• 30.05.2011 05:58

  • von Pete Fink

Coke 600: Harvick im Glück - Riesenpech für Earnhardt

NASCAR-Marathon mit Zielsprint: In einem klassischen Benzinpoker gewann Kevin Harvick, weil Dale Earnhardt Jr. in der letzten Kurve der Sprit ausging

(Motorsport-Total.com) - "Mr.-Where-Did-He-Come-From?" hat wieder zugeschlagen! Kevin Harvick (Childress-Chevrolet) gewann den Marathon-Sprint von Charlotte, der nach knapp 1.000 Rennkilometern zu einem klassischen Benzindrama samt Green-White-Checkered-Verlängerung wurde. Unter den vielen Opfern dieses verrückten Spritkrimis befanden sich Kasey Kahne (22.), dessen Toyota dicht vor dem ersten Red-Bull-Sieg stand, sowie Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet; 7.), dem in Führung liegend in der letzten Kurve der letzten Runde der Sprit ausging.

Titel-Bild zur News: Kevin Harvick

Coca-Cola 600: Kevin Harvick wieder mit einem Last-Minute-Sieg

Am Ende reichten Harvick wieder einmal zwei winzige Führungsrunden zu seinem dritten Saisonsieg. "Spektakulär war das nicht", gestand der Kalifornier. "Aber am Ende haben wir gewonnen und das sagt eine Menge über den Siegeswillen unseres Teams aus." In der Tat: Harvick ließ sich in der Gelbphase von seinen beiden Childress-Kollegen Jeff Burton und Paul Menard anschieben und sparte so vielleicht die entscheidenden Tropfen Benzin. Ein in der NASCAR übrigens völlig legaler Vorgang, wenn so etwas nicht in der letzten Runde geschieht.


Fotos: NASCAR in Charlotte


Pechvogel Earnhardt reagierte professionell: "Es hat nicht sollen sein. Ich habe versucht, Benzin zu sparen, aber es war nicht genug." Doch damit war der NASCAR-Superstar bei seinem Heimrennen nicht alleine. Vizechampion Denny Hamlin befand sich in Turn 4 nur wenige Meter hinter Earnhardt, doch auch dem Gibbs-Piloten ging der Sprit aus. "Wenn du auf der Gegengerade noch Zweiter bist, dann kannst du einfach nicht zufrieden sein, wenn du als Zehnter ins Ziel kommst", lamentierte Hamlin, der im Rennverlauf sogar einen Vergaserwechsel überstehen musste.

Ein anderes prominentes Charlotte-Opfer war Greg Biffle, der sich im normalen Charlotte-Finale über 50 Runden lang ein packendes Duell gegen Kasey Kahne lieferte. Biffle haderte zu Rennbeginn massiv mit der Innenraumkühlung seines Roush-Fords, war zum Schluss aber zur Stelle. Doch als NASCAR-Dauerchampion Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet) fünf Runden vor dem Ende mit einem Motorschaden die Verlängerung herbeiführte, musste Biffle zum Tanken an die Box und wurde nur 13.

Wieder starke Vorstellung der Ford-Flotte

Carl Edwards

Trotz Platz 13: Carl Edwards bleibt der Sprint-Cup-Tabellenführer Zoom

Biffle-Verfolger Kahne, der in den Runden zuvor zwei massive Attacken gegen den führenden Roush-Ford setzte, ging hingegen volles Risiko. Mit der bitteren Konsequenz, dass ihm unmittelbar beim letzten Restart das Benzin ausging. Weil dies ganz vorne im Feld auf der Außenbahn geschah, kam es hinter Kahne natürlich zu einem Ziehharmonika-Effekt, dem David Ragan (Roush-Ford; 2.) und Joey Logano (Gibbs-Toyota; 3.) auf wundersame Weise im Slalomlauf entgingen. Beide hatten genug Sprit und vier neue Reifen, die Plätze zwei und drei waren der Lohn.

Auch Kurt Busch (Penske-Dodge) profitierte vom Spritchaos und holte sich Platz vier vor zwei weiteren Ford Fusion mit A.J. Allmendinger und Marcos Ambrose (beide Richard Petty Motorsports). Die beiden weiteren Roush-Ford von Matt Kenseth (103 Führungsrunden) und Carl Edwards (61) landeten auf den Positionen 14 und 16. Insgesamt lagen die sechs Ford-Speerspitzen 244 der 402 Charlotte-Runden in Front. Das letztliche Endergebnis des Coca-Cola 600 deckt die wieder einmal bärenstarke Performance der Ford-Flotte überhaupt nicht auf.

Edwards und Kenseth hatten die Frühphase des längsten NASCAR-Rennens der Saison dominiert. Beim Coca-Cola 600 wird in der Nachmittagshitze gestartet, das Rennende findet unter wesentlich kühleren Temperaturen unter Flutlicht statt. Damit ändern sich im Rennverlauf die Streckenbedingungen auf dem 1,5 Meilenoval massiv. Es geht darum, sich zu Beginn in der Führungsrunde zu halten und am Ende ein optimales Auto für die dann herrschenden Verhältnisse zu haben.

Bei insgesamt 14 Gelbphasen hatten die Teams auch ausreichend Gelegenheit, ihre Fahrzeuge daraufhin abzustimmen. Was in der Nacht von Sonntag auf Montag durch den von Jimmie Johnson unabsichtlich ausgelösten Spritpoker allerdings komplett hinfällig gemacht wurde, denn die Reihenfolge wurde in den letzten beiden Runden der Verlängerung kräftig durcheinander gewirbelt.

Montoya mit Aufwärtstrend

David Ragan, David Reutimann, Juan Pablo Montoya, Denny Hamlin

Positive Signale bei David Ragan und Juan Pablo Montoya Zoom

So holte sich Darlington-Sensationssieger Regan Smith (Furniture-Row-Chevy) einen achten Platz vor David Reutimann im Waltrip-Toyota. Für Reutimann ist Charlotte ein richtig gutes Pflaster: 2009 gewann er sein bisher einziges Sprint-Cup-Rennen, vor Wochenfrist im Allstar-Race belegte er Platz drei. Stark zeigte sich auch Trevor-Bayne-Ersatzmann Ricky Stenhouse Jr., der bei seiner Sprint-Cup-Premiere den Ford der Wood Brothers auf Rang elf ins Ziel brachte.

Nach vier nicht optimalen Punkterennen am Stück meldete sich auch Juan Pablo Montoya mit Platz zwölf wieder auf dem Wege der Besserung zurück. Sein Earnhardt/Ganassi-Chevy hielt sich konstant in der Führungsrunde, am Ende musste sich der Kolumbianer mit einem Loch im Kühlergrill herumärgern. Seine Crew ging im Spritpoker auf Nummer sicher und brachte so ein ordentliches Resultat nach Hause. Teamkollege Jamie McMurray (37.) erwischte es früh mit einem Motorschaden.

In der Gesamtwertung behielt Carl Edwards seine Spitzenposition. Neuer Zweiter ist nun Sieger Harvick vor Johnson und Earnhardt. Kyle Busch (Gibbs-Toyota) wurde in Charlotte nach 55 Führungsrunden und zwei Drehern samt Mauerkontakt nur 32. Er büsste als Gesamtfünfter zwei Plätze im Klassement ein. Montoya behält als 15. direkten Blickkontakt zum Chase 2011.

Kommende Woche steht ein weiteres 1,5 Meilenoval an, wenn der NASCAR-Tross in Kansas gastiert. Dort wird nur einmal im Jahr gefahren und bisher lag dieser Termin im Chase. Das hat sich im Kalender 2011 geändert. Der Titelverteidiger von Kansas ist einer der großen Pechvögel von Charlotte: Greg Biffle hat im Mittleren Westen bereits zweimal gewinnen können...