IndyCar-Champ Hunter-Reay: "Ein Traum wurde wahr"

Ryan Hunter-Reay setzte einer nicht immer reibungslos verlaufenen Karriere mit dem Gewinn des IndyCar-Titels die Krone auf und peilt im Andretti-Team weitere Erfolge an

(Motorsport-Total.com) - Ryan Hunter-Reay hat es tatsächlich geschafft. Im dramatischen Saisonfinale auf dem Auto Club Speedway in Fontana nahm der Andretti-Pilot dem mit 17 Punkten Vorsprung als Tabellenführer angereisten Penske-Fahrer Will Power den ersehnten ersten IndyCar-Titel noch ab und krönte sich seinerseits zum ersten Mal zum IndyCar-Champion.

Titel-Bild zur News: Ryan Hunter-Reay, Michael Andretti, Randy Bernard

Ryan Hunter-Reay wurde im Team von Michael Andretti zum Champion Zoom

Der Weg dorthin verlief für den 31-Jährigen aus Dallas am gesamten Fontana-Wochenende alles andere als beschwerdefrei. Bei den Testfahrten am Mittwoch zerlegte Hunter-Reay seinen gelben Andretti-Chevy in Turn 2. Im Training und Qualifying fand er nie das richtige Setup und nahm das Rennen aufgrund einer Rückversetzung in der Startaufstellung wegen eines Motorwechsels nur aus der elften Startreihe in Angriff.

"Wir hatten am gesamten Wochenende zu kämpfen und haben uns total verrannt", gesteht Hunter-Reay kurz nach dem bisher größten Triumph seiner Rennfahrerkarriere und fügt hinzu: "Ich fuhr 500 Meilen lang, als ginge es um mein Leben. Ich kann es einfach nicht glauben, dass ich der IndyCar-Champion bin. Ein Traum wurde wahr."


Der neue IndyCar-Champion Ryan Hunter-Reay

Für den US-Amerikaner war es ein beschwerlicher Weg bis zum Gipfel. Zur Saison 20003 als Rookie in die ChampCar-Serie gekommen, stand er nach zwei Siegen in drei Jahren bei drei verschiedenen Teams - American Spirit Team Johansson, Herdez (dem heutigen HVM-Team) und Rocketsports - im Winter 2005/2006 ohne Cockpit da. Mit Sportwagen-Einsätzen in der Grand-Am-Serie hielt er sich über Wasser.

Nach dem Ende seiner ChampCar-Zeit wurde Hunter-Reay sogar ins Förderprogramm des NASCAR-Spitzenteams Hendrick Motorsports berufen, um mit Testfahrten auf eine mögliche Stock-Car-Karriere vorbereitet zu werden. Dort kam er allerdings kaum zum Fahren und der Hendrick-Deal wurde ebenso beinahe unbemerkt wieder aufgelöst wie er zustande gekommen war. Hunter-Reay hatte Glück, dass im Sommer 2007 ein gewisser Bobby Rahal bei ihm anrief und ihn für die zweite Hälfte der IndyCar-Saison in sein Team holte. In Watkins Glen 2008 bedankte sich der Texaner mit einem Sieg, musste sein Cockpit zum Ende der Saison aus Budgetgründen aber trotzdem räumen.

Die IndyCar-Saison 2009 begann Hunter-Reay bei Vision Racing, dem damaligen Team von IRL-Gründer Tony George, wechselte im Sommer aber erneut die Fronten und dockte bei A.J. Foyt Enterprises an. Als Erfolge ausblieben, stand der Mann aus Dallas im Winter 2009/2010 erneut auf der Straße und hatte abermals Glück, dass ihn ein Ex-IndyCar-Champion unter seine Fittiche nahm: Michael Andretti verpflichtete ihn für sein Team Andretti Autosport und Hunter-Reay bedankte sich mit sechs Siegen in drei Jahren und dem Gewinn des IndyCar-Titels an diesem Wochenende in Fontana eindrucksvoll für das Vertrauen.


Fotos: IndyCars in Fontana


"Wenn du ganz unten warst, genießt du die Höhen umso mehr", so Hunter-Reay, dem es sechs Jahre nach Sam Hornish Jr. als erstem US-Amerikaner gelang, den IndyCar-Titel zu gewinnen. Einer der ersten Gratulanten nach seiner Triumphfahrt in Fontana war der unterlegene Penske-Pilot Will Power. Die teilweise schwierige Vergangenheit hat Hunter-Reay mit seinem ersten IndyCar-Titel eindrucksvoll ad acta gelegt und um die Zukunft muss ich der neue Champion ohnehin keine Sorgen machen.

Wenige Stunden vor dem Saisonfinale in Fontana gab Michael Andretti die Verlängerung von Hunter-Reays Vertrag bekannt. Der Texaner wird auch in den Jahren 2013 und 2014 für Andretti Autosport an den Start gehen und versuchen, weitere Siege und Titel einzufahren. "Das ist absolut der richtige Platz für mich", unterstreicht der neue Champion nach seinem Titelgewinn noch einmal. Teamchef Michael Andretti sieht es genauso: "Das war einfach ein unglaublicher Tag heute. Als Will seinen Unfall hatte, wussten wir, dass das Titelrennen wieder offen ist. Dennoch war es nicht einfach. Wir gaben alles und haben es geschafft. Im nächsten Jahr werden wir sogar noch stärker sein."