• 27.02.2013 20:13

  • von Pete Fink

Horrorcrash: Wie geht es jetzt weiter?

Drei der 28 Verletzten aus Daytona haben sich bereits einen Anwalt geholt - wieder einmal steht das Thema Fangzaun im Mittelpunkt der Kritik

(Motorsport-Total.com) - Noch am Sonntagabend, direkt nach dem Daytona 500, besuchte Tony Stewart einige der Zuschauer, die 24 Stunden zuvor beim Horrorcrash von Daytona verletzt wurden. Zwei Stunden hielt sich "Smoke" im Halifax Health Medical Center auf und sprach mit ihnen. Die Bestürzung über das Geschehene war auch im Kreise der anderen Piloten groß. "Ich hatte den ganzen Tag ein flaues Gefühl über das, was gestern Abend passiert ist", sagte etwa der drittplatzierte Mark Martin stellvertretend.

Titel-Bild zur News: Kyle Larson Crash

Der Crash von Kyle Larson: Welche Lehren zieht NASCAR aus den Ereignissen? Zoom

In den Tagen danach liefen die schrecklichen TV-Bilder aus Daytona quasi im Fünf-Minuten-Takt auf den US-amerikanischen Bildschirmen. Mittlerweile hat die Anwaltskanzlei Morgan & Morgan aus Orlando bekannt gegeben, dass man die juristischen Interessen von drei der insgesamt 28 Verletzten übernehmen werde. Ob es zu einer Klage kommt, steht derzeit noch nicht fest, gilt aber als wahrscheinlich.

Im Fokus steht wieder einmal das Thema Fangzaun. Im Oktober 2011 kam Dan Wheldon auf dem Las Vegas Motor Speedway ums Leben, als sein Auto mit hoher Geschwindigkeit in den Zaun krachte. Damals zog sich Wheldon beim Aufprall an einen Halterungspfosten tödliche Kopfverletzungen zu. Jetzt also Daytona und der unglückliche Einschlag in das Cross-Gate, den schwächsten Teil der Konstruktion, der den Zuschauern vor dem Rennen den Weg auf die Strecke ermöglicht.

"Es wird Zeit, dass IndyCar, NASCAR und andere Serienbetreiber an Alternativen zum Fangzaun arbeiten", twitterte der vierfache IndyCar-Champion Dario Franchitti unmittelbar nach dem Unfall vom Samstag, bei dem der Turner-Chevrolet von Kyle Larson ein großes Loch in den Zaun schlug, was Motor und beide Reifen auf die Zuschauerseite beförderte. "Da muss eine bessere Lösung her", forderte Franchitti nicht zum ersten Mal.

Fahrer fordern Maßnahmen

Kyle Larson Turner

Das Chevy-Wrack von Kyle Larson kommt langsam zum Stillstand Zoom

Der amtierende IndyCar-Champion Ryan Hunter-Reay blies ins gleiche Horn: "Der Zaun wirkt wie eine Käsereibe und das Auto ist der Käse", verglich der Andretti-Pilot gegenüber der 'USA Today'. "Sobald ein Auto den Bodenkontakt verliert, zerlegt der Zaun das Auto in seine Einzelteile. Das ist ein Problem, das uns alle etwas angeht, aber es ist auch ein Problem, dass schnell gelöst werden kann." Zum Beispiel durch eine massive Plexiglas-Wand. "So etwas wäre revolutionär für unseren Sport."

Jimmie Johnson sieht die Plexiglas-Idee mit Vorsicht: "Ich weiß, dass es diesen Vorschlag gibt", sagte der Daytona-500-Sieger am Montag im Rahmen des Champions-Breakfasts. "Ich bin nicht grundsätzlich dagegen, aber das Letzte, was du willst, ist eine neue Gefahrensituation herbei zu schaffen. Wenn diese Wand in ihre Einzelteile zerbirst und solche Teile auf die Tribüne fliegen, dann bekommt so eine Sache noch einmal ein ganz anderes Ausmaß. Wir müssen sehr vorsichtig sein, wie wir uns diesem Problem nähern und ich weiß, dass NASCAR und die Streckenbetreiber genau so vorgehen werden."


Fotos: Daytona 500, Rennen


Was Johnson ein Dorn im Auge ist, ist die Nähe der Sitzplätze. "Die Fans sitzen so nahe am Geschehen und es gibt nun einmal Elemente in unserem Sport, die gefährlich sind. Solch ein schlimmer Crash öffnet uns dann wieder die Augen, aber glücklicherweise sind alle okay. Wir müssen daraus lernen und die richtige Technologie finden. Dies muss mit einer methodischen und klugen Herangehensweise passieren, sodass das Resultat zu unserem Sport passt und nicht ein neues Problem kreiert."

Sein Teambesitzer Rick Hendrick, dessen Chevy-Motor im Larson-Wrack eingebaut war, ist der Meinung, dass der Zaun "seinen Job erledigt" habe. Hendrick begründete seine Aussage mit der Schwere des Unfalls: "Ich habe noch nie gesehen, dass es den gesamten Vorderbau abgerissen hat. Sie sagen, dass sie Teile der Kraftübertragung immer noch nicht gefunden haben. Wie gesagt: Ich habe so etwas noch nicht gesehen, aber da gibt es einiges, was wir tun müssen." So sieht es auch Daytona-Streckenchef Joie Chitwood: "Wenn es nötig ist, dass wir Änderungen unternehmen, dann werden wir das tun."