Ziel.
Jeff Gordon fuhr im Rennverlauf mit dem Messer zwischen den Zähnen und hatte sich in Windeseile von seinem Startplatz 32 in die Top 3 gefahren. Gordon hatte einen bärenstarken Hendrick-Chevy zur Verfügung und sah tatsächlich über weite Strecken als ein potenzieller Siegeskandidat aus. Erst ganz am Ende büsste er einige Plätze ein und kam schließlich nur als Siebter ins Ziel. Vielleicht zu wenig für einen Playoff-Platz.
Viele Promis derzeit nicht in den Playoffs

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Auf der Kippe: War Platz zehn für Dale Earnhardt Jr. gut genug? Zoom
Marcos Ambrose (Petty-Ford) kam erst gegen Rennende auf Touren und brachte Rang acht nach Hause. Wieder einmal völlig unauffällig mogelte sich Greg Biffle (Roush-Ford) als Neunter durch die Bristol-Schlacht, während Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet) als einziger der Spitzengruppe nach dem "Big-One" noch einmal zum Tanken ging. Das warf ihn von Platz drei auf 16 zurück, am Ende wurde diese No-Risk-Strategie mit Rang zehn bewertet.
Für Kyle Busch (Gibbs-Toyota; 11.) klappte es nicht mit dem ersehnten Bristol-Triple. Nach seinem Crash in der Qualifikation vom 43. und letzten Startplatz aus gestartet, legte der Truck- und Nationwide-Sieger eine ähnliche Aufholjagd wie Jeff Gordon hin. Allerdings zuckte sein Gibbs-Toyota in Runde 106 einmal in Richtung Mauer, was Logano und - etwas dahinter - Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevy; 26.) in Mitleidenschaft zog.
Apropos Stewart/Haas: Stewart-Ersatzmann Mark Martin kam in seinem ersten Einsatz auf einen unauffälligen 20. Platz, Teamkollege Ryan Newman (21.) erlebte im "Big-One" einen Streifschuss samt Dreher. Trotzdem halten Newman und Truex derzeit die beiden Wild-Card-Plätze, weil sich Kahne und Logano in Bristol in die Top 10 der Gesamtwertung gefahren haben. Keselowski, Kurt Busch und Jeff Gordon stehen derzeit nicht im Chase.
'Motorvision TV' bringt am Montagabend ab 22:15 Uhr MESZ eine knapp einstündige Zusammenfassung der äußerst turbulenten und unterhaltsamen 500 Bristol-Runden, die von Pete Fink kommentiert wird. Kommende Woche gastiert der NASCAR-Tross dann auf dem 1,5 Meilenoval von Atlanta, bevor am 7. September in Richmond der endgültige Chase-Cut gezogen wird. Die Prognose: Es wird unglaublich eng und spannend zugehen!

