• 27.10.2013 22:38

  • von Pete Fink

Jeff Gordon ist wieder da: Sieg in Martinsville

Jeff Gordon macht mit seinem ersten Saisonsieg Punkte im Titelkampf gut - Matt Kenseth und Jimmie Johnson punktgleich an der Tabellenspitze

(Motorsport-Total.com) - Und dann kommt doch alles ganz anders. Ausgerechnet auf einer seiner großen Spezialstrecken in Martinsville schwächelt Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet) und wird "nur" Fünfter. Gleichzeitig macht Matt Kenseth (Gibbs-Toyota) auf dem traditionsreichen Short-Track im US-Bundesstaat Virginia als Zweiter Boden gut und geht nun gleichauf mit Johnson in die letzten drei Sprint-Cup-Wochenenden. Der große Triumphator im Goody's Headache Relief Shot 500 heißt jedoch Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet), der mit seinem ersten Saisonsieg plötzlich wieder Ansprüche in der Titelvergabe 2013 anmelden darf.

Titel-Bild zur News: Jeff Gordon

Riesenjubel: Jeff Gordon meldet sich im Titelkampf zurück Zoom

Die Entscheidung in einem mit 17 Gelbphasen jederzeit unterhaltsamen Martinsville-Rennen fiel 20 Runden vor dem Ende, als Leader Kenseth auf einen Pulk überrundeter Piloten auflief. Just zu diesem Zeitpunkt schlug sein Verfolger Gordon zu und hoffte danach auf eine cautionfreie Schlussphase. "Matt ist ein absolut fehlerfreies Rennen gefahren und ich war mir keineswegs sicher, ob wir ihn noch schnappen würden", sagte Gordon. "Umso schöner war es, als es geklappt hat und meine Gebete am Ende wurden auch erhört."

Die verdiente Belohnung: "Chase-Lucky-Dog" Gordon rangiert nun nur noch 27 Punkte hinter der alten und neuen Doppelspitze Kenseth/Johnson. "Wann immer du am Ende eine Führung verlierst, musst du natürlich etwas traurig sein", sagte Kenseth. Seine Einordnung: "Er ist auf dieser Strecke einfach der bessere Fahrer. Aber ganz ehrlich: So schlecht, wie ich in Martinsville bisher war - wie könnte ich damit unzufrieden sein? Nur Jeff wird glücklicher sein als ich." Kenseth weiß: "Jetzt kann alles passieren, aber wir stecken mitten drin."

In der Tat war Martinsville auf dem Papier die große Kenseth-Schwachstelle im Chase 2013. Umso erfreulicher kam die Vorstellung des Gibbs-Neuzuganges, der sich mit 202 Führungsrunden auch noch einen vielleicht wichtigen Bonuspunkt für die meisten Lead-Laps sicherte. Neben Kenseth und Gordon (78) war im Rennverlauf auch noch Top-Favorit Johnson (123) ein logischer Siegeskandidat, doch dem Martinsville-Spezialisten ging am Ende mit lädiertem Fahrzeug etwas der Saft aus.

Biffle sauer auf Johnson

Jimmie Johnson

Jimmie Johnson ging am Ende etwas die Luft aus ... Zoom

"Es wird eine großartige Schlacht mit Matt und auch Jeff hat gezeigt, dass er in diesem Spiel unbedingt mitmachen will", sagte Johnson und orakelte: "Es wird bis zum bitteren Ende gehen. Aber genauso soll es ja sein und bin mir sicher, dass dies auch nach dem Geschmack der Fans ist. Also werden wir alles geben." In der Tat: Texas, Phoenix und Homestead - der Kampf um den NASCAR-Titel 2013 ist nach wie vor völlig offen, für jede Menge Hochspannung wird gesorgt sein.

Durch die 17 Gelbphasen stand in einem teilweise zerfahrenen, aber immer turbulenten Rennverlauf die Strategietüre natürlich meilenweit offen. Weil die drei Dominatoren Gordon, Kenseth und Johnson jedoch allesamt zu unterschiedlichen Zeitpunkten zum Service kamen, drehte sich das Renngeschehen mehrfach komplett um. So kam auch Clint Bowyer (Waltrip-Toyota; 3.) zu 60 Führungsrunden und griff mit einem optimal eingestellten Auto am Ende sogar noch nach Kenseth - allerdings ohne Erfolg.

Rang vier ging an den noch amtierenden NASCAR-Champion Brad Keselowski (Penske-Ford), der seinerseits den angeschlagenen Johnson-Chevy hinter sich halten konnte. Johnson lieferte sich unter anderem mit Greg Biffle (Roush-Ford; 9.) ein Scharmützel, was diesen zu einer kleinen Konfrontation in der Boxengasse animierte. "Da hast du in Martinsville schon einmal ein ganz gutes Auto, dann fährt dir einer deinen Kofferraum weg", schimpfte Biffle. Sechster wurde Kevin Harvick (Childress-Chevrolet), der Ryan Newman (Stewart/Haas-Chevy; 38.) in die Mauer schickte und sich danach sofort entschuldigte. Auch Harvick hat als Gesamtvierter durchaus noch Titelchancen, er liegt nur einen Punkt hinter Jeff Gordon.

Eng wird es hingegen für Kyle Busch (15.), dessen Gibbs-Toyota in allen längeren Green-Flag-Runs durchgereicht wurde. So auch am Ende und mit Platz 15 und 36 Punkten Rückstand auf die Spitze bräuchte der jüngere Busch-Bruder schon ein kleines NASCAR-Wunder, um sich noch einmal in den Titelkampf 2013 einmischen zu können. Besser machte es sein Gibbs-Teamkollege Denny Hamlin, der in Martinsville Siebter wurde.

Danica Patrick mit gutem Rennen

Kurt Busch, Mark Martin

17 Gelbphasen in Martinsville: Hier erwischt es Kurt Busch und Mark Martin Zoom

Auch für einen wieder einmal solide auftretenden Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet) war Rang acht in Martinsville wohl zu wenig. Bowyer, Earnhardt und Biffle bilden in der Gesamtwertung ein Trio, das nur durch drei Punkte getrennt ist. Talladega-Sieger Jamie McMurray fuhr seinen Earnhardt/Ganassi-Chevy auf einen achtbaren zehnten Platz, sein Teamkollege Juan Pablo Montoya kam auf Rang 13. Montoya zeigte sich vor allem in der Anfangsphase stark, hatte aber große Handlingsprobleme auf alten Reifen.

Wie bereits im Frühjahrsrennen bot Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevy) in Martinsville als 17. eine ansprechende Sprint-Cup-Vorstellung. Die 31-Jährige hielt sich mit Glück und Geschick aus allen Scharmützeln um sie herum raus und brachte ihre Startnummer 10 fast in der Führungsrunde ins Ziel. Damit war sie zum Beispiel um eine Position besser platziert als Kurt Busch (Furniture-Row-Chevrolet; 18.).


Fotos: NASCAR in Martinsville


Gar nichts läuft hingegen bei Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet; 27.), der einen absolut unterirdischen Chase 2013 erlebt. Der Hendrick-Pilot war der Hauptleidtragende einer Massenkarambolage in Runde 183, die ihn vier Runden kostete. Am Ende hatte sich Kahne zwar wieder einen Umlauf zurückgearbeitet, doch weiter nach vorne ging es nicht mehr. Kahne ist damit auf dem besten Wege, zur großen Chase-Enttäuschung des Jahres zu werden.

Das Fazit: Mit Karriere-Sieg Nummer 88 meldet sich Jeff Gordon also zurück, während Johnson in Martinsville sicher nicht das gewünschte Resultat holen konnte. Am kommenden Wochenende steht nun das superschnelle 1,5 Meilen-Oval in Texas auf dem Programm. Die Ausgangsposition auf dem Papier lautet fast auf Gleichstand: Kenseth und Johnson haben dort je zweimal gewonnen, Gordon einmal. Es ist angerichtet.