• 08.10.2007 00:17

  • von Pete Fink

Jeff Gordon triumphiert in Talladega aus dem Nichts

Jeff Gordon führte in Talladega nur eine Runde und gewann knapp vor Jimmie Johnson - Juan Pablo Montoya und Jacques Villeneuve stark

(Motorsport-Total.com) - Es reicht völlig, wenn man nur eine einzige Runde in Führung liegt - solange es die allerletzte Runde in einem 500-Meilen-Rennen ist. Das war wohl die Maxime des vierfachen NASCAR-Champions Jeff Gordon, der sich bis zehn Umläufe vor dem Ende nie in der Spitzengruppe zeigte, nur um dann im Finale des ersten Car-of-Tomorrow-Rennens auf einem Superspeedway gnadenlos zuzuschlagen. Der Hendrick-Pilot wiederholte somit seinen Erfolg vom Frühjahr und sicherte sich bereits seinen sechsten Talladega-Sieg.

Titel-Bild zur News: Talladega 2007

Am Ende setzten sich wieder Jimmie Johnson und Jeff Gordon (vorne) durch

Das erwartete Schlachtfest mit dem CoT blieb aus: Das Feld präsentierte sich weitestgehend zahm und nur ein echter "Big One" - eine auf einem Superspeedway nicht unübliche Massenkarambolage - eliminierte 43 Runden vor dem Ende gleich zehn Autos. Ansonsten war das UAW-Ford 500 geprägt von vielen Motorschäden, bei denen es vor allem die Arbeitsgemeinschaft Earnhardt/Childress böse erwischte.#w1#

Noch vor dem eigentlichen Start ließ sich Jacques Villeneuve, wie er es in der Fahrerbesprechung angekündigt hatte, ans Ende des Feldes zurückfallen, um dem Renngeschehen der Chase-Teilnehmer nicht im Wege zu stehen. Von Beginn an wurden drei Reihen eröffnet und die Positionen im Feld änderten sich ständig. Es entstanden sofort die typischen Windschattenschlachten mit viel Bump Drafting und bis zur 16. von insgesamt 188 Runden sortierte sich das Feld.

Talladega zeigte sich zu Beginn ganz zahm

Dann erlitten - fast gleichzeitig - BAM-Pilot John Andretti und Matt Kenseth (Roush-Ford) je einen Reifenschaden. Die folgende erste Gelbphase wurde für die notwendigen Einstellarbeiten benutzt, denn nach dem gestrigen Qualifying wurden die 43 Cup-Boliden im Parc Fermé untergebracht und durften in Sachen Setup nicht verändert werden. Im NASCAR-Terminus also ein sogenanntes Impound-Rennen.

Start Talladega 2007

Michael Waltrip führt das Feld ins UAW-Ford 500 von Talladega Zoom

Nach 30 Runden eroberte unter dem Jubel der über 140.000 Zuschauer Publikumsliebling Dale Earnhardt Jr. (DEI-Chevrolet) die Führung vor Petty-Pilot Bobby Labonte (Dodge) und den drei Chevys von Kyle Busch, Jeff Burton und Martin Truex Jr. Nun hatte das Rennen einen Rhythmus gefunden: Die ersten 30 Piloten fuhren hintereinander in einem einzigen Single-File innerhalb von knapp fünf Sekunden - Debütant Villeneuve befand sich auf eben dieser Position, und fuhr brav am Ende der ersten Hauptschlange mit.

Gegen Rennmitte kam dann wieder etwas Leben in das anfangs sehr defensiv geführte Rennen, als sich die beiden MWR-Toyotas von Michael Waltrip und David Reutmann innen an die Spitze schoben, worauf plötzlich wie zu Beginn in drei Spuren gefahren wurde. Kurz danach erwischte es Burton (Childress-Chevrolet), der mit seinem Motorschaden von Talladega seine Meisterschaftsträume nun endgültig ad acta legen kann.

Labonte als unfreiwilliger Big-One-Auslöser

Martin Truex Jr. war der nächste Chase-Pilot aus der erst vor wenigen Monaten begonnenen Technikgemeinschaft RCR/DEI, der mit einem Triebwerksschaden um seine Titelchancen gebracht wurde. Ebenfalls in Problemen waren scheinbar (!) die drei Gesamtführenden Jimmie Johnson, Jeff Gordon und Clint Bowyer, die sich noch überhaupt nicht in den Top 20 blicken lassen konnten.

Kevin Harvick

Auch RCR-Pilot Kevin Harvick hatte den Ausfall eines Zylinders zu verzeichnen Zoom

Vorne lagen derweil vier Dodge und ein Chevrolet: Elliott Sadler (Evernham), Tony Stewart (Gibbs-Chevrolet), ein bärenstarker Juan Pablo Montoya, Reed Sorenson (beide Ganassi-Dodge) und Kasey Kahne (Evernham). Und dann kam, was kommen musste, denn der dritte DEI/RCR-Motor ging 52 Runden vor dem Ende hoch, und es erwischte genau jenen Fahrer, der vor allem wegen vieler Motorschäden im Saisonverlauf auch den Einzug in den Chase verpasste - Dale Earnhardt Jr.

44 Runden vor dem Ende passierte dann doch noch das, womit eigentlich alle bereits viel früher gerechnet hatten - der berühmte "Big One": Bobby Labonte erlitt einen technischen Defekt, der Petty-Pilot drehte sich unvermittelt auf der Fahrbahn nach links und nahm so Kyle Busch, Matt Kenseth, Greg Biffle, Jamie McMurray, David Reutimann, Paul Menard, Robby Gordon, Brian Vickers und David Ragan mit ins Verderben.

Hendrick-Armada spät, aber unaufhaltsam

Mit dem jüngeren der beiden Busch-Brüder und Kenseth erlitten wieder zwei Chase-Kandidaten einen heftigen Rückschlag, während die Spitze nun im Spritfenster der letzten Tankperiode lag, Plötzlich tauchten auch die beiden Penske-Dodge von Kurt Busch und Ryan Newman an der Spitze auf, die hinter Stewart die Ränge zwei und drei belegten. Auf Position vier nach wie vor ein hervorragend aufgelegter Juan Pablo Montoya vor seinem Dodge-Kumpel Kasey Kahne.

Greg Biffle Juan Pablo Montoya

Juan Pablo Montoya (re.) wurde am Ende nicht für eine starke Fahrt belohnt Zoom

Jetzt endlich machte Hendrick-Armada ernst - von wegen Probleme: Unaufhaltsam stürmte Jimmie Johnson nach vorne, zusammen mit seinem Teamkollegen Casey Mears wurde unten eine zweite Reihe eröffnet, deren Vormarsch Stewart durch wildes Blockieren über zwei Reihen zu verhindern versuchte. Das ging jedoch komplett in die Hose und der Joe-Gibbs-Pilot wurde auf Position sieben durchgereicht.

Neun Runden vor dem Ende lautete die Reihenfolge beim letzten Restart: Ryan Newman, Kurt Busch (beide Penske-Dodge) vor Montoya, Jimmie Johnson und Kasey Kahne. Diese fünf Piloten setzten sich in der Folge leicht ab, während dahinter Jeff Gordon, Casey Mears, Denny Hamlin und Tony Stewart auf der unteren Linie eine eigene Reihe bildeten.

Plötzlich und unerwartet ist Jeff Gordon da

Sechs Runden vor dem Ende lag plötzlich Jimmie Johnson an der Spitze und der Hendrick-Express mit Gordon und Mears marschierte unten unaufhaltsam nach vorne. Gordon schob Johnson an, oben versuchte Montoya dagegenzuhalten, in dem er wiederum beide Penske anschob, doch dann blockierte ihn Stewart und der Kolumbianer verlor dadurch entscheidend an Schwung. Am Ende reichte es für Montoya nur zu Platz 15.

Jeff Gordon

Jeff Gordon feiert seinen Überraschungscoup von Talladega Zoom

Eingangs der letzten Runde scherte Gordon nach oben aus und Stewart folgte ihm auf dessen oberer Linie. Unten lagen Johnson und Überraschungsmann Dave Blaney, in der Mitte verzweifelten die beiden Penske, die chancenlos völlig in der Luft hingen. Jeff Gordon gewann einen furiosen Zielsprint mit einer Motorhaubenlänge vor Jimmie Johnson und einem sehr starken Dave Blaney, der seinen Bill-Davis-Toyota auf Platz drei ins Ziel brachte.

Jacques Villeneuve zeigte ein fast fehlerfreies Nextel-Cup-Debüt und brachte seinen Bill-Davis-Toyota nach nur einem leichten Mauerkuss auf einem hervorragenden 21. Platz nach Hause. Der Kanadier schaffte dabei das Kunststück, sein allererstes Cup-Rennen in der Führungsrunde liegend zu beenden. Wie knapp das Ganze war verdeutlichte übrigens J.J. Yeley - der wurde am Ende 18. und hatte sagenhafte 1,079 Sekunden Rückstand auf den Sieger.

In der Gesamtwertung konnten sich Jeff Gordon und Jimmie Johnson nun etwas absetzen. Zwar trennen die beiden Hendrick-Zwillinge nur neun magere Punkte, doch dahinter tat sich eine größere Lücke auf: Clint Bowyer auf Rang drei hat bereits 60 Zähler Rückstand, Tony Stewart auf Position vier schon deren 150. Aus dem diesjährigen Titelrennen endgültig verabschiedet haben sich Martin Truex Jr., Matt Kenseth und Jeff Burton - deren Rückstand beläuft sich sechs Rennen vor dem Saisonende auf über 300 Punkte.