• 11.11.2014 10:46

  • von Pete Fink

Die vier Finalisten 2014: Ryan Newman (4)

Kevin Harvick, Joey Logano, Denny Hamlin und Ryan Newman fahren am Sonntag um den NASCAR-Titel 2014 - 'Motorsport-Total.com' stellt sie vor

(Motorsport-Total.com) - Hello Newman! Er ist ohne jeden Zweifel der ganz große Underdog, der das neue Chase-System ad absurdum führen könnte. Alleine die Qualifikation von Ryan Newman ist eine riesengroße Überraschung, denn damit steht tatsächlich ein Pilot in den "Final-Four", der in der gesamten Saison 2014 kein Rennen gewinnen konnte. Mehr noch: Nur ganze dreimal kam der Childress-Chevrolet mit der Startnummer 31 in die Top 5, zwei dritte Plätze in Kentucky und Martinsville sind die maximale Ausbeute Newmans.

Titel-Bild zur News: Ryan Newman

Ryan Newman ist der große Überraschungsmann im Finale Zoom

Und trotzdem steht nicht der vierfache Saisonsieger Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet) im Homestead-Finale sondern: Hello Newman! Es war ein klassisches und beinhartes Last-Minute-Manöver, das der 36-Jährige in der letzten Kurve der letzten Runde von Phoenix gegen Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet) durchgezogen hatte. Rang 11 reichte um einen winzigen Punkt pro Newman. Gordon war draußen, obwohl er in der Eliminator-Round" zweimal Zweiter geworden war und in Texas (29.) beinahe gewonnen hätte.

Kein Gordon, kein Brad Keselowski, auch kein Jimmie Johnson oder vielleicht Dale Earnhardt Jr. Sie alle sind im Saisonfinale 2014 nur staunende Beobachter, während Newman den großen Favoriten ein Schnippchen geschlagen hat. Und wer zu Saisonbeginn auf einen Final-Teilnehmer Newman gesetzt hat, der darf sich jetzt ganz sicher über ein hübsches Sümmchen freuen. "Der Rocket-Man" hat seine Rakete gezündet, nur sah sie in dieser Saison etwas anders aus als früher.

Der "Rocket-Man" und seine Poles

Woher der Spitzname "Rocket-Man" kommt, erklärt sich durch einen Blick auf die Statistik: Newman hat sagenhafte 51 Pole-Positionen zu Buche stehen. Alleine in der Saison 2003 stand er elfmal in 36 Rennen auf Startplatz eins. Diese Spezialität legte sich erst in den vergangenen Jahren. In der nun fast abgelaufenen Saison 2014 fuhr Newman noch gar nicht auf eine Pole. Unter den aktiven NASCAR-Piloten steht nur Jeff Gordon (76 Poles) vor Newman, zu Jimmie Johnson (33) klafft bereits ein großes Loch.

Apropos Johnson: Er war der große Newman-Gegner im Kampf um den Rookie-Titel 2002, den Newman mit 344:322 für sich entschied. Dazu kam, dass Roger Penske Johnsons damaligen Busch-Sponsor Alltel vom kleinen Herzog-Team abwarb, das bald danach stillgelegt wurde. Das große Glück für Johnson hieß Jeff Gordon - und der Rest ist weithin bekannte NASCAR-Geschichte. Penske hatte Newman bereits 2000 engagiert, als dieser noch an der Purdue University (Fahrzeugkonstruktion) von Indiana studierte.

Ryan Newman

Sein größter Einzelsieg: Der Triumph im 50. Daytona 500 im Februar 2008 Zoom

In seiner ersten Teilzeitsaison holte Newman, wie konnte es auch anders sein, bereits im dritten Rennen eine Pole-Position und wurde später in Kansas nur von Jeff Gordon geschlagen. 2002 ein ähnliches Spiel: Pole und Sieg in Loudon. Für fast noch mehr Aufsehen sorgte jedoch sein Erfolg im Allstar-Race 2002, das er als zweiter Rookie nach Dale Earnhardt Jr. (2000) für sich entschied. Ähnlich wie der aktuelle Penske-Pilot Joey Logano 2014 hatte Newman auch ein Breakout-Jahr in der Saison 2003.

2003 und Stewart/Haas

In dieser Saison gewann er nicht weniger als acht Saisonrennen und wurde doch nur Gesamtsechster. Newman produzierte zwar jede Menge Erfolge, aber auch viel Schrott. Zum Beispiel in Talladega, als sein geplatzter Reifen einen "Big-One" mit 27 (!) Fahrzeugen auslöste. Sein damaliger Crewchief war Matt Borland, der Newman 2004 und 2005 in den Chase brachte. Als sich Borland Ende 2006 in Richtung des neugegründeten Rennstalls von Michael Waltrip Racing verabschiedete, folgte ein hartnäckiger Durchhänger.

Die Durststrecke endete erst im Februar 2008, als Newman das 50. Daytona 500 gewann und damit Roger Penske dessen ersten Sieg im "Great American Race" schenkte. Danach war es an der Zeit für eine Luftveränderung und sein Indiana-Landsmann Tony Stewart lockte den "Rocket-Man" 2009 zu Stewart/Haas-Racing. Dort kam Newman jedoch nie über den Nummer-2-Status hinter Stewart hinaus. Zwar gelang ihm in fast jeder Saison ein Einzelerfolg, aber richtige Schlagzeilen produzierte er nicht.

Tony Stewart, Ryan Newman

Tony Stewart holt Ryan Newman zu Stewart/Haas Racing Zoom

Im Sommer 2013 wurde schließlich Kevin Harvick verpflichtet und Newman musste sich nach einem neuen Arbeitgeber umsehen. Das Childress-Team verlor neben Harvick auch Jeff Burton (Ruhestand) und so war es fast logisch, dass der erfahrene Newman der neue Teamleader bei Richard Childress Racing werden könnte. So kam es auch und der "Rocket-Man" übernahm zu Saisonbeginn das alte Burton-Team mit der Startnummer 31.

Grottige Homestead-Zahlen

Wie gesagt: Das halbe Sprint-Cup-Feld gab sich in der Saison 2014 auffälliger als Newman, aber er steht eben in den "Final-Four". Doch auch das ist, zumindest auf den zweiten Blick, einigermaßen in Zahlen erklärbar, denn Newman absolvierte bislang 10.212 von insgesamt 10.274 gefahrenen Runden. Er ist also ein absolutes Muster an Zuverlässigkeit und Konstanz, was im NASCAR-Sport seit Jahrzehnten - und nicht gerade selten - belohnt wird.

Privat ist Newman seit vielen Jahren mit Ehefrau Chrissie verheiratet, das Paar hat zwei Kinder. Newmans großes Hobby sind alte US-Karossen aus den 1950er-Jahren. Rein optisch würde der "Rocket-Man" auch sofort als Kampfsportler durchgehen, denn bei einer Körpergröße von "nur" 1,80 Meter bringt der stämmige Newman knapp 95 Kilo auf die Waage. Daher hat es in der NASCAR-Historie auch noch keinerlei überlieferte Kampfhandlungen gegeben, im Rahmen derer ihm ein Konkurrent ernsthaft an die Wäsche gehen wollte.

Ryan Newman

Ryan Newman sitzt seit Saisonbeginn im Childress-Chevy mit der 31 Zoom

Newmans Homestead-Statistik ist, um es sanft zu formulieren, äußerst durchwachsen: 12 Starts, kein Sieg und nur ein einziges Top-5-Ergebnis, das mit Rang drei aus der Saison 2012 datiert. Lediglich vier seiner 12 Homestead-Rennen beendete er wenigstens in den Top 10, ganze sieben Mal kam er dabei in der Führungsrunde ins Ziel. Es kann wirklich keinen Zweifel geben: Newman ist der große Außenseiter in den "Final-Four" - und das gilt vor allem auch in Sachen Homestead.

Die Newman-Statistik:

475 Sprint-Cup-Starts
17 Siege
97 Top-5-Platzierungen
199 Top-10-Platzierungen
51 Pole-Positionen
4.658 Führungsrunden
79.127.835 US-Dollar an Preisgeldern