• 19.06.2007 11:11

Senna: "GP2 ist härter als die Formel 1"

Bruno Senna im Interview über seinen überraschend guten Saisonstart, Geheimtipps in Silverstone und die Herausforderungen in GP2-Rennen

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Bruno, du hattest einen grandiosen Einstieg in die GP2-Serie und konntest bald deinen ersten Sieg holen. Bist du selbst über diesen Saisonstart überrascht?"
Bruno Senna: "Um ehrlich zu sein, hatte ich vor der Saison damit gerechnet, dass es etwas schwieriger sein würde, in die Top 10 zu kommen. Wahrscheinlich weil unsere Wintertests in Paul Ricard nicht so gut waren. Aber es kam ja dann offensichtlich anders."

Titel-Bild zur News: Bruno Senna

Bruno Senna hatte selbst nicht mit einem so frühen Sieg gerechnet

"Wir waren immer gut in den Top 10 dabei, eigentlich meistens sogar in den Top 5, es lief also recht gut für mich. Ich hatte nicht erwartet, dass ich schon so früh ein Rennen gewinnen könnte, das war eine schöne Überraschung für mich und es hat gezeigt, dass ich definitiv die Pace habe und Rennen gewinnen kann, wenn das Paket stimmt."#w1#

Probleme in Monaco

Frage: "Nach dem Sieg in Barcelona hattest du es in Monaco nicht einfach, aber da gab es wohl Probleme mit dem Auto, die erst nach dem Rennen entdeckt wurden?"
Senna: "Ja, das Team hat erst zu Hause in der Fabrik in England herausgefunden, dass die vordere Querstrebe gebrochen war. Unglücklicherweise kann so etwas passieren, vor allem auf einer Strecke wie in Monaco. Wir wussten, dass sie nicht schon das ganze Wochenende über gebrochen war, da wir sie vor jeder Session getestet haben. Es muss also während des Rennens passiert sein, wir wissen allerdings nicht, ob schon am Anfang oder dann gegen Ende."

"Das Auto war das ganze Rennen über nicht so gut zu fahren, und leider hatten wir an diesem Wochenende einfach nicht das beste Auto der Welt. Im ersten Sektor hatten wir richtige Probleme mit der Pace, aber mein Teamkollege Adrian Zaugg hatte dieselben Probleme. Es hatte also an ein paar Kleinigkeiten gefehlt, aber so etwas gibt es eben manchmal."

Test in Paul Ricard

"Wir haben gewisse Vorstellungen, was uns auf den nächsten Strecken erwartet." Bruno Senna

Frage: "Ihr testet jetzt zwei Tage in Paul Ricard. Was hat sich das Team für diesen Test vorgenommen?"
Senna: "Wir haben ein sehr detailliertes Testprogramm und wir werden in allen Bereichen arbeiten, wir werden einfach alles testen! Wir haben gewisse Vorstellungen, was uns auf den nächsten Strecken erwartet und ich weiß ziemlich genau, wo das Auto noch Schwachstellen hat. Das habe ich in den ersten Rennen herausgefunden und daran können wir jetzt arbeiten, um das Auto rundherum gut zu machen."

"Wenn uns das gelingt, dann glaube ich, dass wir sehr konkurrenzfähig sein können. Unsere Rundenzeiten in Paul Ricard sind zwar nie besonders gut, aber wir jagen ja auch nicht schnellen Zeiten hinterher. Deshalb denke ich, dass wir dort zwei erfolgreiche Tage haben."

Magny Cours als Neuland

Frage: "Nach dem Test stehen dann die beiden Back-to-back-Rennen in Magny Cours und Silverstone an. Welche Erfahrung hast du auf diesen Strecken und was hast du dir als Ziel gesetzt?"
Senna: "In Magny Cours bin ich überhaupt noch nicht gefahren. Ich kenne die Strecke von der PlayStation her, es wird also Piloten geben, die dort wesentlich mehr Erfahrung haben als ich. Dafür kenne ich Silverstone sehr gut und weiß auch einige Geheimtipps, wie ich dort sehr schnell sein kann. Ich werde also auf jeder Strecke mit der Erfahrung die ich habe das Beste geben."

"In Silverstone braucht man eine gute Abstimmung und eine gute Balance." Bruno Senna

"Kürzlich hatte ich in Silverstone ein großartiges Wochenende bei der Ferrari Challenge, ich habe zwei Pole Positions geholt und zweimal gewonnen. In der Formel 3 habe ich auf dem Grand-Prix-Kurs nicht gewonnen, obwohl ich eine Pole Position holen konnte. Im Rennen wurde ich Zweiter, damals war die Strecke nass. Das ist aber gut, denn ich kenne nun den Grip im Nassen und im Trockenen, deshalb bin ich zuversichtlich, dass ich dort unter allem Bedingungen stark sein kann. In Silverstone braucht man eine gute Abstimmung und eine gute Balance - wenn wir also ein gutes Auto haben, kann ich sehr zuversichtlich sein."

GP2 als Schule für die Formel 1

Frage: "Jeder spricht nun von Lewis Hamilton, und der war im vergangenen Jahr in der GP2. Nico Rosberg ist nun auch in der Formel 1. Was denkst du über die GP2 als Vorbereitungsklasse für die Formel 1?"
Senna: "Lewis ist ein hervorragender Fahrer, das war er immer schon. Und er ist ein gutes Beispiel für einen Piloten, der sein Leben für den Rennsport lebt. Er wurde von McLaren gut durch seine Karriere begleitet und hat überall gewonnen, wo er gefahren ist. Er macht einen sehr, sehr guten Job. Er hat ein gutes Auto und er bringt die Leistung, das ist wichtig. Im vergangenen Jahr in der GP2 musste er gegen mehrere Gegner fighten, er ist also ein Beispiel dafür, wir toll die GP2 ist und wie sie einen für die Formel 1 vorbereiten kann."

"Wir müssen unsere Autos für ein langes Rennen am Samstag und ein Sprintrennen am Sonntag abstimmen." Bruno Senna

"Ich denke, dass die Rennen in der GP2 härter sind als in der Formel 1. Die Rennen sind lang, wenn auch nicht so lang wie in der Formel 1, aber wir müssen sorgsam mit unseren Reifen umgehen, wir haben keine Traktionskontrolle, wir müssen unsere Autos für ein langes Rennen am Samstag und ein Sprintrennen am Sonntag abstimmen und wir müssen auch in Sachen Strategie und Boxenstopps mitdenken. Hier lernt man viel über den Rennsport."

"Die Rennen sind sehr eng und spannend, weil man aufgrund der Aerodynamik der Fahrezueg nah auffahren kann - das sorgt für Überholmanöver. Die GP2-Piloten sind wild und kämpferisch, man kann sich also nicht zurücklehnen und seine Runden abspulen. Man muss immer pushen, denn wenn jemand die Chance zum Überholen hat, dann wird er sie nutzen. Man muss immer hellwach sein."

Frage: "Ist der Kampf um die Meisterschaft in diesem Jahr ziemlich offen?"
Senna: "Definitiv. Man muss konstant viele Punkte holen, um in der Meisterschaft um gute Platzierungen mitkämpfen zu können. Ich denke, dass viele Piloten Siege holen werden, und wir hatten ja schon vier Sieger in vier Rennen. In den Sonntags-Rennen ist das allerdings ein bisschen anders, da die Startaufstellung dort in den Top 8 umgedreht ist. In so einem Rennen musst du schnell sein, beständig und so viele Punkte wie möglich holen."