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  • 24.02.2013 22:49

  • von Mario Fritzsche & Pete Fink

Daytona 500: Johnson hält "Junior" in Schach

Jimmie Johnson krönt sein 400. Sprint-Cup-Rennen mit dem zweiten Daytona-500-Sieg - Aufholjagd von Dale Earnhardt Jr. zu spät - Danica Patrick in den Top 10

(Motorsport-Total.com) - Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet) hat die 55. Ausgabe des Daytona 500 gewonnen. Im Schlusssprint hielt der fünffache NASCAR-Champion am Sonntag seinen Teamkollegen Dale Earnhardt Jr. auf Distanz und brachte in seinem 400. Sprint-Cup-Rennen Daytona-500-Sieg Nummer zwei nach 2006 unter Dach und Fach.

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson gewinnt vor Dale Earnhardt Jr.

Karierte Flagge nach 200 Runden: Jimmie Johnson vor Dale Earnhardt Jr. Zoom

"Seit 2006 hat uns hier das Pech an den Hacken geklebt, aber heute lief alles perfekt. Unser Auto war dermaßen gut, dass wir den ganzen Tag lang vorne mitfahren konnten", freute sich Johnson in der Victory Lane. Während es für den Jubilar der zweite Sieg beim "Great American Race" ist, lässt sich Crewchief Chad Knaus erstmals als Daytona-500-Sieger feiern. Beim ersten Johnson-Triumph vor sieben Jahren war Knaus gesperrt und wurde durch Darian Grubb vertreten.

Was Dale Earnhardt Jr. betrifft, so kam die Schlussattacke des Publikumslieblings trotz frenetischem Jubel der über 150.000 Zuschauer einen Tick zu spät. Mark Martin (Waltrip-Toyota) kam nach 200 Runden hinter "Junior" auf Platz drei ins Ziel. Somit verpasste der 54-jährige NASCAR-Oldie auch in seiner voraussichtlich letzten Saison den ersehnten Daytona-500-Sieg. "Ich dachte und hoffte, dass Mark hinter mir das Gleiche denken würde. Wir hatten eine Menge Schwung, aber leider ging uns dann in Turn 4 der Dampf aus", beschrieb Earnhardt die letzten Meter der letzten Runde.

Martin sah es ähnlich. "Wenn sich die Dinge etwas anders entwickelt hätten, dann hätten wir vielleicht eine Chance gehabt. Mit der 88 hatten wir einen guten Run, aber dann war Brad ein wenig zu weit hinter uns", schob der Waltrip-Pilot nach und meinte, dass die Lücke zum hinter im fahrenden Brad Keselowski (Penske-Ford; 4.) letztlich den Ausschlag gab. Ryan Newman (Stewart/Haas-Chevrolet) komplettierte nach 200 Runden die Top 5.


Fotos: Daytona 500, Rennen


Single-File-Racing prägt das Bild

Im Gegensatz zum dramatischen Nationwide-Rennen vom Samstag fuhren die Sprint-Cup-Piloten am Sonntag mit dem neuen Auto vom Typ Gen6 über weite Strecken der 200-Runden-Distanz in Single-File-Formation wie an einer Perlenschnur aufgereiht und spulten Umlauf um Umlauf ab. Pünktlich um 13:18 Uhr Ortszeit (19:18 Uhr MEZ) fiel das Startkommando, diesmal allerdings in der ungewöhnlichen Form "Drivers and Danica start your engines". Der neben Polesetterin Danica Patrick aus Startreihe eins losfahrende Jeff Gordon übernahm auf den ersten Metern sofort die Führung und führte anschließend eine Gruppe mit bis zu zehn Fahrzeugen an. Dahinter ging bereits früh eine erste größere Lücke auf.

Jeff Gordon, Danica Patrick

Anfangsphase im 55. Daytona 500: Jeff Gordon führt vor Danica Patrick Zoom

Generell war von Beginn an zu beobachten, dass das klassische Bump-Drafting mit den neuen Fahrzeugen schwieriger ist als mit dem CoT. Abgesehen von der Schlussphase waren die Autos im gesamten Feld immer durch rund eine Fahrzeuglänge getrennt. Spitzenreiter Jeff Gordon führte das Feld in Runde 28 zum ersten Routinestopp in die Boxengasse und verließ diese auch wieder auf Platz eins liegend.

Beim Restart hatte Gordon dann nicht mehr Polesetterin Danica Patrick, sondern seinen eigenen Hendrick-Teamkollegen Kasey Kahne im Nacken. Wenige Umläufe später - inzwischen hatte Jimmie Johnson in einem dritten Hendrick-Chevy die Führung übernommen - dann der erste größere Zwischenfall im Feld. Unmittelbar hinter Gordon verlor Kahne auf Platz vier liegend sein Auto auf der Anfahrt zu Turn 1 nach einer Berührung mit Kyle Busch (Gibbs-Toyota) aus der Kontrolle. "Die drei Autos vorne haben plötzlich verlangsamt und ich bin in die Eisen gestiegen, um Jeff nicht hintendrauf zu fahren. Dann habe ich einen Schlag gespürt", so Kahne, der seine zweite Hendrick-Saison mit einem enttäuschenden 36. Platz beginnt.

Frühes Aus für einige der Favoriten

Durch die Berührung Busch/Kahne wurden auch der bisherige Dominator der Daytona-Speedweeks Kevin Harvick (Childress-Chevrolet; 42.), der amtierende NASCAR-Champion Brad Keselowski, die Ex-Champions Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet; 41.) und Kurt Busch (Furntiure-Row-Chevrolet; 28.) sowie die beiden Earnhardt/Ganassi-Piloten Juan Pablo Montoya (39.) und Jamie McMurray (32.) in Mitleidenschaft gezogen und mit Ausnahme von Keselowski aus dem Kampf um die Top-Platzierungen gerissen.

Juan Pablo Montoya, Kasey Kahne, Kyle Busch, Brad Keselowski, Kevin Harvick, Jamie McMurray

Früher Ausfall für Stewart, Kahne, Montoya, McMurray und Kurt Busch Zoom

"Ich habe nur gesehen, wie die 5 (Kahne; Anm. d. Red.) umgedreht wurde, dann war es auch schon zu spät", kommentierte Harvick, der in den Tagen zuvor sowohl das Sprint Unlimited als auch sein Budweiser-Duel gewonnen hatte. Tony Stewart, der am Samstag zum siebten Mal den Nationwide-Saisonauftakt gewonnen hatte, verlor durch den Crash auch im 15. Anlauf die Chance auf seinen ersten Daytona-500-Sieg und merkte nüchtern an: "Das sind die Dinge, die du nicht kontrollieren kannst."

Kyle Busch, der die Gelbphase durch Kontakt mit Kasey Kahne unverschuldet mit ausgelöst hatte, fiel ans Ende der Führungsrunde zurück, erhielt damit aber seine Chancen im Rennen aufrecht. Wenig später verlor der Gibbs-Pilot jedoch weitere Zeit, als sein Toyota Camry beim Boxenstopp vom Wagenheber fiel. Im Zuge der ersten Runde von Boxenstopps unter Renntempo wechselte die Führung dann an Buschs Gibbs-Teamkollegen Matt Kenseth und Denny Hamlin. Was jedoch blieb war die Konstante Single-File-Racing im gesamten Feld.

Danica Patrick schreibt erneut Geschichte

Nach einer Debris-Caution verbuchte Danica Patrick in Runde 90 als erste Frau in der Geschichte der höchsten NASCAR-Liga eine Führungsrunde unter Grün. Die 30-Jährige, die in diesem Jahr ihre erste volle Sprint-Cup-Saison fährt, zeigte im gesamten Rennverlauf eine abgeklärte Vorstellung und kam nach 200 Runden schließlich auf Platz acht ins Ziel.

Jimmie Johnson, Danica Patrick

Kurz vor Halbzeit hielt Danica Patrick auch den späteren Sieger Johnson in Schach Zoom

Während Matt Kenseth an der Spitze das Tempo vorgab, wurden in Runde 139 vor allem die Siegchancen der Ford-Piloten arg dezimiert. Im Zuge einer Kollision zwischen neun Autos trugen nicht weniger als acht der neuen Fusions Beschädigungen davon. Ausgelöst wurde das Malheur durch eine Berührung zwischen Trevor Bayne (27.) und Brad Keselowski. Neben dem Youngster in Diensten der Wood Brothers und dem amtierenden Champion aus dem Penske-Team befanden sich auch die Roush-Piloten Carl Edwards (33.) und Ricky Stenhouse (12.), das Front-Row-Trio David Ragan (35.), Josh Wise (40.) und David Gilliland (38.) sowie Terry Labonte (FAS; 26.) mittendrin.

Besonders bitter für Carl Edwards: Für ihn war es bereits der fünfte Crash während der diesjährigen Daytona-Speedweeks. "Das macht echt keinen Spaß. Meine Jungs haben hier so hart gearbeitet. Wir können jetzt nur nach Phoenix fahren und hoffen, dass wir das Rennen dort dominieren werden", so der leidgeprüfte Roush-Pilot sichtlich enttäuscht.

Technische Probleme im Toyota-Lager

Doch auch die Toyota-Fraktion kam nicht unbeschadet über die 500 Daytona-Meilen. In Runde 150 bog der in Führung liegende Gibbs-Neuzugang und Vorjahressieger Matt Kenseth (37.) mit Rauchzeichen in die Boxengasse ab. "Wir wissen nicht genau, ob es das Getriebe oder der Motor war. So oder so ist es enttäuschend", sagte Kenseth, der trotz seines Ausfalls mit 86 Führungsrunden die meiste Zeit aller Piloten auf Platz eins verbrachte.

Nur zwei Runden später erwischte es auch Kenseths Teamkollegen Kyle Busch (34.). Der Toyota Camry mit der Startnummer 18 musste mit starker Rauchentwicklung aus dem Auspuff und Verdacht auf Motorschaden die Garage aufsuchen. Nach seinen anfänglichen Rückschlägen hatte sich Busch wieder nach vorn gerobbt und lag zum Zeitpunkt des Ausfalls schon wieder in den Top 3. Kurz darauf musste in Person von Waltrip-Pilot Martin Truex Jr. (24.) ein weiterer Toyota-Fahrer nach langer Zeit in der Spitzengruppe die Segel streichen. Auch am dunkelblauen Camry mit der Startnummer 56 war der Motor die Achillesferse.

Carl Edwards, Trevor Bayne, Terry Labonte, David Ragan, David Gilliland

Wurden die Toyotas von der Technik gestoppt, eliminiterten sich die Fords selbst Zoom

In der 178. von 200 Runden sorgte Jeff Burton (Childress-Chevrolet) mit einem Abflug nach Reifenschaden vorn rechts für die vorletzte Unterbrechung mit der Gelben Flagge. Zu diesem Zeitpunkt war das gesamte Feld mit Ausnahme von Scott Speed (Leavine-Ford; 23.) bereits unter Grün an der Box gewesen. Beim Restart 19 Umläufe vor der Flagge bestimmten Brad Keselowski mit einem nach den beiden vorangegangenen Zwischenfällen arg ondulierten Penske-Ford und Jimmie Johnson im Hendrick-Chevrolet das Tempo an der Spitze.

Linienwahl beim letzten Restart gibt den Ausschlag für Johnson

Zehn Runden vor Schluss traf der Führende Johnson ein auf der Strecke liegendes Aluminiumteil und vermutete zunächst eine nachhaltige Beschädigung an der Front seines Autos. Dem war jedoch nicht so. Als das Corpus Delicti im Zuge einer letzten Gelbphase vom Asphalt entfernt wurde, und das Rennen mit sechs verbleibenden Runden letztmalig freigegeben wurde, war es dann Johnson, der sich als Spitzenreiter für die Außenbahn entschied. Keselowski nahm den Schlusssprint von der Innenbahn in Angriff, musste im Verlauf der letzten Runden aber nicht nur Johnson, sondern auch das Duo Earnhardt/Martin ziehen lassen.

"Man hat heute gesehen, dass die höhere Linie deutlich schneller war. So war es auch am Schluss. Oben hatten die Fahrer jede Menge Speed. Es war nicht so, dass wir es unten nicht probiert hätten", erklärte Keselowski nach seinem ersten Rennen als amtierender NASCAR-Champion. Angesichts der Rückschläge in den Runden zuvor stellt Platz vier für den Penske-Piloten dennoch ein versöhnliches Ergebnis dar: "Wir waren dreimal drauf und dran, unser Auto zu zerstören, hatten am Schluss aber trotzdem noch eine Siegchance. Leider hat es nicht ganz gereicht."

Jimmie Johnson

Der zweite Daytona-500-Sieg für Johnson, der erste für Crewchief Chad Knaus Zoom

Hinter dem Stewart/Haas-Chevy von Ryan Newman (5.) kam Roush-Pilot Greg Biffle nach zwei zweiten Plätzen im Sprint Unlimited und in seinem Budweiser-Duel diesmal auf Platz sechs ins Ziel. Regan Smith im Phoenix-Chevrolet schob sich in der letzten Runde noch an Danica Patrick (8.) vorbei auf Platz sieben. Michael McDowell (Parsons-Ford; 9.) und J.J. Yeley (Baldwin-Chevrolet; 10.) komplettierten die Top 10.

Der aus Startreihe eins ins Rennen gegangene Ex-Champion Jeff Gordon hatte nach anfänglicher Führung mit extrem hohen Motortemperaturen zu kämpfen und fiel zwischenzeitlich ans Ende der Führungsrunde zurück. Im letzten Viertel fuhr Gordon dann wieder in den Top 5 mit, doch in der absoluten Schlussphase fiel er im Draft zurück. "Die letzten beiden Restarts liefen einfach nicht sehr gut", kommentierte der dreifache Daytona-500-Sieger nach Platz 20.

Am kommenden Sonntag steht in Phoenix, Arziona der erste Auftritt des Gen6 auf einem Ein-Meilen-Oval an. 'Motorvision TV' überträgt auch das zweite von 36 Sprint-Cup-Saisonrennen live.