"Habe nicht gewusst, dass es wirklich klappt": Chastain über Videospiel-Move

In wenig realistischen Rennsport-Computerspielen können Spieler ihr Auto einfach gegen die Wand steuern, um schneller zu sein - Das war das Vorbild für Ross Chastain

(Motorsport-Total.com) - In Videospielen aus den 2000er-Jahren war es nahezu an der Tagesordnung, die vom Computer gesteuerten Fahrzeuge in letzter Verzweiflung zu überholen, indem der Spieler sein virtuelles Auto in die Mauer steuert, um dann einfach an der Begrenzung Vollgas zu geben. Mit einem wenig realistischen Schadensmodell war der sogenannte "Wall-ride" ein äußerst beliebtes Manöver, um das Spiel auszutricksen. Beim Playoff-Rennen in Martinsville hat Ross Chastain diesen Move in Realität umgesetzt - und es klappte!

Titel-Bild zur News: Ross Chastain, Joe Gibbs

Ross Chastain knallt an der Wand entlang Zoom

Der Trackhouse-Pilot kämpfte auf dem Short-Track mit einer Länge von rund 850 Metern um den Einzug ins NASCAR-Finale 2022. In der letzten Runde musste der Fahrer mit dem Spitznamen "Watermelon-Man" unbedingt noch zwei Konkurrenten überholen, um in der Gesamtwertung an Denny Hamlin vorbeizuziehen und sich ein Finalticket zu sichern. In seiner Verzweiflung erinnerte sich Chastain an den Trick aus den Computerspielen und wendete ihn mit großem Erfolg an.

In Kurve 3 lenkte er das Auto in die Mauer und gab mit dem Richtigen Winkel Vollgas. Der Rennfahrer aus Florida, dessen Familie im Sunshine-State seit vielen Generationen Wassermelonen anbaut, schoss an fünf Fahrern vorbei und sicherte sich so Rang vier und damit einen Platz im Finale. Er kam 0,73 Sekunden vor Hamlin ins Ziel. Aufgrund des irren Manövers war Chastain sogar so schnell, dass er eine schnellere Runde als Pole-Setter Kyle Larson im Qualifying fuhr.

Vorbild Videospiel

"Ich habe in meiner Jugend mit meinem Bruder Chad viel 'NASCAR 2005' auf der Gamecube gespielt", erinnert sich Chastain. "Da funktioniert dieses Manöver, aber ich habe nicht gewusst, ob es wirklich klappt. Ich meine, ich habe das gemacht als ich acht Jahre alt war. Ich habe dann also den fünften Gang nach Kurve 2 eingelegt und dann die Entscheidung getroffen. Ich war drauf und dran, es zu versuchen."

Chastain habe einfach das Lenkrad losgelassen und gehofft, dass sich sein Auto im kleinen Tor in Kurve 4 nicht verfängt oder "etwas Verrücktes" passiert. "Ich wollte es unbedingt machen", stellt der Trackhouse-Pilot klar, der in der NASCAR-Saison 2022 bisher zwei Rennen gewonnen hat. Mit zwei zweiten Plätzen in Las Vegas und Homestead stand Chastain in den Punkten gut da, jedoch war der Einzug ins Finale eine sehr enge Angelegenheit.

"Ich kann es noch gar nicht glauben, dass wir dieses Jahr die Möglichkeit bekommen, um den Titel zu kämpfen", freut sich Chastain, der nach dem Rennen noch mit seinem Team durch Kurve 3 und 4 gelaufen ist, um sich die schwarzen Streifen seiner irren Aktion anzusehen, die das Auto an der Mauer hinterlassen haben. "Wir wollten nur diese Chance."

Wird das Manöver verboten?

Die NASCAR-Welt ist nach dem Manöver in Aufruhe: Während einige Fahrer und Experten die Situation verurteilen und ein Verbot von sogenannten "Wall-rides" fordern, gibt es für Chastain und seine Genie auch eine Menge Lob. Der aktuelle Champion Kyle Larson, der in seiner Vergangenheit ein ähnliches Manöver ausprobiert hat, hält es für keine gute Werbung für den Sport, wenn Fahrer so etwas machen. Hamlin, der durch die Aktion sogar aus den Meisterschaftskampf geflogen ist, ist anderer Meinung.

"Es war ein tolles Manöver", sagt der Erfahrene Gibbs-Pilot und 23XI-Besitzer. "Einfach nur brillant. Wenn man keine andere Wahl hat, kann man das einfach machen. Er hat es gut umgesetzt." Laut NASCAR war der "Wall-ride" regelkonform, ob es jedoch dank Chastain eine neue Regel geben wird, dass ein Fahrer nach einem Mauerkontakt so keine Position gut machen darf, ist realistisch. Hamlin wiederum macht einen schlechten Boxenstopp in der Schlussphase für sein Ausscheiden verantwortlich, der ihn viele wichtige Plätze gekostet hatte. Er sagt: "Wir hatten das Rennen nicht unter Kontrolle, als es nötig war."


NASCAR 2022: Martinsville II

Die Highlights von Rennen 9 von 10 der Playoffs der NASCAR Cup Series 2022, dem Xfinity 500 in Martinsville!

Die NASCAR-Saison 2022 gipfelt am Sonntag, den 6. November, mit dem Finale auf dem Phoenix Raceway. Vier Fahrer haben dann noch die Chance, NASCAR-Champion zu werden. Die Finalisten sind Martinsville-Rennsieger Christopher Bell, Chase Elliott, Joey Logano und Chastain. Die Regeln sind einfach: Der bestplatzierte der vier Fahrer in Richmond ist der neue Meister.

Neueste Kommentare