Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat

Warum Alvaro Bautista trotz seines starken Rennens auf dem Sachsenring schlaflose Nächte hat - Und welche Fahrerwechsel sich anbahnen

Titel-Bild zur News: Alvaro Bautista

Alvaro Bautista fuhr auf dem Sachsenring ein starkes Rennen Zoom

Liebe Leser,

nach dem Grand Prix von Deutschland wurde in der Angel-Nieto-Box gefeiert. Alvaro Bautista fuhr ein starkes Rennen und kam als Fünfter vor den beiden Ducati-Werksfahrern Jorge Lorenzo und Andrea Dovizioso ins Ziel. Und das mit dem Vorjahresmotorrad! Eine super Leistung, die es aber schon im Vorjahr gab. Damals kam Bautista auf dem Sachsenring als Sechster auch vor den beiden Werksfahrern ins Ziel. Die Strecke liegt dem Spanier und er konnte das erste Mal in dieser Saison ein wichtiges Highlight zeigen. Aber das kommt zu spät.

In unserer Montagskolumne wollen wir regelmäßig eine Person auswählen, die im übertragenen Sinne schlecht geschlafen hat. Und Bautista zählt trotz seines guten Rennens zu den Verlierern des Wochenendes. Hinter den Kulissen zeichnet sich nämlich ab, dass für den Spanier im nächsten Jahr höchstwahrscheinlich kein Platz mehr in der MotoGP sein wird, denn praktisch alle Motorräder sind bereits vergeben.

Fabio Quartararo vor MotoGP-Aufstieg

Das neue SIC-Yamaha-Team wird 2019 die Startplätze vom Angel-Nieto-Team übernehmen. Auch wenn es noch nicht offiziell ist, scheint die Fahrerpaarung festzustehen. Und Bautista und Karel Abraham spielen keine Rolle, denn neben Franco Morbidelli soll Fabio Quartararo zum Zug kommen. Mit seinem Moto2-Sieg in Barcelona und dem zweiten Platz in Assen tauchte der 19-jährige Franzose aus dem Nichts auf. Vor einigen Wochen hatte niemand Quartararo für einen Wechsel in die Königsklasse auf der Rechnung.

Nach Assen sollen die Gespräche zwischen dem neuen Team und Quartararo intensiviert worden sein. Anderen Fahrern, wie zum Beispiel Bradley Smith, wurde schon abgesagt. So schnell kann das gehen! Während Quartararo nach zwei super Rennen plötzlich die größte Chance seiner bisherigen Karriere angeboten bekommt, schaut Bautista durch die Finger. Er ist ein weiterer Fahrer, der ein Opfer der frühen Fahrertransfers wird, denn sonst gibt es keine Möglichkeiten mehr.

Fabio Quartararo

Fabio Quartararo ist ein Kandidat für das SIC-Yamaha-Team Zoom

Die ersten fünf Rennwochenenden gestalteten sich für Bautista sehr schwierig, aber seit Mugello ist er immer in den Top 10. Da war das Transferkarussell aber schon praktisch beendet. Wer weiß, welche Ergebnisse er noch schafft. Einen überraschenden Podestplatz halte ich nicht für ausgeschlossen. Aber das kommt alles viel zu spät. Wird Bautista in die Superbike-WM wechseln? Und bekommt er dort überhaupt ein konkurrenzfähiges Motorrad? Es sind viele offene Fragen, die den 33-Jährigen bestimmt nicht gut schlafen lassen.

Im schlimmsten Fall könnten die schwierigen Rennen zu Saisonbeginn schon das Ende seiner Karriere eingeleitet haben. Aber auch Scott Redding und Smith können ein Lied davon singen. Das frühe Transferkarussell hat in kurzer Zeit extreme Auswirkungen für viele Fahrer. Für einige negativ, für andere positiv. Ist es fair, einen Quartararo wegen zwei starker Rennen gleich in die MotoGP zu holen? Motorsport ist knallhartes Business.


Fotos: MotoGP auf dem Sachsenring, Girls


Franco Morbidelli muss Vertragssituation lösen

Dass Morbidelli im nächsten Jahr für das SIC-Yamaha-Team fahren wird, ist wahrscheinlich, aber noch nicht fix. Auf dem Sachsenring erklärte der Italiener, dass er erst aus seinem Vertrag mit Marc VDS herauskommen muss, denn der gilt auch für 2019. Da Marc VDS wahrscheinlich im nächsten Jahr nicht mehr in der MotoGP sein wird, wird es für Morbidelli Lösungen geben. Bei VR46, der Nachwuchsakademie von Valentino Rossi, werden die richtigen Fäden gezogen.

Da weder Quartararo noch Morbidelli offiziell bestätigt sind, klammert sich Bautista noch an den letzten Strohhalm. Auf dem Sachsenring betonte er nach Fragen zu seiner Zukunft immer, dass er nur an die MotoGP denkt. Aber welche Möglichkeiten gäbe es noch? Bei Avintia-Ducati scheint Tito Rabat bleiben zu dürfen. Doch Xavier Simeon, der auch eine Option für 2019 hat, soll wackeln. Da der Belgier regelmäßig Letzter ist, ist es trotz finanzieller Mitgift verständlich, dass sich das Team nach neuen Optionen umsieht. Gerüchten zufolge wurden Gespräche mit Alex Marquez aufgenommen.

Da Bautista keine großen Sponsoren im Rücken hat, wird er sich wohl in die Liste der Fahrer einreihen, die wir im nächsten Jahr nicht mehr in der MotoGP sehen. Seit 2010 ist der 125er-Weltmeister von 2006 in der Königsklasse. Einmal startete er von der Pole-Position und dreimal stand er auf dem Podest. In der Sommerpause wird sich Bautista einige Gedanken über seine sportliche Zukunft machen müssen. Und mit Leistungen wie auf dem Sachsenring wäre es ein bitterer Abschied aus der MotoGP.

Stefan Bradl, Thomas Lüthi

Stefan Bradl (li.) war einen Tick schneller als Tom Lüthi (re.) Zoom

Wer sonst noch schlecht geschlafen hat:
Tom Lüthi: Dass die MotoGP-Karriere nach nur einer Saison vorbei sein wird, deutet sich schon länger an. Sein Manager sieht sich nach Möglichkeiten in der Moto2 um. Aber dass "Quereinsteiger" Stefan Bradl auf Anhieb schneller ist, wird Lüthi keine angenehme Nacht bereitet haben. Okay, Bradl hat insgesamt mehr Erfahrung, aber die Pause war schon relativ lang. Als Stammfahrer darf sich Lüthi nicht so die Butter vom Brot nehmen lassen.

Ihr,


Gerald Dirnbeck