• 24.09.2007 00:03

  • von Pete Fink

Dover-Drama: Edwards gewinnt Ausscheidungsrennen

Carl Edwards holte sich in einem hochdramatischen Chase-Rennen seinen dritten Saisonsieg, in dem viele der Top-Favoriten Federn lassen mussten

(Motorsport-Total.com) - Die Monster-Mile von Dover, Delaware, ist im Regelfall immer gut für Hochspannung, sowie für spektakuläre und äußerst intensiv geführte NASCAR-Rennen - und das Dodge Dealers 400 bildete am Sonntagabend im Nextel-Cup-Chase 2007 in dieser Hinsicht keine Ausnahme.

Titel-Bild zur News: Carl Edwards

Carl Edwards machte einen großen Sprung in Richtung Tabellenführung

Während im Rennverlauf viele der Titelfavoriten in argen Problemen steckten, erwies sich Roush-Pilot Carl Edwards als nicht zu besiegen - zwei Fords holten einen Doppelsieg, Edwards feierte seinen dritten Saisonerfolg, und machte in der Gesamtwertung einen großen Sprung nach vorne.#w1#

Denny Hamlin kochte am Start Polesitter Jimmie Johnson ab, während Juan Pablo Montoya mit seinem Ganassi-Dodge zu kämpfen hatte und rasch von Platz zwei auf neun zurückfiel. Auch A.J. Allmendinger konnte nicht von seinem bislang besten Qualifying profitieren: Der Red-Bull-Pilot musste nach einem Motorwechsel von ganz hinten starten und war schon früh zu größeren Reparaturarbeiten in der Garage.

Die Monster-Mile machte ihrem Spitznamen alle Ehre

Start Dover NASCAR

Nicht umsonst trägt die Monster-Mile von Dover ihren Spitznamen... Zoom

Wie bereits vor Wochenfrist in New Hampshire versammelten sich auch auf der Monster-Mile in Dover die Chase-Kandidaten früh an der Spitze: Mit Hamlin, Matt Kenseth, Johnson, Kurt Busch, Kevin Harvick, Carl Edwards und Martin Truex Jr. befanden sich bereits nach 40 der insgesamt 400 Runden sieben Titelkandidaten auf den ersten sieben Plätzen. Doch das sollte nicht so bleiben.

Eine Debris-Caution in Runde 53 würfelte das Klassement gehörig durcheinander: Hamlin und Kenseth lieferten sich an der Spitze ein knackiges Duell. Der sonst so zurückhaltende Ford-Pilot war in Dover überraschend aggressiv unterwegs. Drei Roush-Fords befanden sich in den Top 10, denn neben Kenseth waren auch Edwards und Greg Biffle gut unterwegs.

Nach 75 kurzweiligen Runden gab es bereits vier Gelbphasen und Kurt Busch übernahm an der Box die Spitze vor Biffle, Casey Mears, Edwards, Kenseth, Hamlin, Jeff Gordon, Kyle Busch, Kevin Harvick und Dale Earnhardt Jr. - Dover bot packende Zweikämpfe mit andauernd wechselnden Positionen, ein ganz anderes Bild als vor Wochenfrist in New Hampshire, obwohl auch auf der Monster-Mile mit dem Car of Tomorrow gefahren wurde.

Starke Ford-Piloten in Dover

Juan Pablo Montoya Jeff Gordon

Jeff Gordon und Juan Pablo Montoya fuhren in Dover ein unauffälliges Rennen Zoom

Kenseth präsentierte sich stark und übernahm bald wieder das Kommando von Kurt Busch, während sich dahinter Carl Edwards mit nur zwei frischen Reifen locker auf Position drei hielt, und kurze Zeit später am Penske-Dodge von Busch vorbeiziehen konnte. Drei Roush-Piloten lagen nun in den Top 4, erst danach folgte die gesamte Chevrolet-Armada in Lauerstellung.

Während Loudon-Sieger Clint Bowyer durch eine gute Boxenstrategie von seinem letzten Startplatz aus bereits in den Top 20 lag, kamen Tony Stewart und Jeff Burton zunächst nicht nach vorne. Beide Chase-Teilnehmer lagen um Position 30 herum, kämpften sichtlich mit dem Fahrverhalten ihrer Chevys und nach 145 Runden drohte bereits eine Überrundung.

Eine etwas kuriose Gelbphase rettete die beiden zunächst, denn der in Runde 80 bei einem Stopp durch einen herumfliegenden Reifen verletzte Waltrip-Mechaniker Art Harris musste ins Krankenhaus gefahren werden, und deswegen wurde ein Ambulanz-Fahrzeug über die Strecke aus dem Infield herausgeleitet. Harris konnte nach einem gründlichen Check das Hospital aber noch vor dem Rennende verlassen.

Edwards auch durch die Technik nicht zu stoppen

Carl Edwards MartinTruex Jr. Casey Mears

Carl Edwards kämpfte sich nach einem Rückschlag wieder nach vorne Zoom

Gegen Rennmitte befanden sich plötzlich einige Playoff-Teilnehmer in größeren Schwierigkeiten. Carl Edwards hatte dabei noch Glück im Unglück: Ein Problem mit dem Gaspedal ließ ihn zwar weit zurückfallen, durch eine direkt folgende Gelbphase blieb der Ford-Pilot jedoch in der Führungsrunde. Kevin Harvick hatte hingegen Pech: Der Childress-Pilot musste unter Grüner Flagge zum Reifenwechsel, und fiel gleich zwei Runden zurück.

Matt Kenseth berichtete unterdessen von Problemen mit seiner Lichtmaschine, was seiner starken Performance jedoch noch keinen Abbruch tat. Auch Polesitter Jimmie Johnson erwischte es mit einem Plattfuß und zugehörigem Rundenrückstand, während Edwards bereits wieder an die Top 10 anklopfte. Mit Harvick, Johnson, Stewart und Burton hatten nun bereits vier Chase-Teilnehmer großen Rückstand.

Zur Rennhalbzeit erwischte es die Nummer fünf: Denny Hamlin schob Kyle Petty hart in die Mauer, und der Joe-Gibbs-Pilot fuhr direkt in seine Garage. Das Dodge Dealers 400 entwickelte sich also zu einem echten Ausscheidungsrennen in Sachen Nextel-Cup-Chase 2007.

Martin schleicht sich in die Spitzengruppe

Mark Martin

Mark Martin spielte in Dover wieder einmal seine ganze Routine aus Zoom

Nach der folgenden Stopp-Phase lauteten die Top 10: Kenseth, Kurt Busch, Greg Biffle, Kyle Busch, Ryan Newman, Casey Mears, Martin Truex Jr., Mark Martin, Jeff Gordon und Juan Pablo Montoya. Der Kolumbianer löste nach einer Zusammenkunft mit Jamie McMurray gleich die nächste Gelbphase aus, im Verlauf derer nun unterschiedliche Benzin-Strategien zum tragen kamen.

Denn nicht alle Top-Piloten kamen zum Service und so lautete die Reihenfolge Kenseth vor den beiden Penske von Kurt Busch und Newman, Ein starker Carl Edwards lag bereits wieder auf Rang vier, während Harvick erneut mit einem Reifenproblem kämpfte und dadurch endgültig hoffnungslos zurückfiel.

Der überfällige Führungswechsel geschah in Runde 266: Edwards überholte seinen Teamkollegen Kenseth und auf Rang drei hatte sich - heimlich, still und leise - der NASCAR-Veteran Mark Martin nach vorne geschlichen. Martin schnupfte ebenfalls den mit Übersteuern kämpfenden Kenseth und begann seinerseits nun Edwards unter Druck zu setzen.

Ford bestimmt die Pace

Matt Kenseth

Roush-Pilot Matt Kenseth war einer der großen Pechvögel von Dover Zoom

Roush, DEI und Penske machten nun die Top 8 unter sich aus: Je drei Roush-und DEI-Piloten, sowie beide Penske-Dodge teilten sich die Spitzenplätze. Der Reigen der vorletzten Boxenstopps unter grüner Flagge wurde in Runde 288 eröffnet, als Edwards und Kenseth zum Service kamen.

Martin und Biffle pokerten derweil und hofften jetzt auf eine Gelbphase. Doch die kam nicht und so musste auch der DEI-Veteran 90 Runden vor dem Ende zum Tanken. 75 bis 80 Runden war das vermutete Benzinfenster der Monster-Meile und vier Umläufe später war auch Greg Biffle als letzter Spitzenpilot in der Box.

Die beiden Roush-Piloten Edwards und Kenseth legten an der Spitze ein derartiges Höllentempo vor, dass 70 Runden vor Schluss nur noch zehn Autos in der Führungsrunde lagen. Zwanzig Umläufe später waren es gar nur noch sechs Boliden, doch beide Ford-Fahrer würden noch einmal zum Tanken fahren müssen.

Spektakulärer Massencrash am Ende

Kurt Busch

Kurt Busch löste in der Schlussphase eine Massenkarambolage aus Zoom

Was folgte, war eine spektakuläre und hochdramatische Schlussphase: 46 Runden vor dem Ende rief NASCAR eine Debris-Caution aus, und das spielte nun natürlich Edwards und Kenseth in deren Benzinkarten. Auch Martin und Biffle kamen in die Box, Truex Jr. und Newman vervollständigten die sechs Piloten, die noch in der Führungsrunde lagen.

BAM-Pilot John Andretti und Tony Raines hatten kurz darauf einen harten Einschlag, während Matt Kenseth sich mit einem auf nur noch sieben Zylindern laufenden Ford-Triebwerk herumschlagen musste, und wenig später mit einem kapitalen Motorschaden liegen blieb. Auch in seinem Chase-Rennen Nummer 31 sollte der Ford-Star sieglos bleiben.

Edwards war damit seinen Hauptkonkurrenten los. Der langjährige Roush-Star Martin lag auf Rang zwei, Biffle im zweiten Ford auf Position drei, als 14 Runden vor dem Ende dann ein echter Massencrash geschah, den Kurt Busch mit einem geplatztem Vorderreifen auslöste. Ryan Newman, Martin Truex, Reed Sorenson, Scott Riggs, Kasey Kahne, Jimmie Johnson, Jeff Green, J.J. Yeley und Bobby Labonte waren allesamt involviert, und das Rennen wurde unterbrochen.

Edwards hält die Konkurrenz auf Distanz

Carl Edwards

Carl Edwards gewinnt in Dover sein Saisonrennen Nummer drei Zoom

Elf Runden vor Schluss der Restart: Edwards, Martin, Biffle und Dale Earnhardt Jr. lauteten die ersten Vier, die den Sieg unter sich ausfahren würden. Doch der stark ondulierte Chevrolet von Truex löste sich buchstäblich in seine Einzelteile auf, und rief dadurch erneut eine Gelbphase hervor, obwohl sich der DEI-Pilot ohne Motorhaube und Kotflügel immer noch auf Platz sieben in der Führungsrunde befand.

Carl Edwards ließ sich jedoch nicht mehr die Butter vom Brot nehmen, und gewann den kurzen Schlusssprint vor Greg Biffle, Dale Earnhardt Jr., Mark Martin, Kyle Busch, Casey Mears, Jeff Burton, Jamie McMurray, Tony Stewart und Juan Pablo Montoya.

Jeff Gordon wurde Elfter und führt nun die Nextel-Cup-Gesamtwertung an. Wie spannend sich das diesjährige NASCAR-Finale zu entwickeln scheint, zeigt ein Blick auf die Punktabstände: Die ersten sechs Piloten trennen gerade einmal 18 Punkte. Lediglich Harvick, Kenseth, Kurt Busch und Hamlin liegen bereits über 100 Zähler zurück.

Brian Vickers wurde guter 16. und konnte damit in der Ownerwertung im wichtigen Kampf um Platz 35, der einen festen Startplatz garantiert, wertvollen Boden gutmachen. Der Red-Bull-Pilot fand Anschluss an Scott Riggs und liegt jetzt nur noch wenige Punkte hinter Position 37 zurück.